Ente am Ende
Versuch, die Ängste der Pegidisten ernst zu nehmen:
Es wär einmal...
Donnerstag, 8. Januar 2015, 14:25

Es ist ja nicht so, dass einem alle Slogans der Pegida-Klientel als denkender Mensch absurd vorkämen – der Allgemeinplatz, dass die Regierenden Politik nach eigenem Gutdünken (und für „die Banken“) und gegen die Bevölkerungsmehrheit („das Volk“) betreiben und dabei von den „Systemmedien“ wohlwollend begleitet werden, ist ja, auch wenn dies oft mit abgeschmacktestem Nazi-Vokabular („Volksverräter! – Lügenpresse!“) daherkommt, ebensowenig von der Hand zu weisen wie die Behauptung, dass Viele, die aus der Zweiten und Dritten Welt „zu uns“ nach Westeuropa kommen, dies mit dem (durchaus verständlichen und legitimen, wenn auch nicht legalen*) Vorsatz tun, für sich und ihre Angehörigen ein kleines Stück vom großen Kuchen abzubekommen; und Jene, die auf Seelenverkäufern übers Meer und in Lastwagenladungen über die Grenzen zu kommen versuchen, sind eben oft auch nicht ein Querschnitt der ärmeren Gesellschaften, sondern eher junge, verwegene Männer – Soldiers of Fortune (Glücksritter), die im Zweifelsfall auch vor Gesetzesübertretungen nicht zurückschrecken.
Die Angst des klassischen Pegidisten gilt vielleicht weniger der Islamisierung als den vorwitzigen Gangmitgliedern unklarer, aber dubioser Herkunft, die im Viertel die Drogenszene in der Fußgängerzone oder sogar die schönsten Ecken im Stadtpark dominieren – während gegen die billigen und willigen Osteuropäerinnen im Flatrate-Puff von Seiten der Herren der Schöpfung meist nichts einzuwenden ist, denn gegen qualifizierte Zuwanderung in Dienstleistungsberufe hat ja schließlich keiner was. Aber da sind wieder die stolzen deutschen Frauen dagegen.

Das Dumme sind aber die abgestandenen und rückwärtsgewandten Schlussfolgerungen, die diese Leute offenbar ziehen – nämlich sich komplett zu entsolidarisieren, abzuschotten, Burka und Minarette (oder gleich Kopftuch und Moscheen) zu verbieten, die ungeliebten, weil unangepassten oder nicht gewinnbringenden Fremden abzuschieben, die D-Mark und strengere Grenzkontrollen einzuführen, aus der EU auszutreten und kräftig aufzurüsten…


Fordern Disziplin, wollen sich selber aber nicht länger disziplinieren lassen: Pegida-Aktivisten

Als könnte dies in einer globalen Welt zu etwas anderem als Krieg führen...
Ach, aber vielleicht gibt es ja sogar Menschen, die glauben, in so einem Krieg sei tatsächlich etwas zu gewinnen…?

Aber das Schlimme ist ja, dass dieser Krieg schon längst stattfindet, in fernen Ländern, aber (noch) zu „unserem“ Vorteil, nämlich mit „unseren“ kostbaren Waffen, zum Teil jedoch auch schon mit „unseren“ Soldaten. Und manch einer mag glauben, dass Krieg tatsächlich immer noch ultima ratio und unvermeidlich sei, wie es uns die Mächtigen einreden und vorexerzieren.

Wenn wir aber (als „Deutsche“ ebenso wie als Weltbewohner insgesamt) überleben wollen, werden wir begreifen lernen müssen, dass die Rezepte von früher nicht mehr funktionieren (und es eigentlich nie getan haben). Was unser immer wahrscheinlicher werdendes baldiges Aussterben vielleicht gerade noch verhindern könnte, wäre, sich endlich weltweit und alle zusammen (ein Mensch = eine Stimme)** an einen Tisch zu setzen, die gesamten Grundstücke, Bodenschätze, Produktionsstätten und Güter daraufzulegen und all dies dann – wie auch die Mitsprache – gerecht zu verteilen, um dann gemeinsam die drängenden ökologischen Probleme anzugehen, denen wir gegenüberstehen.
Vielleicht wäre es sogar wünschenswert, dass eine drohende Attacke von Außerirdischen die Menschheit zur Zusammenarbeit zwingen würde…?

(Wer meine alte Utopie schon kennt, darf spätestens hier aufhören zu lesen.)

Wenn wir – wie technisch längst möglich – unsere Politik und unsere Arbeit gemeinschaftlich miteinander koordinieren und organisieren würden, könnten wahrscheinlich 99 Prozent (oder jedenfalls eine überwältigende Mehrheit) der Menschen – auch hierzulande – materiell besser leben als heutzutage, wo Rüstung und Grenzbefestigung noch einen Riesenanteil des „Volksvermögens“ auffressen; nur die kleine Minderheit der Superreichen müsste auf einen Teil ihrer Luxusgüter (die Zweit- und Drittvilla, die 100-Meter-Yacht oder die Privatinsel) verzichten; und in einer solchen globalen echten Demokratie mit allseits offenen Grenzen und weltweit gleichen Löhnen für gleiche und gerecht verteilte Arbeit (und hoffentlich einem voraussetzungslosen Mindesteinkommen) gäbe es auch keinen Grund mehr für Leute aus heute noch ärmeren Ländern, ihre schöne (und oft auch viel wärmere) Heimat zu verlassen, um im kalten „Deutschland“ ihr Glück und Geld für die Familie zu machen.
Anmerkung: „Deutschland“ wäre dann auch nur noch eine Einheit mit sprachpolitischer Bedeutung.

In einer gemeinsamen, permanenten Planwirtschaft gäbe es auch keine teure Überproduktion mehr, wie sie im „freien Wettbewerb“ zwangsläufig ist; die erforderliche Arbeit würde weniger und die soziale Sicherheit nähme erheblich zu.
So hätten dann auch die vormals Reichen noch etwas gewonnen.

Die Menschen könnten dort leben, wo es ihnen gerade am besten gefällt; sie könnten arbeiten, wann und wo und vor allem als was es ihnen gerade am besten (bzw. am wenigsten schlecht) gefällt; und wer besonders unangenehme Arbeit täte, würde dafür entsprechend bestens bezahlt (bekäme also einen entsprechend höheren abstrakten Gegenwert an Arbeitszeit aller Anderen gutgeschrieben).

Wer sich „ausklinken“ und für sich allein wirtschaften und entscheiden wollen würde, alleine oder als Gruppe, könnte das auf einem seinem Anteil entsprechend großen Grundstück tun, solange dabei keine Unterdrückung oder Ausbeutung Anderer entstünde...

… und sie Alle lebten friedlich und glücklich bis ans Ende ihrer Tage; und wenn sie nicht gestorben sind…
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* “Kein Mensch ist illegal“ – schön wär’s; aber dafür müssten und sollten wir erst einmal die entsprechenden Gesetze ändern.
** Es wäre zu diskutieren und abzustimmen, ob z.B. Eltern von kleinen, im wahrsten Sinne noch „unmündigen“ Kindern für diese ein zusätzliches Stimmrecht bekommen sollten.

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