Ente am Ende
Buzz And Me
Samstag, 18. Juli 2009, 16:51

Zu den zahllosen Jubiläen, die in diesem Jahr begangen werden, um von der kriseligen Gegenwart abzulenken, gehört dieser Tage ja auch der 40. Jahrestag der ersten "Schritte auf dem Mond" (wie sie der Comic-Klarlinist und Visionär Hergé seine Gestalten Tim und Struppi ja schon 1954 vorwegnehmen ließ). Im Rahmen der diesbezüglichen, rückblicksartigen Berichterstattung schien es mir, als ob der Astronaut Edwin Eugene "Buzz" Aldrin und meine Wenigkeit einiges gemeinsam hätten...Good Guy
Da wäre zunächst der Spitzname aus früher Kindheit: er "Buzz", ich "T(e)x". Dann das Schicksal des ewigen Zweiten: er war der Zweite, der die Mondoberfläche betreten durfte (dafür der Erste, der sie wieder verließ) - ich war zu Mittelstufenzeiten zweitbester Fußballer meiner Klasse, Zweiter im Tischtennisturnier, zweite Wahl bei der ersten Dame meines Herzens. Dann natürlich, dass er im Alter von 42 seinen Job geschmissen hatte und ein unstrukturiertes und von Depressionen und Alkoholmissbrauch geprägtes Leben führte - da könnte ich auch ein langes Klageliedchen von singen. Schließlich die Tatsache, dass er im Gegensatz zu manch frömmelndem Berufskollegen der diesseitigen ethisch sich bemühenden Freimaurerei anhängt, macht ihn mir zu einem Bruder im Geiste. Da kann ich ihm sogar Folgendes verzeihen: angeblich habe er dereinst einmal einen Kritiker verprügelt, der ihm ins Gesicht sagte, die Mondlandung sei im Filmstudio inszeniert worden. (Ist ja auch eine dreiste Herabwürdigung!)
PS: Die größte Ikone in der Geschichte der bemannten Raumfahrt ist und bleibt natürlich der heldenhafte und viel zu früh tödlich verunglückte Kosmonaut Юрий Алексеевич Гагарин, der erste Mensch im Weltraum (und seine tierische Vorgängerin Лайка).

senf dazu



jean stubenzweig, 2009.07.18, 17:14
Das nenne ich mal eine angemessene, vor allem pathosfreie Würdigung. Ansonsten ist's ja nicht auszuhalten – als ob der Mond gestorben wäre.

Na gut – ich war ja auch als bereits sogenannter Erwachsener (woran ich meine Zweifel habe) dabei, weshalb es wohl für mich nicht so aufregend ist. Und mondsüchtig bin ich auch nicht. Auch mit Raketen hab ich's nicht so.

Ich war damals gerade zwei Jahre alt geworden - und muss zugeben, dass zu meinen frühesten Kindheits- (und ersten Fernseh-)Erinnerungen die verwaschenen (heute würde man wohl sagen: verpixelten) Schwarz-Weiß-Bilder von irgendeiner Mondlandung gehören - ich vermute allerdings, das war schon nicht mehr Apollo 11, sondern eine höhere Hausnummer.
Besonders beeindruckt hat mich das Ganze damals jedenfalls nicht - allenfalls die drumherumstattgefundene Aufregung.


Ja, die Aufregung war enorm. Bei mir hielt sie sich zwar auch damals schon in Grenzen; die Gründe sind genannt. Aber ich bin deshalb trotzdem einige hundert Kilometer gefahren, habe mich untergeordnet, um die Gemeinschaft nicht zu gefährden: Da saßen nämlich noch Familien gemeinsam vor dem Gerät, um diesem Ereignis zu folgen. Heute hat ja jeder Zweijährige einen Großbildschirm im seinem Zimmer und schaut sich ähnliche Ereignisse wie etwa den sprichwörtlichen 11. September nebenher und in Ruhe alleine an.
senf dazu
 
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