Ente am Ende
Zornige junge Männer
Donnerstag, 9. Juni 2016, 18:47

Weil ich des Themas und der Wirkungslosigkeit meiner immer wieder vorgebrachten Argumente inzwischen einfach müde bin, will ich zum vieldiskutierten (und zur breiten Empörung über "undankbare Flüchtlinge" herhaltenden) Brand in einer Düsseldorfer Notunterkunft nur noch Folgendes anmerken:

Wo über hundert junge Burschen alleine zusammengepfercht und weitgehend sich selbst überlassen werden, kommt meistens nichts Gutes (sondern Gewalt) bei heraus - das ist im Knast, beim Militär oder im Jungeninternat nicht anders...

Selbst unser Klassenlehrer im Mathe-LK meinte damals, wenn das einzige Mädchen mal nicht da war, wäre die Stimmung deutlich aggressiver.

senf dazu



herr klimlof, 2016.06.09, 20:11
Ein guter Bekannter aus dem Nachbardorf erzählt von "seinen" vier Afghanen, die in seiner Nachbrschaft leben.
Einer ist der Boss und hat ein Einzelzimmer. Die anderen Drei teilen sich ein Schlafzimmer.
Die fragten ihn eines Tages "Hitler gut?" und hoben die Daumen. "Nee, Hitler schlecht." und runter mit dem Daumen.
Die gucken sich den ganzen Tag im TV diese Hitlerhuldigungsreportagen an, natürlich ohne Deutsch zu verstehen. Wie auch? Und damals sah es für afghanische Augen offenbar attraktiver aus als das zeitgenössische Deutschland.

Mit in dem Haus wohnen noch welche aus Eritrea und ein Stück weiter Syrer, die sogar ein Kind dabei haben. Ein kleines Mädchen im Kindergartenalter, das immerhin schon bis zwanzig zählen kann. Alle Achtung!

Einer der fremdländischen Herren ist ein ganz charmanter Bursche. Mein Fahrrad nutzender Bekanter sagte über ihn "Der ist mobiler als ich. Wenn der irgendwo hin will, nimmt er sein Handy und ruft eine der vier Muttis an, die ihn dann bereitwillig durch die Gegend kutschen. Eine hat immer Zeit&Lust."
So kann Integration funktionieren, waren wir uns einig.

Mir machen eher die integrationsunfähigen "stolzen Deutschen" Sorgen.
Als ich gestern im RP-Online-Forum das eigentlich Selbstverständliche postete, nämlich dass die globalen Flucht- und Wanderungsbewegungen mit unserem Wohlstand ursächlich zusammenhängen und nur eine globale Umverteilung Abhilfe schaffen könnte, wurde mir Dummheit vorgeworfen von jemandem, der u.a. meinte: "mein Vater hat für Deutschland gekämpft" und gar nicht auf die Idee kam, dass dabei sehr viel schlimmere Verbrechen begangen wurden als illegaler Grenzübertritt oder Leistungserschleichung...

Mein Feld für humanistische Agitationsversuche sind eher Küchentische oder stuben. Von dort muss ich auch eine schleichende Hinwendung zur allgemeinen fehleinschätzung sämtlicher Lagen zur Kenntnis nehmen.
Was da so Alles befürchtet und/oder gut gefunden wird, zeigt deutlich, dass wir hier auf dem platten Lande genauso ängstlich&verbohrt werden, wie es uns aus dem TV nahegelegt wird.

Dabei gibt es hier erst seit der Asylantenlüge in den 90ern so viele Ausländer, dass sie im Stadtbild der lokalen Metropole tatsächlich auffallen optisch. Und mit denen gab es niemals Schwierigkeiten, sondern die wurden halt integriert. Zumindest macht es auf mich den Eindruck. Die Verbrechen werden von mafiösen Strukturen wie den Hells Angels begangen, die allerdings jetzt Rotweiß heißen, weil die Hells ja verboten wurden.
Die Russen, Weißrussen, Afghanen, Kurden und Afrikaner gehen ganz brav malochen, sofern sie Arbeit haben. Aber das gilt ebenso für die Indigenen hier.

Dass jetzt die Propagandatrommeln so erfolgreich sind, dass auch hier das Angstklima sich breit macht, ist ziemlich übel.
Unter AddiHit wurde hier fast 100% braun gewählt und das, ohne dass die Leute großartig politisch waren. Und das sind sie heute eigentlich auch nicht. Sie repetieren nur die Worthülsen aus dem Fernsehen. Also ich bin schon manches Mal gescheitert mit deeskalierenden Einwänden gegen Pauschalurteile ("Die Syrer sind alle Schläfer des IS")
So einen Quatsch muss man sich anhören. Echt nervig.

Es sind ja meistens die Leute, die eben gar keine oder kaum "Ausländer" kennen, die den größten Schiss (und die größten Aggressionen) haben; aber dass diese ganzen Ossis und Dorfdeppen jetzt tatsächlich wieder die Agenda bestimmen wie weiland Anfang der 1990er, macht mich mittlerweile echt fassungslos.
Ich bin zwar auch autochthon, war aber immerhin mal verheiratet mit einer (in Düsseldorf geborenen) Türkin (+ ein Sohn) und später einer Russin, insofern bin ich natürlich bei dem Thema auch nicht "objektiv" - aber wer ist das schon jemals?

Das stimmt mit den Leuten, die keine Ausländer kennen. Das ist auch meine Erfahrung.
senf dazu
 
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