Gestern bin ich unter die Verschwörungstheoretiker gegangen - genauer gesagt: zu einem Stammtisch des einschlägigen Blogs "Alles Schall und Rauch". Da dieser in einem örtlichen und von mir häufiger frequentierten Kulturcafé stattfand und ich die meisten Beteiligten einigermaßen gut und lange kenne, glaubte ich es riskieren zu können, dort meine altbekannte Meinung zu solcherlei Konspirationismus und zum eigentlichen Kern unserer Probleme zum Besten zu geben.
Und jetzt die gute Nachricht: Man hat mich nicht wegen abweichlerischen Ansichten in den Katakomben der betreffenden Örtlichkeit verschwinden lassen. Im Gegenteil wurde ich Zeuge eines erstaunlich disziplinierten Gedankenaustauschs politisch interessierter und (vorsichtig ausgedrückt) mainstreammedienkritischer Menschen, die nach Wahrheiten jenseits der offiziellen Geschichtsschreibung suchen; Aufhänger waren zunächst (wie so oft) die zahlreichen Ungereimtheiten rund um "Nine-Eleven".
Mein Einwand, dass die wahren Verschwörer nicht bei Jesuiten, Illuminaten, Rothschilds und Bilderbergern zu suchen seien, sondern unter den Nutznießern der kapitalistischen Weltordnung, und dass es nicht darum gehen könne, jede letzte Einzelheit irgendwelcher sinistren Verflechtungen und Manipulationen bis ins letzte Detail nachzuvollziehen, weil dafür ein ganzes Menschenleben kaum ausreichen dürfte, sondern hier und jetzt für einen Ausgleich und die Entmachtung der "Eliten" gestritten werden müsse, wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Beflügelt vom unerwartet konstruktiven Verlauf des Gesprächs setzte ich dann, kaum des Nachts am heimischen Rechner eingetroffen, gleich noch eine Öffentliche Petition an den Deutschen Bundestag auf:
Text der Petition
Der Deutsche Bundestag möge beschließen, das Instrument des Volksentscheids einzuführen und mittelfristig zur alleinigen Grundlage der politischen Willensbildung zu erheben.
Die Bundesbehörden sind aufgerufen, schnellstmöglich eine geeignete und manipulationsresistente Software-Plattform zu entwickeln und (z.B. auch in öff. Internetbüros) zur allgemeinen Verfügung zu stellen, um allen Wahlberechtigten gleichberechtigte Mitentscheidungen bei allen sie betreffenden Fragen zu ermöglichen.
Begründung:
Die heutige Form der parlamentarischen Demokratie ist ein Überbleibsel aus dem Zeitalter der Postkutschen.
Der heutige Stand der Technik ermöglicht es, jederzeit einen öffentlichen und gleichberechtigten Diskurs zu führen und eine mehrheitliche Willensbildung zu allen anstehenden Entscheidungen und somit unmittelbare Demokratie zu ermitteln.
Dieses "permanente Plebiszit" soll auf allen politischen Ebenen, kommunal, regional und bundesweit (und langfristig weltweit) das bisherige "Berufspolitikertum" ersetzen.
So, und nun wäre es ja gelacht, wenn diese Meta-Petition nicht demnächst vom Petitionsausschuss zugelassen würde, die nötigen Unterstützungsmitzeichnungen fände und demnächst in einem machtvollen Volksentscheid das faule und korrupte System hinwegfegte...
Nachtrag (16. Juli 2012): Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages hat überraschenderweise meine Petition abgeschmettert - aber dafür gibt es jetzt eine Online-Petition zum massenhaften unterschreiben, weitersagen und systemneustarten. Sei dabei!
Nur keine Scheu vor irgendwelchen vermeintlich nicht zu einem selbst passenden Positionen dieser Partei... ich denke, man sollte weder sie noch sich selbst zu ernst nehmen. Aber dass sie ein Instrumentarium entwickelt, das der direkten Demokratie dient, ist ein Punkt...
➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski