
Innerhalb des größeren Verblendungs-zusammenhangs, den wir Kapitalismus nennen, bricht der Journalist Tobias Kniebe eine Lanze für das Urheberrecht; denn er findet, dass es Wege geben muss, sehr, sehr reich zu werden und nennt als Beispiel die Milliardärin(!) Joanne K. Rowling. Mehr noch: Genauso muss es all die arroganten Rapper mit ihren Luxusvillen geben und ihren Garagen voller Luxuskarossen... aber warum eigentlich?
Der Punkt ist, dass sie eine symbolische Möglichkeit repräsentieren, aus dem großen Hamsterrad der Existenz schlagartig auszubrechen.
In diesem Punkt möchte ich dem Herrn sogar beipflichten. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass es für diesen "Ausbruch aus dem Hamsterrad" obszöner Reichtümer bedarf (und schon gar nicht eines exorbitanten "Copy-Rights" samt drakonischer Strafen für kleine Schwarzkopierende), sondern - aber das könnt ihr euch sicherlich schon denken...
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☞ Ceterum censeo capitalismum esse opprimendum.*
* "Außerdem bin ich der Meinung, dass der Kapitalismus überwunden werden muss."
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Düsseldorf, den 12. 9. 2012
Sehr geehrter Herr Friedmann,
Sie haben gestern in Düsseldorf eine (wie ich finde) ziemlich gute Rede gehalten, in der Sie jeden Einzelnen in die Pflicht nahmen, gegen rechte Gewalt - und zwar bereits bei deren Anfängen, der Verächtlichmachung bestimmter Personengruppen - aufzustehen und einzutreten.
Ich hätte Sie allerdings gerne gefragt, ob Sie mit diesem Anliegen nicht in der falschen Partei sind; immerhin war es die CDU/CSU (neben der FDP), die nach 1945 vielen ehemaligen hochrangigen Nazis den Weg in die Parlamente der BRD geebnet hat - etwa dem Kommentator der Nürnberger Rassengesetze Hans Globke, der unter Adenauer Chef des Bundeskanzleramts wurde, oder Kurt Georg Kiesinger, Bundeskanzler 1966 bis 1969, der für seine NSDAP-Mitgliedschaft von Beate Klarsfeld öffentlich geohrfeigt wurde; und es war auch die CDU/CSU, die Willy Brandt einst im Wahlkampf als "Vaterlandsverräter" denunzierte, weil dieser im Widerstand gegen Hitler aktiv gewesen war.
Sie haben auch kurz an die rechtsradikalen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen vor 20 Jahren erinnert; aber wie haben Sie sich eigentlich seinerzeit gegenüber ihrem Parteifreund Rudolf Seiters positioniert, der die Pogromszenen als Legitimation nahm, eine massive Einschränkung des Asylrechts durchzusetzen?
Auch hätten Sie vielleicht ein wenig auf die ökonomischen bzw. kapitalistisch-systemischen Funktionen und Interessen rechter Politik eingehen können; gerade hier in Düsseldorf sicherte sich Hitler 1932 im Parkhotel die Sympathien und die Unterstützung des deutschen Industriellen-Clubs, der dann von seiner Politik der Arisierung und Hochrüstung profitierte - so wie heute die parlamentarischen Arme der deutschen Wirtschaft (also v.a. FDP und CDU/CSU) nach dem alten imperialistischen Motto divide et impera mit Stimmungsmache gegen Ausländer die Unterdrückung und Ausbeutung der eigenen und anderer Bevölkerungen betreiben.
Ich fände es schön, wenn Sie Ihren Worten Taten folgen ließen und aus dieser rechtesten Partei im Bundestag austreten würden.
Mit freundlichen Grüßen usw.
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bringt mancherlei Verderben
In der SZ von heute (S. 30) ist zu lesen, dass rund 233 Milliarden Euro (...) im vergangenen Jahr bundesweit vererbt wurden, somit fünf Prozent des gesamten Geldvermögens aller privaten Haushalte in Deutschland. Dies nimmt die Zeitung zum Anlass, Zehn Gebote beim Erben zu veröffentlichen - u.a., um Besteuerungen zu umgehen.
Nun, die wahren Geschichten von Mord und Totschlag rund um große Hinterlassenschaften sind Legion, und nicht selten sind es die Erblasser selber, die noch zu Lebzeiten sogenannten Erbschleichern auf den Leim gehen oder auch vorzeitig zu Tode gebracht werden, da die Hinterbleibenden an ihre Reichtümer wollen. Aber solcherlei "Auswüchse" sollen hier nicht interessieren - die Frage ist, warum überhaupt etwas vererbt werden kann bzw. sollte.
"Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen beruht Vermögen auf eigener Leistung", schreibt Sahra Wagenknecht sehr richtig (zit. nach SZ vom 3. 9. 2003, S.3). Das illustriert ganz anschaulich ein Blick auf die Vermögensverteilung in Deutschland für 2007: Die ärmere Hälfte der Bevölkerung (...) besaß (...) nur 1,4 % des Gesamtvermögens und damit weniger als die zehn reichsten Deutschen im selben Jahr. Dies lässt sich wohl kaum allein mit dem größeren Geschick und Fleiß dieser zehn Superreichen erklären...
Wer besitzt denn z.B. hierzulande den Grund und Boden? Die Mehrheit der Menschen hat davon gar nichts und muss im Gegenteil Miete zahlen für ein Dach über dem Kopf; dann gibt es Viele, die immerhin ein Eigenheim mit kleinem Garten zusammengespart haben. Der überwiegende Teil des Grundbesitzes ist aber in den Händen einiger weniger "adliger" Familien - und diese haben ihn geerbt von Vorfahren, die ihn wiederum im Mittelalter unter (vorsichtig formuliert) dubiosen Umständen an sich gebracht haben.
Es gilt also: Die Ungerechtigkeit von heute ist das Erbe früheren Unrechts. *
Und dagegen gäbe es ein ganz einfaches Mittel: eine Erbschaftssteuer von 100 Prozent!
* Gleiches gilt für die Verhältnisse zwischen den Staaten: die "Dritte Welt" von heute sind die Kolonien von einst, die reichen Industriestaaten dagegen die früheren Kolonialstaaten, die andere Länder "erobert" und ihre Bewohner unterdrückt und ausgebeutet haben.

Verteilung des globalen privaten Vermögens im Jahr 2000
(in Prozent pro Zehntel der erwachsenen Bevölkerung)
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Das könnte Schule machen
Wie passt das vielbeschworene Recht auf Bildung eigentlich mit der allgemeinen Schulpflicht zusammen?
Offenbar nicht so gut...
Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen ehemalige Soldaten oftmals fast hundertköpfige Schulklassen mit dem Rohrstock in Schach hielten und ihnen die Flötentöne des Kasernenhofs beibogen; aber auch heute noch ist eine (manche würden sagen: die) Hauptaufgabe der Schule, die Kinder an einem sicheren Ort zu beaufsichtigen, zu disziplinieren und (per Benotung) zu selektieren.
So empfinden Schüler und Lehrer die Schule hauptsächlich als Zwang und reagieren zunehmend mit Unlust, Leistungsverweigerung und häufiger Abwesenheit einerseits, Notendruck, Disziplinarmaßnahmen und innerer Kündigung („Burn-Out“) andererseits. Dabei ist es eine pädagogische Binsenweisheit, dass Unterricht um so erfolgreicher ist, je mehr sich die Unterrichteten für den Lehrstoff interessieren und desto weniger äußerer Druck dabei ausgeübt wird.
Ich persönlich z.B. habe leider in den naturwissenschaftlichen Fächern (die an meiner Gesamtschule auch nur in den Jahrgangsstufen sieben bis zehn unterrichtet wurden, also dem Alter, in dem die Pubertät für mancherlei Ablenkung sorgt) bei durchweg unmotivierten und/oder unfähigen Lehrern so gut wie nichts gelernt – was ich heute derart bedauere, dass ich gerne noch einmal freiwillig in diesen Unterricht ginge (auch auf die Gefahr hin, mir auf billigen Holz- oder Plastikstühlchen die Bandscheiben zu ruinieren). Wenn ich dabei feststellen müsste, dass die Inhalte schlecht vermittelt werden, würde ich heute ebenso dagegen vorgehen wie gegen notorische Störer, denen ich nahelegen würde, ihre Zeit doch bitte anderweitig und anderswo zu verbringen. Dies ist aber leider nicht vorgesehen...
Als ehemaliger Schüler, Student, Lehrer und Dozent weiß ich zudem, wie unbefriedigend und uneffektiv es ist, wenn sich nur eine Minderheit der Anwesenden für den Stoff interessiert; denn die schiere Präsenz einer Mehrheit von Desinteressierten lähmt und verhindert die erfolgreiche Vermittlung und eine lebhafte Diskussion.
Schön wäre es also, wenn die Schule ein Ort wäre, an dem Lehrangebote gemacht würden, die von Interessierten gleich welcher Generation wahrgenommen werden könnten – ohne Pflicht zur Anwesenheit in bestimmten Klassen und ohne selektierende Benotung, in denen interessierte Gruppen verschiedenen (ja, sogar allen) Alters sich gegenseitig helfend gemeinsam wichtige und interessante Inhalte lernen könnten.
Aber dies ist natürlich Zukunftsmusik, solange wir in einem System leben, in dem es nicht darum geht, möglichst vielen Menschen möglichst viel Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, sondern darum, schon die Kleinsten an einen disziplinierten Tätigkeitstakt ab acht Uhr morgens, die unhinterfragte Hinnahme von Strukturen und Inhalten sowie Konkurrenz um gute Noten und Aufstiegschancen zu gewöhnen.
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In der Ostmark gibt es schon wieder ein offenbar gutgehendes Konzentrationslager...

Mangelernährung und Gewaltorgien: Herta L., 79, Chefin der „Sonderanstalt für mutmaßlich kriminelle Asylwerber“ auf der Kärntner Saualm
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"Präsident Obama hat versprochen, die Anhebung der Meeresspiegel zu verlangsamen und den Planeten zu heilen. Mein Versprechen ist, Ihnen und Ihrer Familie zu helfen."
Besser lässt sich der mörderische Nationalegoismus der weißen US-Mittel- und -Oberschicht wohl kaum in Worte fassen…
Hoffen wir, dass diese Faschisten nicht das Rennen machen.
(Und warum wird hierzulande eigentlich so ausgiebig über diese ganze REP-Kacke berichtet, wo wir doch gar nicht mitwählen dürfen? Weil wir die Scheiße mit ausbaden müssen? Oder vielleicht, um solche reaktionären Positionen salonfähig zu machen?)
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Ich glaube keineswegs, ich wüsste alles besser.
Ich wünsche mir nur, über die eigenen Belange gleichberechtigt mitbestimmen zu dürfen, und dass wir Erdbewohner versuchen würden, miteinander unsere Angelegenheiten zu regeln als in einer mörderischen Konkurrenz gegeneinander.
Ich glaube auch keineswegs, dass die Mehrheit immer richtig läge.
Ich glaube nur, dass Mehrheitsentscheidungen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein anstehendes Problem zu lösen imstande sind, als wenn eine kleine Minderheit – deren Kompetenz vor allem darin besteht, im bestehenden hierarchischen System in Entscheidungspositionen zu gelangen und die vor allem ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen im Auge hat – die Richtung bestimmt. Und ich glaube, dass eine Mehrheit, die sich geirrt hat, schneller ihre Meinung ändern kann als jeder Apparat, in dem Wenige (und wären es auch die Gutwilligsten und Intelligentesten) mehr Verantwortung tragen als Andere.
Ich glaube auch nicht, dass in einer echt plebiszitären Demokratie eine Mehrheit eine Minderheit unterdrücken könnte – denn wenn jeden Tag eine Vielzahl von Entscheidungen gefällt werden müsste, ist zwar jede_r Einzelne manchmal in der überstimmten Minderheit, in der Mehrzahl der Fälle aber selbst die Mehrheit. Allenfalls wird also im konkreten Fall eine Minderheitenmeinung überstimmt – wobei die Diskussion natürlich weiterginge und eine Revision durch neue Mehrheit jederzeit stattfinden könnte.
Ich glaube, dass die technischen Möglichkeiten heute bereits ausreichen, jeden Menschen auf der Erde (und sei es per Internetcafé auch in der größten Einöde) permanent mitentscheiden zu lassen. Natürlich kann nicht jeder sich für alles interessieren und darüber Bescheid wissen. Aber wenn ich in der Zeitung läse, dass vor meiner Tür eine Straße gebaut wird oder irgendwo eine Mars-Sonde gestartet wird, hätte ich schon gerne die Möglichkeit, darüber mit darüber abzustimmen, ob wir Nachbarn dort nicht lieber einen Park oder wir Menschen nicht lieber erst einmal den Hunger auf der Welt besiegt haben würden.
Ich glaube weiterhin, dass die Mehrheit (was ihre Einsichtsfähigkeit angeht, denn mehr oder weniger egoistisch sind wir alle) schon heute besser ist als ihr Ruf; dass sich aber auch das Interesse an politischer Information und Bildung überhaupt noch sehr steigern würde, wenn Alle über die eigenen Belange gleichberechtigt mitreden und mitentscheiden könnten, ohne dass sie von Partikularinteressen vertretenden Massenmedien manipuliert würden. Verantwortungsbewusstsein kann schließlich nur entwickeln, wer auch Verantwortung trägt.
Ich glaube zudem, dass wir als Menschheit dringend einen ökonomischen Ausgleich vornehmen müssen – weil es nicht sein kann, dass einige Wenige unermesslich reich sind, mehrere luxuriöse Anwesen, 100-Meter-Yachten und Privatinseln besitzen sowie über eine Armada von Lakaien verfügen, die sie bedienen und beschützen, während die Vielen weniger haben, als ihnen zustünde, und Millionen und Milliarden im Elend leben und teilweise sogar verhungern; und weil es nicht sein kann, dass die Erben der Raubritter, Unterdrücker und Ausbeuter von einst heute noch die Bodenschätze und Produktionsstätten besitzen, während die Meisten nicht anderes haben als ihre Arbeitskraft – also keine finanziellen Guthaben, keinen Grund und Boden und kaum Spielraum in der Wahl ihrer Tätigkeit.
Ich glaube überdies, dass alle Menschen – wenn sie einen gerechten Anteil an den Reichtümern der Erde besäßen – in Frieden und Zufriedenheit, ohne Sicherheitszäune und hochgerüstete Armeen an den Grenzen der Nationen oder Grundstücke und ohne Neid und Angst aus ökonomischen Gründen, zusammen leben könnten. Ich finde sogar, auch die Reichen und Mächtigen, die zunächst etwas (bzw. eine Menge) abgeben müssten von ihren Privilegien, hätten dabei etwas zu gewinnen: das Gefühl von Sicherheit und gleichberechtigtem Miteinander und wirklich freie Zeit.
Ich glaube schließlich, dass eine Weiterentwicklung und Globalisierung der Demokratie schon sehr bald kommen muss, weil die Schere zwischen Reich und Arm, wenn wir sie nicht behutsam, aber konsequent (z.B. durch eine hohe Besteuerung von Vermögen und Erbschaften) wieder schließen, schon bald in anderer Form zuschnappen wird – in Form eines Dritten Weltkriegs bzw. eines globalen Bürgerkriegs, der natürlich in anderen (ärmeren) Teilen der Welt längst im Gange ist und der immer bedrohlichere Formen annimmt.
Und ich glaube, dass diese notwendige (Teil-)Entmachtung und (Teil-)Enteignung der wenigen Reichen und Mächtigen auch ohne große Gewalt zustande kommen könnte – einfach durch die Nutzung und Weiterentwicklung schon vorhandener Institutionen, z.B. Volksentscheid, Europaparlament, UNO...
Amen bzw. ॐ (bzw. bitte hier unterschreiben...)
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Hach ja - regnerisch klingt er aus, der Sommer; und so erlaube ich mir, einer unschönen Tradition folgend, diese olle Kamelle nochmals aufzutischen:
Spätsommertag 1, 2
Wo blieb die Zeit? Der Sommer war sehr nass;
dann wieder heiß; wir saßen in den Fluren
und spielten oft den Grand auch ohne Ass.
Wir tranken dabei Bier und manchmal Wein
und rauchten auch so manche Zigarette
(die Wahrheit ist: die meisten rauchten Kette)
- doch all das scheint schon ewig her zu sein.
Wer jetzt nen Kater hat, der ahnt, woher;
mag er sich sonst auch kaum noch recht besinnen,
des Bacchus' Rache wird er nicht entrinnen.
Doch ist ihm heut der Kopp auch noch so schwer:
die nächste Sause wird schon bald beginnen!
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1 Zum morgigen Beginn des meteorologischen Herbstes
2 Sorry, RMR
Übrigens: passend zum trüben Wetter ist heute auch der 2000. Geburtstag von Caligula und der 15. Todestag von "Lady Di"...
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Als vor 20 Jahren die Pogromszenen in Rostock-Lichtenhagen über den Bildschirm flimmerten, fühlte ich mich in besonderem Maße betroffen und angewidert – aus folgenden Gründen:
(1.) Ein Jahr vorher – im Sommer 1991 – war ich mit meiner damaligen Gattin (Türkin ihres Zeichens nach Herkunft, Pass und hervorragendem Aussehen) die Ostseeküste von Lübeck bis Rügen entlanggeradelt, wobei wir einige Tage lang auf einer schwimmenden Jugendherberge in Rostock-Warnemünde übernachtet und vom benachbarten Lichtenhagen aus mehrmals die Bahn in die Innenstadt genommen hatten – ohne zu bemerken, dass wir dabei geradewegs durch die Höhle des Löwen (bzw. die Heimstatt hochgradig gewalttätiger Faschisten) spazierten.
(2.) Wenige Tage vorher – am 11. August 1992 – war unser Sohn Can zur Welt gekommen, über dessen Zukunft als "Halbtürke" in diesem Land wir uns angesichts des unverhohlen gezeigten Rassismus einigermaßen Sorgen machten.
(3.) Wenige Tage später – Anfang September – sollte ich nach Polen fahren und dort als Deutschlehrer an einer Fachhochschule arbeiten, und ich fragte mich bang, wie den Studierenden dort dieses Geschehen zu erklären sei und wie ich als "Deutscher" nun überhaupt dort aufgenommen werden würde.
Naja, das Jahr in Polen war dann doch sehr schön; mein Sohn hat kürzlich gesund und hoffentlich munter seinen 20. Geburtstag begangen; und Dütschland ist zwar immer noch ein ziemliches Scheißland, aber wenigstens noch keine nicht schon wieder eine Nazi-Diktatur; es hätte also alles noch viel schlimmer kommen können.
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Gesprächsthemen für superheiße Spätsommertage: iPhone-Skat-Apps, Bordellkrise, Bauchumfänge
Outfit: Strohhut, Sonnenbrille, Flip-Flops (alle beim 1-Euro-Shop, Friedrichstr. 27)
Dazu passende Getränke: Gurkenwasser mit Wodka ("Punkti-Punkti"), Liquid Ecstasy, Bierschorle

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Dumme-Mädchen Streich oder politische Aktion? Jedenfalls sind drei der wackeren "Pussy-Riot"-Aktivistinnen wegen ihres Spontan-Gigs (s.u.) mit Anti-Putin-Text in der Moskauer "Christ-Erlöser"-Kathedrale zu zwei Jahren Lagerhaft verknackt worden - dagegen gehen sie in Berufung, ein Gnadengesuch lehnen sie ab.
Meine Prognose: Putin wird die Drei (auch ohne entsprechendes Gesuch) begnadigen und sich so als "gütiger Herrscher" zu präsentieren versuchen.
Allerdings haben die jungen Frauen (zwei davon Mütter) bereits ein halbes Jahr Untersuchungshaft (samt Käfighaltung im Gericht) hinter sich.
Aufschlussreich aber, dass auch im Kölner Dom bei einer Soli-Demo nicht lange gefackelt wurde mit gewaltsamer Entfernung und Anzeigen:
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10 Jahre Hartz aber schmerzlich
Warum Hartz IV gelungen ist, erklärt uns dankenswerterweise ein gewisser Guido Bohsem in der SZ, und dass es allemal besser sei, für weniger Geld zu arbeiten, als sein Leben in dauerhafter Abhängigkeit vom Staat zu fristen.
Nun, das mögen viele Arbeitslose und "Geringverdienende", deren dank Agenda 2010 gesunkene Bezüge und Hungerlöhne zu einem Leben, das diesen Namen verdiente, nicht mehr reichen, eventuell anders sehen - nämlich, dass eine Politik, die Millionen Menschen in Armut und Elend gestürzt hat, derweil die Gehälter und Abfindungen der m.o.w. gescheiterten Manager und Vorstände weiterhin in astronomische Höhen steigen, als „großen Erfolg“ zu verkaufen, an Zynismus wohl kaum noch zu überbieten ist.
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So sah es bis vor ein paar Jahren auf der Wiese der Heinrich-Heine-Uni an einem warmen, sonnigen Nachmittag im Sommersemester aus:

Und so sieht die selbe Wiese heute aus, dank Studienzeitverkürzung, Anwesenheitspflicht, Hausaufgaben, Credit Points und (zwischenzeitlich) Studiengebühren:

Ja, lustig war es einst, das Studentenleben - manchmal zumindest. Schade um die schöne Zeit...
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Auch wenn ich mich in letzter Zeit leicht befremdet hier und da über manch (pseudo-)linke Verirrung geäußert habe, sollte an meiner emanzipatorischen Haltung hoffentlich kein Zweifel bestehen.
Allerdings gehöre ich nicht zu jener Sorte Antifas, die bevorzugt im Rudel auftritt und beim Anblick eines (vermeintlichen) Nazis (oder auch eines Bullen) reflexartig zu einem gewaltbereiten bis prügelgeilen Mob mutiert, sondern vertrete bekanntlich(?) die Meinung, dass eine verbale Auseinandersetzung mit Andersdenkenden (auch und gerade Faschisten) unabhängig vom Ausgang des Disputs ein formaler Gewinn, eine gewalttätige Konfrontation unter kommunikationstheoretischen Gesichtspunkten dagegen eine Niederlage darstellt (auch oder gerade dann, wenn man den Anderen kräftig die Fresse poliert haben sollte).
Der mediale Eiertanz um Frau Drygalla erscheint mir nun reichlich verlogen. Was ist passiert? Der deutsche Frauenachter ist - natürlich zum großen Ärger von Funktionären und Sportjournalisten - im "Hoffnungslauf" ausgeschieden. Da plötzlich fiel Herrn Vesper - einst grüner Bauminister unter Ex-Soze Clement, jetzt Generaldirektor des DOSB - ein bzw. auf, dass eine dieser Versagerinnen, eine verdächtig hellblonde Hünin, mit einem Manne liiert ist, der nicht nur ebenfalls bereits fürs Vaterland gerudert (überhaupt scheint diese Sportart - vielleicht wegen
dem Zwang des Zwanges zum Gleichschlag? - rechtsgerichtete Menschen besonders anzuziehen), sondern auch einschlägig als Nazi-Aktivist bekannt ist, und hat daraufhin ein "intensives Gespräch" gesucht, in dessen Konsequenz Drygalla "freiwillig" vorzeitig nach Hause gereist ist - nicht ohne vorher ein eindeutiges und "glaubhaftes" Bekenntnis zur "Olympischen Idee" abgelegt zu haben.
So weit, so schlecht. Man braucht nicht erst die Leserkommentare unter den diesbezüglichen Artikeln zu lesen, um zu erraten, dass damit (wieder einmal) eine Märtyrerin der rechten Szene geschaffen wurde: als "aufrechte Deutsche" von sogenannten "Gutmenschen" (hier ganz wortwörtlich) ausgebootet.
Interessant wäre es allerdings, diese "Olympische Idee" einmal genauer zu hinterfragen; denn auch wenn es dabei m.o.w. friedlich vonstatten geht, bleibt es doch ein Kampf der Nationen gegeneinander, bei dem die "Supermächte" (allen voran China und USA) naturgemäß die meisten Siege einfahren und in dem es vor allem auch ums Geld geht - ein getreues Spiegelbild unserer heutigen, derart ungerecht verfassten Welt also.
Schön wäre es dagegen, wenn Sporttreibende aus aller Welt abseits von unbedingtem Siegeswillen, Nationalgetöse und Funktionärsbevormundung zusammenkommen und mit- und gegeneinander spielen und wetteifern könnten.
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Das ist die griechische Dreispringerin Παρασκευή Παπαχρήστου (* 17. April 1989 in Athen; persönliche Bestweite: 14,72 Meter), die jüngst aufgrund eines missratenen Tweets von der Teilnahme bei Olympia ausgeschlossen wurde.
Das dagegen ist die griechische Dreispringerin Νίκη Πανέτα (* 21. April 1986 in Athen; persönliche Bestweite: 14,55 Meter), der ich ab kommendem Freitag intensiv die Daumen zu drücken gedenke, da ich sie (rein optisch zugegebenermaßen) außerordentlich sympathisch finde.
Bitte nicht verwechseln...
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Seit zwei Wochen gibt es in Düsseldorf unweit der Rheinpromenade ein Flüchtlings-Soli-Camp, das ich bislang wohlwollend betrachtet und ein wenig unterstützt habe, z.B. indem ich bei der Auftakt-Pressekonferenz am 18. Juli am Burgplatz zugegen war oder vergangene Woche mit ein paar Kumpeln dort musiziert (in meinem Falle: lautstark gesungen) hatte.
Vorgestern nun lag ich in der prallen Mittagshitze am Rhein, wo ich mit zwei Kollegen verabredet war, und als diese mich bereits über eine Stunde hatten warten lassen, schlenderte ich zu besagtem Camp hinüber, das von großen Transparenten gesäumt ist, auf denen nicht minder groß viel von Solidarität geschrieben steht, und fragte in die Runde der dort versammelten Aktivist_innen (immerhin sieben oder acht Leutchen, augenscheinlich allesamt "Bio-Dütsche" übrigens), ob wer so solidarisch sein könne, mir einen kurzen Handy-Anruf zu gestatten, den ich auch bezahlen wolle. Daraufhin wandten sich alle Blicke ab, und es wurde geraunt: "Ganz schlecht jetzt - Akku fast alle" usw., woraufhin ich mich wieder zum Gehen wandte und zum Abschied sagte: "Soviel zum Thema 'Solidarität'!" Daraufhin rief mir eine Frau hinterher (ich glaube, es war sogar die, welche die ganze Zeit an ihrem Ei-Phone herumfummelte): "Solidarität wäre es gewesen, wenn du was in die Spendendose geworfen hättest."
Das halte ich allerdings für ein großes Missverständnis bzw. eine grobe Missinterpretation dieses schönen Wortes.
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski