Ente am Ende
Donnerstag, 30. Juni 2016
Es geht doch!
Donnerstag, 30. Juni 2016, 13:45

Das Jahr 2016, dessen erste Hälfte heute zu Ende geht (Halbjahressilvester), enttäuscht mich bislang auf der ganzen Linie. Es fing schon recht beschissen an mit der ganzen Domplattenhysterie und -hetze und ging auch ebenso weiter; viele verpissten sich (David Bowie, Roger Willemsen, Manfred Deix u.v.a.) oder machten sich vom völlig verregneten Acker (die Engländer mit ihrem Brexit - erst raus aus der EU, dann aus der EM). Die Linken resignieren, die Rechten triumphieren...

Da finde ich es doch zumindest interessant, dass es vor 70 Jahren ausgerechnet in Sachsen einen Volksentscheid zur Enteignung von Kriegs- und Naziverbrechern gab (den einzigen dieser Art in allen vier Besatzungszonen), der mit 77,6 Prozent (bei einer Wahlbeteiligung von 93,7 Prozent) angenommen wurde - ein Referendum kann also auch gut ausgehen und ist eben nicht (wie heute viele Linke mutmaßen und auch törichterweise Sahra Wagenknecht vorhalten) lediglich ein Mittel für Rechtspopulisten von AfD, UKIP, FPÖ, SVP und Konsorten, um Nazi-Anliegen wie EU-Austritte, Minarett- und Burkaverbote durchzudrücken.

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Mittwoch, 29. Juni 2016
Diskursdemokratisches Manifest:
Allen ihre Stimme!
Mittwoch, 29. Juni 2016, 16:13

Die gesamte Geschichte der Menschheit – mit ihren angenommenen Ursprüngen im Urknall oder etwelchen Paradiesen, mit ihren großen Entwicklungszügen und ihren fein versponnenen, ganz individuellen Verästelungen – ist zunächst einmal ein großer Text, ein Gewebe, eine Struktur von Entwicklungslinien, Beziehungen, Verhältnissen. Wir alle sind darein verwoben und weben daran mit, haben Anteil am Textkosmos: ein ständig sich entwickelnder und wandelnder Diskurs.

Innerhalb dieses großen Diskurses sind wir jedoch in eine konkrete Zeit und einen bestimmten Raum geworfen, sind wie eine Zelle im Organismus einer bestimmten Rolle zugedacht. Unsere Nachbarschaft, unser Land und Kontinent, unsere Alterskohorte und Familienstruktur, unser Erwerbsdasein und unser Vermögen prägen unseren Status (Gesamttextanteil), unser Sprechen (Texten), unsere Begriffe. Asiaten reden von Langnasen und Europäer über Schlitzaugen, und alle schimpfen immer über die Jugend von heute.

Wenn wir Glück haben, ist unser Anteil groß: dann kennen wir viele (und vor allem die „wichtigen und richtigen“) Texte, und unser eigenes Wort hat Gewicht (unsere Texte verbreiten sich). Andere – die Meisten – dagegen haben vor allem passiv Anteil am großen Getexte, lassen sich zutexten und müssen Vieles nachplappern.

Machen wir unseren Textkosmos größer und prächtiger! Geben wir den Menschen – allen Menschen – ihre Stimmen, ihre gleichberechtigte Teilhabe am Großen Ganzen! Lassen wir die kleinen Leute, die Abgehängten und Ausgegrenzten, Ausgebeuteten und Zukurzgekommenen mitreden bei der Planung unserer gemeinsamen Zukunft, gönnen wir uns diesen niedagewesenen Luxus: echte, direkte, permanente, absolute Diskursdemokratie!

Und lassen wir uns dabei nicht von Diskursgewinnlern wie Facebook und Co. die Regeln diktieren…

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Freitag, 10. Juni 2016
ars gratia artis
Freitag, 10. Juni 2016, 14:07

Politik ist, wie mir gerade eben wieder klar und deutlich vor Augen geführt wird, ein mühseliges, frustrierendes und für einen kleinen Pimmel Mann wie mich auch absolut nutzloses Geschäft; so will ich mich nunmehr Schönerem zuwenden und mein Lieblingsgedicht präsentieren, nämlich Lenore (das auch schon Edgar Allan Poe in seinem Poem The Raven aufgegriffen hat) vom vortrefflichen, gleich mir zweimal glücklos verheirateten und schon 46jährig verstorbenen Gottfried August Bürger (1747 – 1794), dem wir auch die literarische Gestalt der Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen verdanken; hier also die komplette Ballade (256 saftige Zeilen lang, am besten laut zu lesen), die auch schon der leider bereits selige Roger Willemsen † gelegentlich begeistert zitierte:
(Auf alle, die bis zum Ende durchhalten, wartet am Schluss noch eine schmucke Illustration)

Lenore fuhr um’s Morgenrot
Empor aus schweren Träumen:
„Bist untreu, Wilhelm oder tot?
Wie lange willst du säumen?“ –
Er war mit König Friedrichs Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geschrieben,
Ob er gesund geblieben.

Der König und die Kaiserin,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sinn,
Und machten endlich Friede;
Und jedes Heer, mit Sing und Sang,
Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
Geschmückt mit grünen Reisern,
Zog heim zu seinen Häusern.

Und überall all überall,
Auf Wegen und auf Stegen,
Zog Alt und Jung dem Jubelschall
Der Kommenden entgegen.
Gottlob! rief Kind und Gattin laut,
Willkommen! manche frohe Braut.
Ach! aber für Lenoren
War Gruß und Kuss verloren.

Sie frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen;
Doch keiner war, der Kundschaft gab,
Von Allen, so da kamen.
Als nun das Heer vorüber war,
Zerraufte sie ihr Rabenhaar,
Und warf sich hin zur Erde,
Mit wütiger Gebärde.

Die Mutter lief wohl hin zu ihr: –
„Ach, dass sich Gott erbarme!
Du trautes Kind, was ist mit dir?“ –
Und schloss sie in die Arme.
„O Mutter, Mutter! Hin ist hin!
Nun fahre Welt und Alles hin!
Bei Gott ist kein Erbarmen.
O weh, o weh mir Armen!“ –

„Hilf Gott, hilf! Sieh uns gnädig an!
Kind, bet’ ein Vaterunser!
Was Gott tut, das ist wohl getan.
Gott, Gott erbarmt sich unser!“ –
„O Mutter, Mutter! Eitler Wahn!
Gott hat an mir nicht wohl getan!
Was half, was half mein Beten?
Nun ist’s nicht mehr vonnöten.“ –

„Hilf Gott, hilf! Wer den Vater kennt,
Der weiß, er hilft den Kindern.
Das hochgelobte Sakrament
Wird deinen Jammer lindern.“ –
„O Mutter, Mutter! Was mich brennt,
Das lindert mir kein Sakrament!
Kein Sakrament mag Leben
Den Toten wiedergeben.“

„Hör’, Kind! wie, wenn der falsche Mann,
Im fernen Ungerlande,
Sich seines Glaubens abgetan,
Zum neuen Ehebande?
Lass fahren, Kind, sein Herz dahin!
Er hat es nimmermehr Gewinn!
Wann Seel’ und Leib sich trennen,
Wird ihn sein Meineid brennen.“ –

„O Mutter, Mutter! Hin ist hin!
Verloren ist verloren!
Der Tod, der Tod ist mein Gewinn!
O wär ich nie geboren!
Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus!
Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus!
Bei Gott ist kein Erbarmen.
O weh, o weh mir Armen!“ –

„Hilf Gott, hilf! Geh’ nicht in’s Gericht
Mit deinem armen Kinde!
Sie weiß nicht, was die Zunge spricht.
Behalt’ ihr nicht die Sünde!
Ach, Kind, vergiss dein irdisch Leid,
Und denk’ an Gott und Seligkeit!
So wird doch deiner Seelen
Der Bräutigam nicht fehlen.“ –

„O Mutter! Was ist Seligkeit?
O Mutter! Was ist Hölle?
Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit,
Und ohne Wilhelm Hölle! –
Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus!
Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus!
Ohn’ ihn mag ich auf Erden,
Mag dort nicht selig werden.“ – –

So wütete Verzweifelung
Ihr in Gehirn und Adern.
Sie fuhr mit Gottes Vorsehung
Vermessen fort zu hadern;
Zerschlug den Busen, und zerrang
Die Hand bis Sonnenuntergang,
Bis auf am Himmelsbogen
Die goldnen Sterne zogen.

Und außen, horch! ging’s trap trap trap,
Als wie von Rosseshufen;
Und klirrend stieg ein Ritter ab,
An des Geländers Stufen;
Und horch! und horch! den Pfortenring
Ganz lose, leise, klinglingling!
Dann kamen durch die Pforte
Vernehmlich diese Worte:

„Holla, Holla! Tu auf, mein Kind!
Schläfst, Liebchen, oder wachst du?
Wie bist noch gegen mich gesinnt?
Und weinest oder lachst du?“
„Ach, Wilhelm, du? – So spät bei Nacht? –
Geweinet hab’ ich und gewacht;
Ach, großes Leid erlitten!
Wo kommst du hergeritten?“ –

„Wir satteln nur um Mitternacht.
Weit ritt ich her von Böhmen.
Ich habe spät mich aufgemacht,
Und will dich mit mir nehmen.“ –
„Ach, Wilhelm, erst herein geschwind!
Den Hagedorn durchsaust der Wind,
Herein, in meinen Armen,
Herzliebster, zu erwarmen!“ –

„Lass sausen durch den Hagedorn,
Lass sausen, Kind, lass sausen!
Der Rappe scharrt; es klirrt der Sporn.
Ich darf allhier nicht hausen.
Komm, schürze, spring’ und schwinge dich
Auf meinen Rappen hinter mich!
Muss heut noch hundert Meilen
Mit dir ins Brautbett eilen.“ –

„Ach! wolltest hundert Meilen noch
Mich heut ins Brautbett tragen?
Und horch! Es brummt die Glocke noch,
Die elf schon angeschlagen.“ –
„Sieh hin, sieh her! Der Mond scheint hell.
Wir und die Toten reiten schnell.
Ich bringe dich, zur Wette,
Noch heut ins Hochzeitbette.“

„Sag an, wo ist dein Kämmerlein?
Wo? Wie dein Hochzeitbettchen?“ –
„Weit, weit von hier! – Still, kühl und klein! –
Sechs Bretter und zwei Brettchen!“ –
„Hat’s Raum für mich?“ – „Für dich und mich!
Komm, schürze, spring’ und schwinge dich!
Die Hochzeitgäste hoffen;
Die Kammer steht uns offen.“ –

Schön Liebchen schürzte, sprang und schwang
Sich auf das Ross behende;
Wohl um den trauten Reiter schlang
Sie ihre Lilienhände;
Und hurre hurre, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Dass Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.

Zur rechten und zur linken Hand,
Vorbei vor ihren Blicken,
Wie flogen Anger, Heid und Land!
Wie donnerten die Brücken! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?“ –
„Ach nein! – Doch lass die Toten!“ –

Was klang dort für Gesang und Klang?
Was flatterten die Raben? –
Horch, Glockenklang! Horch, Totensang:
„Laßt uns den Leib begraben!“
Und näher zog ein Leichenzug,
Der Sarg und Totenbahre trug.
Das Lied war zu vergleichen
Dem Unkenruf in Teichen.

„Nach Mitternacht begrabt den Leib,
Mit Klang und Sang und Klage!
Jetzt führ ich heim mein junges Weib.
Mit, mit zum Brautgelage!
Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor,
Und gurgle mir das Brautlied vor!
Komm, Pfaff, und sprich den Segen,
Eh wir zu Bett uns legen!“ –

Still Klang und Sang. – Die Bahre schwand. –
Gehorsam seinem Rufen,
Kam’s, hurre hurre! nachgerannt,
Hart hinter’s Rappen Hufen.
Und immer weiter, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Daß Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.

Wie flogen rechts, wie flogen links
Gebirge, Bäum und Hecken!
Wie flogen links, und rechts, und links
Die Dörfer, Städt und Flecken! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?“ –
„Ach! Lass sie ruhn, die Toten.“ –

Sieh da! sieh da! Am Hochgericht
Tanzt um des Rades Spindel,
Halb sichtbarlich bei Mondenlicht,
Ein luftiges Gesindel. –
„Sasa! Gesindel, hier! Komm hier!
Gesindel, komm und folge mir!
Tanz uns den Hochzeitreigen,
Wann wir zu Bette steigen!“ –

Und das Gesindel, husch husch husch!
Kam hinten nachgeprasselt,
Wie Wirbelwind am Haselbusch
Durch dürre Blätter rasselt.
Und weiter, weiter, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Daß Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.

Wie flog, was rund der Mond beschien,
Wie flog es in die Ferne!
Wie flogen oben über hin
Der Himmel und die Sterne! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten!“ –
„O weh! Lass ruhn die Toten!“ – –

„Rapp’! Rapp’! Mich dünkt der Hahn schon ruft. –
Bald wird der Sand verrinnen –
Rapp’! Rapp’! Ich wittre Morgenluft ..
Rapp’! Tummle dich von hinnen! –
Vollbracht, vollbracht ist unser Lauf!
Das Hochzeitbette tut sich auf.
Die Toten reiten schnelle!
Wir sind, wir sind zur Stelle.“ – –

Rasch auf ein eisern Gittertor
Ging’s mit verhängtem Zügel.
Mit schwanker Gert ein Schlag davor
Zersprengte Schloss und Riegel.
Die Flügel flogen klirrend auf,
Und über Gräber ging der Lauf.
Es blinkten Leichensteine
Rund um im Mondenscheine.

Ha sieh! Ha sieh! Im Augenblick,
Huhu! ein grässlich Wunder!
Des Reiters Koller, Stück für Stück,
Fiel ab wie mürber Zunder.
Zum Schädel ohne Zopf und Schopf,
Zum nackten Schädel ward sein Kopf;
Sein Körper zum Gerippe,
Mit Stundenglas und Hippe.

Hoch bäumte sich, wild schnob der Rapp’,
Und sprühte Feuerfunken;
Und hui! war’s unter ihr hinab
Verschwunden und versunken.
Geheul! Geheul aus hoher Luft,
Gewinsel kam aus tiefer Gruft.
Lenorens Herz, mit Beben,
Rang zwischen Tod und Leben.

Nun tanzten wohl bei Mondenglanz,
Rund um herum im Kreise
Die Geister einen Kettentanz,
Und heulten diese Weise:
„Geduld! Geduld! Wenn’s Herz auch bricht!
Mit Gott im Himmel hadre nicht!
Des Leibes bist du ledig;
Gott sei der Seele gnädig!“

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Freitag, 10. Juni 2016
Die Mühen der Ebene
Freitag, 10. Juni 2016, 01:41

Als ich mich eben (in meiner Eigenschaft als Sprachwissenschaftler sowie Ex-Gatte und Vater in einer türkischen Schwiegerfamilie) wieder mal darüber geärgert habe, dass die Tagesschau (wie die meisten Massenmedien hierzulande) anscheinend nicht in der Lage, offenbar aber eher nicht willens ist, türkische Namen wie Erdoğan (*"Erdogan") und Dağdelen (*"Dagdelen") richtig zu schreiben, habe ich kurzerhand und nach alter schlechter(?) Gewohnheit flugs eine kleine Petition an ARD und ZDF aufgesetzt und diese dann bei Fratzbuch bei verschiedenen (vor allem linken, radikaldemokratischen, antifaschistischen und antirassistischen) Gruppen, in denen ich Mitglied bin, gepostet.

Die Reaktionen waren - wie so oft - ernüchternd bis erschreckend.

Einige meinten, das wäre ja wohl lächerlich und das unwichtigste Problem überhaupt; andere scherzten, dann müssten ja auch russische und chinesische Zeichen eingeführt werden; wieder andere verwiesen darauf, dass ja deutsche Umlaute im Englischen auch falsch wiedergegeben würden ("die Andern sind auch böse"); einige meinten (wohl wegen Erdoğan, dem aber immerhin meist die Ehre der korrekten Aussprache - ohne hörbares G - erwiesen wird), die Türken hätten gar keinen Respekt verdient; manche dachten, es solle darum gehen, ihnen selber Schreibfehler nachzuweisen oder Vorschriften zu machen...

Eine (ausgerechnet aus der Gruppe "Linksfraktionen") schrieb:
Meine türkischen Real-Freunde haben kein Problem damit.
(Woher weiß sie das so schnell und genau?)
Es verbietet Ihnen doch niemand, das so zu schreiben, wie Sie es möchten, oder?
So wie vor Jahrzehnten polnische Namen "eingedeutscht" wurden um einfacher zu werden, werden auch türkische Namen eingedeutscht werden. Wer aber so sehr an seiner "Ur-Schreibweise" hängt, muss wieder umziehen oder 'ne Deutsche heiraten und ihren Namen annehmen.


Eine Antirassistin meinte, ich würde damit Rassismus verharmlosen, und irgendwer behauptete, dies sei wohl ein Provokation der AfD, um die Deutschen gegen die Türken aufzubringen...

Ich versuchte dagegenzuhalten, im Prinzip mit den immer gleichen Argumenten:

Wie sich wohl die Angehörigen der NSU-Opfer Enver Şimşek und Mehmet Kubaşık fühlen mögen, wenn sie fast immer falsch als "Simsek" und "Kubasik" geschrieben (und ausgesprochen) werden, während ein Name wie François Mitterrand immer richtig geschrieben wird - Tuğçe (Albayrak) dagegen aber wieder nur *"Tugce"...?

Wenn die Tagesschau französische, spanische oder skandinavische Sonderbuchstaben korrekt wiedergeben kann, sollte das nicht auch beim Türkischen möglich sein? Und wäre alles Andere nicht Ignoranz, eine Form von Nationalchauvinismus und fast schon Rassismus?

Und dass das türkische Alphabet (genau wie das deutsche) ein lateinbasiertes mit einigen Sonderzeichen (vgl. ä, ö, ü, ß) sei und es für andere Alphabete (griechisch, kyrillisch, arabisch u.a.) und Schriftsysteme (Chinesisch u.a.) normierte Transskriptionen gebe...

Der Erfolg war und ist mehr als mäßig; die Allermeisten woll(t)en es nicht verstehen und verteidig(t)en äußerst aggressiv ihre Ignoranz. Von wegen "Internationale Solidarität"...

Erfreulich war allein, dass relativ vielen türkischen FB-"Freunden" und auch Fremden die empfohlene Petition gefiel. (Zwischenstand nach ca. zwei Stunden aber trotzdem erst 16 Unterschriften - nicht jedes "Like" ist eben eine Mitzeichnung...)

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Zornige junge Männer
Donnerstag, 9. Juni 2016, 18:47

Weil ich des Themas und der Wirkungslosigkeit meiner immer wieder vorgebrachten Argumente inzwischen einfach müde bin, will ich zum vieldiskutierten (und zur breiten Empörung über "undankbare Flüchtlinge" herhaltenden) Brand in einer Düsseldorfer Notunterkunft nur noch Folgendes anmerken:

Wo über hundert junge Burschen alleine zusammengepfercht und weitgehend sich selbst überlassen werden, kommt meistens nichts Gutes (sondern Gewalt) bei heraus - das ist im Knast, beim Militär oder im Jungeninternat nicht anders...

Selbst unser Klassenlehrer im Mathe-LK meinte damals, wenn das einzige Mädchen mal nicht da war, wäre die Stimmung deutlich aggressiver.

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Mittwoch, 1. Juni 2016
Die EM kann beginnen
Mittwoch, 1. Juni 2016, 18:07

Passend zum metereologischen Sommeranfang: veritables Fritz-Walter-Wetter (nicht nur) in Düsseldorf!

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Dienstag, 31. Mai 2016
Aus der Reihe
Zwillinge - nach der Geburt getrennt:
Dienstag, 31. Mai 2016, 15:58
Politiker
Rana Sanaullah
Schauspieler
Cheech Marin

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Freitag, 20. Mai 2016
Ex & hopp - #Brexit and/or #Vomit?
Freitag, 20. Mai 2016, 11:38

Am 23. Juni findet das Referendum über den "Brexit" statt - also kurz nach Ende der EM-Vorrunde.

Meine Prognose: wenn es für England in Gruppe B (immerhin gegen Angstgegner* wie Russland, Slowakei und Wales) schlecht ausgegangen sein sollte, werden die frustrierten Hooligans, aus denen dieses Land doch offenbar überwiegend besteht, der EU den Stinkefinger zeigen; falls es aber wider Erwarten gut gelaufen wäre (und vielleicht sogar Deutschland in Gruppe C gegen Nordirland verkackt hätte), werden die Inseldeppen die paar Tage danach immer noch so besoffen sein, dass ihnen das Ganze (UKIP, Referendum, splendid isolation usw.) gepflegt am Arsch vorbeigeht.
_________________________________________________________

* Allerdings sind bekanntlich spätestens beim Elfmeterschießen für England so ziemlich alle Teams Angstgegner.

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Dienstag, 17. Mai 2016
Das Wort zum (nicht nur) sonntäglichen Bierschiss -
frei nach Carson McCullers:

Der Arsch ist ein grausamer Kläger
Dienstag, 17. Mai 2016, 15:55

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Dienstag, 19. April 2016
Die geistige Situation der Zeit
Dienstag, 19. April 2016, 15:40

Schön, wenn sich für die eigene Minderheitenmeinung ein respektabler Vorläufer und Kronzeuge findet - so wie mir gerade der olle Oldenburger Existenzphilosoph Karl Jaspers, der schon 1931 so schön schrieb:

Es gibt nicht die eine Masse aller Menschen, sondern verschiedene sich bildende und vergehende Massen. Doch diese Massen sind wandelbar, unter sich verschieden, jeweils Erscheinung einer bestimmten Substanz menschlichen Daseins. (...) Wenn sie auch meistens dümmer und roher als jeder Einzelne aussehen, so können sie auch einmal klüger und tiefer als jeder Einzelne zu wirken scheinen.
Karl Jaspers: Die geistige Situation der Zeit, Berlin & New York 1931; S. 36

Und einen Weltkrieg später, 1966:

Demokratie heißt Selbsterziehung und Information des Volkes. Es lernt nachdenken. Es weiß, was geschieht. Es urteilt. Die Demokratie befördert ständig den Prozeß der Aufklärung.

Parteienoligarchie dagegen heißt: Verachtung des Volkes. Sie neigt dazu, dem Volke Informationen vorzuenthalten. Man will es lieber dumm sein lassen. Das Volk braucht auch die Ziele, die die Oligarchie jeweils sich setzt, wenn sie überhaupt solche hat, nicht zu kennen. Man kann ihm statt dessen erregende Phrasen, allgemeine Redensarten, pompöse Moralforderungen und dergleichen vorsetzen.

Karl Jaspers: Wohin treibt die Bundesrepublik?, in: Spiegel 17/1966

Ich vermute fast, der ehrenwerte alte Herr hätte heutzutage auch das Konzept des Permanenten Plebiszits propagiert...

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Montag, 18. April 2016
私は引きこもりです
Montag, 18. April 2016, 19:19

Durch Zufall bin ich auf einen modernen Fachausdruck gestoßen, der mein derzeitiges Dasein - fernab meiner einstigen innerstädtischen Wirkungsstätten - ziemlich gut beschreibt:
Als Hikikomori (jap. ひきこもり, 引き籠もり oder 引き篭り, „sich einschließen; gesellschaftlicher Rückzug“) werden in Japan Menschen bezeichnet, die sich freiwillig in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschließen und den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren.
Allerdings habe ich - im Gegensatz zu den ganz klassisch-traurigen Fällen - immerhin noch einen feinen, nach Süden in einen Garten gehenden Balkon.

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Çok ayıp!
Montag, 18. April 2016, 18:03

Das eigentlich Katastrophale am Merkelschen Umgang mit der sog. "Böhmermann-Affäre" ist ja weniger ihr (voraussichtlich geringer) Einfluss auf die hiesige Meinungsfreiheit, sondern auf die in der Türkei selber, wie Yasemin Ergin in einem Artikel in der FASZ (17. April 2017, S.7; nicht online) ausführt: in der türkischen Öffentlichkeit werde sich der Eindruck festsetzen, dass man auch in Deutschland für Präsidentenbeleidigung ins Gefängnis kommen könne, und das ist natürlich Wasser auf die Mühlen des äußerst klagefreudigen Präsidenten Erdoğan* und der türkischen Gerichte, welche, wie zu hören ist, im Gegensatz zu den sprichwörtlichen deutschen Justizmühlen weniger langsam, aber um so gründlicher mahlen...

* Erdoğan bedeutet übrigens "zum Soldaten geboren"

Und natürlich gilt weiterhin: Solidarität mit Böhmi!

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Freitag, 15. April 2016
Berliner Schmäh
Freitag, 15. April 2016, 17:41
Aus sattsam gegebenem Anlass:



Und natürlich gilt weiterhin: Solidarität mit Böhmi!

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Freitag, 15. April 2016
Der Tragödie erster Teil
Freitag, 15. April 2016, 00:02

War was?

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Mittwoch, 13. April 2016
FROM EHRENFELD WITH ♥
Mittwoch, 13. April 2016, 13:24

Jan Böhmermann (#FreeBoehmi) hat's in seiner vorerst(?) letzten Sendung schon hinreichend hinreißend klargestellt: der neue und überall wie sauer Bier beworbene Online-Shop "Barefoot Living" (wird hier nicht auch noch verlinkt), in dem Til Schweiger sich nicht entblödet, seine angeblich auch privat bevorzugten Anziehsachen, Küchenmöbel und Bettwäschen für sauteuer verticken zu wollen (z.B. ein "Brotzeitbrettl", dass anderswo keine fünf Öre kostet, für 28,90 €), ist natürlich um Längen schlechter als das überzeugende Angebot von BÖHMER WOHNEN - aus dem Sortiment:
Putzschwamm 'Pina Maria'
Aktionspreis: 60€
Hornhauthobel 'Guildo'
Aktionspreis: 120€
Schuheinlage 'Walking Dad'
Aktionspreis: 239€
und natürlich noch viele andere aufregende Lifestyle-Accessoires mehr - worauf warten wir noch?

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Das autobiographische Gedicht:
GESCHIEDENE LEUTE / VERLORENE EIER
Ein Abgesang auf die "Liebe"
Mittwoch, 13. April 2016, 12:46
Es war einmal ein Mann
der ist jetzt nur noch Ex-Mann;
dies Schicksal ist schon schwer.

Ich war gleich zweimal Mann;
bin beiderseits entmannt
und habe keine Lust mehr.

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Montag, 11. April 2016
Wer nicht sackdoof, feige und verklemmt ist, übt jetzt
Solidarität mit Böhmi!
Montag, 11. April 2016, 22:11

Solange er noch auf freiem Fuß wandeln kann und bevor alle seine Beiträge der Zensur* zum Opfer fallen, empfehle ich die oft erheiternden (und manchmal auch sehr tiefsinnigen) allsonntäglichen Hörfunksendungen von Jan Böhmermann (im Verein und Gespräch mit Olli Schulz) unter dem schönen Namen Sanft & Sorgfältig - und natürlich die Unterzeichnung der Petition Freiheit für Böhmermann!

* Und hier zu Dokumentationszwecken die Abschrift des (vom Delinquenten - siehe hier - eindeutig als Beispiel für nicht statthafte und strafbare Schmähkritik angekündigten) inkriminierten und immer wieder gelöschten Gedichts:

Sackdoof, feige und verklemmt
ist Erdoğan, der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner;
selbst ein Schweinefurz riecht schöner.

Er ist der Mann, der Mädchen schlägt
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken
und Minderheiten unterdrücken,

Kurden treten, Christen hauen
und dabei Kinderpornos schauen;
und selbst abends heißt’s statt schlafen:
Fellatio mit hundert Schafen.

Ja: Erdoğan ist voll und ganz
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
Jeden Türken hört man flöten:
"Die dumme Sau hat Schrumpelklöten!"

Von Ankara bis Istanbul
weiß jeder: dieser Mann ist schwul,
pervers, verlaust und zoophil:
Recep Fritzl Priklopil.

Sein Kopf so leer wie seine Eier,
der Star auf jeder Gangbang-Feier,
bis der Schwanz beim Pinkeln brennt:
das ist Recep Erdoğan, der türkische Präsident.


Das hätte wohl auch so in der TITANIC stehen können...

Ob ich jetzt wohl auch Morddrohungen von türkischen Rechtsradikalen (Bozkurtçular bzw. "Graue Wölfe") kriege? Die benehmen sich ja schon fast genauso gemeingefährlich wie PEGIDA...


"Graue Wölfe"-Demo in München am 10. April 2016; trug der Kameramann vielleicht ein Böhmermann-Fan-T-Shirt...?

Oder man steckt mich mit Böhmi und Konsorten zusammen in so einen Horrorknast wie in Midnight Express...?

... dann doch lieber BÖHMER WOHNEN!!!

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... ältere Einträge

Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski