Ente am Ende
Perspektive Unsterblichkeit
Montag, 27. Dezember 2021, 11:40

Gewissen Verlautbarungen zufolge ist die Wissenschaft kurz davor, einen alten Menschheitstraum zu verwirklichen und den biologisch bislang scheinbar notwendigen Tod zu überwinden. Es wäre wohl in absehbarer Zeit sogar möglich, das Altern unserer Zellen nicht nur zu verlangsamen oder gar gänzlich aufzuhalten, sondern sogar rückgängig zu machen - was bedeuten würde, wir könnten uns eine jugendliche Frische wie in unseren Zwanzigern erhalten, während wir bereits Hunderte oder Tausende von Jahren alt wären. Sterben wäre dann zwar noch freiwillig oder auch durch Krankheit, Unfall oder Mord möglich, aber eben nicht mehr unausweichlich.

Was würde ein solcher medizinischer Durchbruch aber für unser Zusammenleben bedeuten?

Vielleicht bin ich ein unverbesserlicher Optimist - aber ich glaube, dass Folge (und andererseits aber auch Voraussetzung) eines solchen Fortschritts die konsequente Demokratisierung unserer weltweiten Gesellschaft sein müsste.

Bisher leben allzu viele Menschen noch nach dem unseligen Motto: "Nach mir die Sintflut!" Die "Bewahrung der Schöpfung" bzw. die Bemühung, nachfolgenden Generationen einen halbwegs bewohnbaren und sogar lebenswerten Planeten zu hinterlassen, ist zwar in den letzten Jahren immer populärer geworden, aber noch weit davon entfernt, in politisch notwendige Konsequenzen zu münden. Wenn wir allerdings damit rechen müssten bzw. dürften, womöglich niemals an Altersschwäche einzugehen und somit theoretisch unsterblich zu sein, würden wir sicherlich mehr Verantwortungsbewusstsein im Hinblick auf unsere Mitmenschen und eventuellen Nachfahren und unsere gemeinsame Umwelt entwickeln - immerhin wären wir ja theoretisch für ewig aufeinander angewiesen.

Gleichzeitig wäre diese Option für die breiten Massen (also uns alle und nicht wieder exklusiv die "oberen Zehntausend") nur dann realisierbar, wenn wir unsere gemeinsamen Potentiale bündeln und genau darauf konzentrieren würden, anstatt in kurzsichtigem und selbstzerstörerischem Gegeneinander um die knapper werdenden Ressourcen zu konkurrieren.

Dies würde erfordern, einmal "reinen Tisch" zu machen, also die gesamten globalen Güter in Gemeinbesitz zu überführen und damit alle heutigen Gründe für Krieg, Vertreibung, Ausbeutung usw. zu überwinden, um ab dann alle anfallenden Entscheidungen gleichberechtigt gemeinsam zu diskutieren und immer nur vorläufig mehrheitlich zu entscheiden.

Entweder so, oder wir werden als Menschheit höchstwahrscheinlich über kurz oder lang (eher ersteres) zugrunde gehen.

senf dazu



txxx666, 2021.12.29, 19:34
Die wahrscheinlich einzige Person, die hier noch relativ(!) regelmäßig mitliest, gab zu bedenken, das Leben sei dann nicht mehr viel wert, da nicht kostbar - ich persönlich fände dagegen ein theoretisch ewig währendes Leben noch sehr viel wertvoller als unser heutiges elendes sterbliches Dasein...

Können Sie Gedanken lesen? Gesagt hatte ich (doch nicht Ihr einziger Leser?) ja nix, aber spontan gedacht hatte ich: "who wants to live forever?" Würde Mensch sich noch auf die Straße trauen? Würde Mensch noch irgendetwas machen, oder alles auf das ewige Morgen, das nie stattfindet, verschieben?

Bleiben Sie gesund und erhalten Sie sich, in diesen dystopischen Zeiten, Ihren Optimismus und Glauben an die Utopie und lassen Sie uns weiter dran teilhaben. Tut gut. Wir müssen uns Gutes tun, um nicht zu verzweifeln.

Vielen Dank für die guten Wünsche. Die gemeinte Person war allerdings meine Frau Mamá... ; )
senf dazu
 
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