Ente am Ende
9. Zweifelsfälle
Freitag, 1. Februar 2013, 11:38

Natürlich wird es immer wieder existentielle Fragestellungen geben, in denen sich zwar Mehrheiten, aber keine echten Einigungen erzielen lassen werden. Nach dem Prinzip des kategorischen Imperativs (vgl. oben, 2c) wird es Minderheiten freigestellt sein, nach ihrer Fasson zu leben, solange sie andere dadurch nicht beeinträchtigen. Sollte sich beispielsweise eine Mehrheit dafür aussprechen, auf bestimmte Technologien (sagen wir brennstoffbetriebenen Individualverkehr) zu verzichten, eine starke Minderheit darauf aber nicht verzichten wollen, wäre es denkbar, ein der Stärke der Minderheit entsprechendes Territorium abzugrenzen und dahingehend freizugeben (die dazu erforderliche Mobilität sollte unter den oben ausgeführten Umständen kein großes Problem darstellen). Oder nehmen wir an, eine wie auch immer geartete Gruppe will sich der plebiszitären Demokratie verweigern und lieber nach dem Führerprinzip organisieren; solange sie nach außen hin nicht aggressiv oder sonstwie beeinträchtigend auftritt, könnte sie innerhalb ihrer Grenzen dieses Gesellschaftsexperiment durchführen. (Freilich ist es mehr als unwahrscheinlich, dass sich aus einer Gesellschaft, in der jeder Einzelne tagtäglich qua Meinung vielen unterschiedlichen Interessengruppen angehört, eine faschistische Bewegung herausbildet. Angesichts der Vielschichtigkeit der Persönlichkeiten mutet es ja heute schon einfach lachhaft an, Menschen nach Nationen, Klassen u.ä. einzuteilen.)

Soweit meine privaten Utopien - sicherlich könnte (und wird) alles auch ein bisschen oder sogar ganz anders kommen.

Eine Garantie, dass das permanente Plebiszit immer oder wenigstens meistens die richtigen Entscheidungen hervorbringt, gibt es freilich nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür scheint allemal sehr viel höher als bei unserer gegenwärtigen Plutokratie und all den anderen bisher vorgeschlagenen und praktizierten Herrschaftsformen.

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hastenteufel, 2013.12.11, 03:30
permanentes Plebiszit?
Der Kapitaismus wird abgewählt! Klar, warum nicht? Aber wer soll das durchsetzen? Ich kenne keine Partei die das p.P. im Programm hat. Keine Partei hat auch nur die allgemeine Richterwahl im Programm, eine wirklich sehr zahme Forderung. Alle wollen bloß möglichst weit vorne mit dabei sein, "gestalten", wie sie sagen, und zwar IM RAHMEN gegebener Bedingungen.

mfg

Eine Partei, die das politische "Primat" der Parteien abzuschaffen gedenkt, wäre freilich ein Paradox - obwohl die Piraten früher mit ihrem Konzept Liquid Democracy durchaus in diese Richtung gingen. Ich hoffe allerdings auf eine (hoffentlich nicht allzu allmählich) zunehmende Selbstbestimmung und -verwaltung durch Einführung und Ausdehnung plebiszitärer Elemente ("Volksentscheide")...
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Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

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