Ente am Ende
Agora am Rhein
Sommer der Philosophie - Düsseldorf 2015
Sonntag, 22. Februar 2015, 11:33

In Düsseldorf zeigen zur Zeit die Aufmärsche der Rechtsextremen von DÜGIDA, wie es nicht sein sollte: knapp hundert Leute marschieren von einem Zehnfachen an Polizeiaufgebot beschützt durch die dadurch komplett lahmgelegte Innenstadt, mit dem Nebeneffekt, dass sich viele von uns bei dem Protest gegen diesen braunen Spuck(!) zusammenfinden.

Warum aber laufen wir im weitesten Sinne Linken, die doch eigentlich die Fortschrittlichen sein wollen, diesen Reaktionären jetzt jede Woche buchstäblich hinterher? Wäre es nicht an der Zeit, dass wir selber anfangen zu agieren, statt weiterhin nur zu reagieren?

Die Agora

Agora (ἀγορά; betont auf der Endsilbe) hieß in den antiken griechischen Stadtstaaten der zentrale Fest- und Versammlungsort. Dort trafen sich die Philosophen zum zwanglosen hochgeistigen und politischen Gedankenaustausch; dort forderte Diogenes den mächtigen Alexander auf, ihm aus der Sonne zu gehen; und dort verwickelte Sokrates die braven Bürger in Gespräche, um ihre Selbstgewissheiten zu erschüttern und sie zum Denken anzuregen.

Die Agora in Düsseldorf

Der zentrale Fest- und Versammlungsort in Düsseldorf ist offensichtlich die Rheinuferpromenade zwischen den Treppen am Schlossturm und dem Hafenbecken am „Medienhafen“. Hier betreibt die Stadt eine Vielzahl ihrer Stadtmarketing-„Events“; hier befand sich aber auch das Refugee-Camp, fanden schon die letzte DGB-Mai-Feier, CSD und alle möglichen Kundgebungen statt. Hier flanieren an schönen Tagen Einheimische und Touristen in Scharen; hier befinden sich viele Wiesen zum gemütlichen Lagern (und in Sichtweite der Sand- und Badestrand), wo sich Leute zwanglos zusammenfinden, um ihr Bierchen zu trinken, ihre Wasserpfeife zu rauchen, zu musizieren und zu quatschen. Hier befinden sich aber auch der Landtag, das Innenministerium, der WDR, das Rathaus und viele andere wichtige öffentliche Gebäude (auch – es sei nicht verschwiegen – das Polizeipräsidium), und Altstadt, Königsallee und Hauptbahnhof sind nur wenige Minuten zu Fuß entfernt.

Was spräche also dagegen, sich hier spontan und ohne polizeiliche Anmeldung bei schönem Wetter nach Art der Flashmobs zusammenzufinden, um z.B. öffentlich in gemütlichen Runden zu aktuellen Problemen kapitalismuskritische Debatten zu führen und gegebenenfalls zu spontanen Demonstrationen mit Trommeln, Gitarren und Flöten und frisch erdachten Liedern und Forderungen aufzubrechen? Was spräche dagegen, hier (wo es keine Büdchen gibt) unbürokratisch zum Selbstkostenpreis Lebens- und Genussmittel abzugeben? Was spräche dagegen, hier z.B. bei einem Fußballländerspiel (an den Kasematten auf Großbildschirmen übertragen) dem schwarzrotgelben Einerlei ein paar schwarze, rote und bunte Fahnen entgegenzuhalten?

Agora am Rhein – Like in the Summer of Sixty-Nine

Es wäre schön, wenn es für alle Düsseldorferinnen und Düsseldorfer (und natürlich nicht nur die) auf der Suche nach nicht-kommerziellen Treffpunkten wenn schon nicht selbstverständlich, so doch zumindest eine der ersten Optionen wäre, bei schönem Wetter auf die Agora am Rhein zu kommen, um dort in anregender Gesellschaft mit Gleichgesinnten und Passanten im öffentlichen Raum Visionen und Vorbilder eines besseren Lebens zu schaffen.

(Vorschläge aller Art dazu gerne auf dieser FB-Seite)

senf dazu


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