Politik ist, wie mir gerade eben wieder klar und deutlich vor Augen geführt wird, ein mühseliges, frustrierendes und für einen kleinen Pimmel Mann wie mich auch absolut nutzloses Geschäft; so will ich mich nunmehr Schönerem zuwenden und mein Lieblingsgedicht präsentieren, nämlich Lenore (das auch schon Edgar Allan Poe in seinem Poem The Raven aufgegriffen hat) vom vortrefflichen, gleich mir zweimal glücklos verheirateten und schon 46jährig verstorbenen Gottfried August Bürger (1747 – 1794), dem wir auch die literarische Gestalt der Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen verdanken; hier also die komplette Ballade (256 saftige Zeilen lang, am besten laut zu lesen), die auch schon der leider bereits selige Roger Willemsen † gelegentlich begeistert zitierte:
(Auf alle, die bis zum Ende durchhalten, wartet am Schluss noch eine schmucke Illustration)
Lenore fuhr um’s Morgenrot
Empor aus schweren Träumen:
„Bist untreu, Wilhelm oder tot?
Wie lange willst du säumen?“ –
Er war mit König Friedrichs Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geschrieben,
Ob er gesund geblieben.
Der König und die Kaiserin,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sinn,
Und machten endlich Friede;
Und jedes Heer, mit Sing und Sang,
Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
Geschmückt mit grünen Reisern,
Zog heim zu seinen Häusern.
Und überall all überall,
Auf Wegen und auf Stegen,
Zog Alt und Jung dem Jubelschall
Der Kommenden entgegen.
Gottlob! rief Kind und Gattin laut,
Willkommen! manche frohe Braut.
Ach! aber für Lenoren
War Gruß und Kuss verloren.
Sie frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen;
Doch keiner war, der Kundschaft gab,
Von Allen, so da kamen.
Als nun das Heer vorüber war,
Zerraufte sie ihr Rabenhaar,
Und warf sich hin zur Erde,
Mit wütiger Gebärde.
Die Mutter lief wohl hin zu ihr: –
„Ach, dass sich Gott erbarme!
Du trautes Kind, was ist mit dir?“ –
Und schloss sie in die Arme.
„O Mutter, Mutter! Hin ist hin!
Nun fahre Welt und Alles hin!
Bei Gott ist kein Erbarmen.
O weh, o weh mir Armen!“ –
„Hilf Gott, hilf! Sieh uns gnädig an!
Kind, bet’ ein Vaterunser!
Was Gott tut, das ist wohl getan.
Gott, Gott erbarmt sich unser!“ –
„O Mutter, Mutter! Eitler Wahn!
Gott hat an mir nicht wohl getan!
Was half, was half mein Beten?
Nun ist’s nicht mehr vonnöten.“ –
„Hilf Gott, hilf! Wer den Vater kennt,
Der weiß, er hilft den Kindern.
Das hochgelobte Sakrament
Wird deinen Jammer lindern.“ –
„O Mutter, Mutter! Was mich brennt,
Das lindert mir kein Sakrament!
Kein Sakrament mag Leben
Den Toten wiedergeben.“
„Hör’, Kind! wie, wenn der falsche Mann,
Im fernen Ungerlande,
Sich seines Glaubens abgetan,
Zum neuen Ehebande?
Lass fahren, Kind, sein Herz dahin!
Er hat es nimmermehr Gewinn!
Wann Seel’ und Leib sich trennen,
Wird ihn sein Meineid brennen.“ –
„O Mutter, Mutter! Hin ist hin!
Verloren ist verloren!
Der Tod, der Tod ist mein Gewinn!
O wär ich nie geboren!
Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus!
Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus!
Bei Gott ist kein Erbarmen.
O weh, o weh mir Armen!“ –
„Hilf Gott, hilf! Geh’ nicht in’s Gericht
Mit deinem armen Kinde!
Sie weiß nicht, was die Zunge spricht.
Behalt’ ihr nicht die Sünde!
Ach, Kind, vergiss dein irdisch Leid,
Und denk’ an Gott und Seligkeit!
So wird doch deiner Seelen
Der Bräutigam nicht fehlen.“ –
„O Mutter! Was ist Seligkeit?
O Mutter! Was ist Hölle?
Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit,
Und ohne Wilhelm Hölle! –
Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus!
Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus!
Ohn’ ihn mag ich auf Erden,
Mag dort nicht selig werden.“ – –
So wütete Verzweifelung
Ihr in Gehirn und Adern.
Sie fuhr mit Gottes Vorsehung
Vermessen fort zu hadern;
Zerschlug den Busen, und zerrang
Die Hand bis Sonnenuntergang,
Bis auf am Himmelsbogen
Die goldnen Sterne zogen.
Und außen, horch! ging’s trap trap trap,
Als wie von Rosseshufen;
Und klirrend stieg ein Ritter ab,
An des Geländers Stufen;
Und horch! und horch! den Pfortenring
Ganz lose, leise, klinglingling!
Dann kamen durch die Pforte
Vernehmlich diese Worte:
„Holla, Holla! Tu auf, mein Kind!
Schläfst, Liebchen, oder wachst du?
Wie bist noch gegen mich gesinnt?
Und weinest oder lachst du?“
„Ach, Wilhelm, du? – So spät bei Nacht? –
Geweinet hab’ ich und gewacht;
Ach, großes Leid erlitten!
Wo kommst du hergeritten?“ –
„Wir satteln nur um Mitternacht.
Weit ritt ich her von Böhmen.
Ich habe spät mich aufgemacht,
Und will dich mit mir nehmen.“ –
„Ach, Wilhelm, erst herein geschwind!
Den Hagedorn durchsaust der Wind,
Herein, in meinen Armen,
Herzliebster, zu erwarmen!“ –
„Lass sausen durch den Hagedorn,
Lass sausen, Kind, lass sausen!
Der Rappe scharrt; es klirrt der Sporn.
Ich darf allhier nicht hausen.
Komm, schürze, spring’ und schwinge dich
Auf meinen Rappen hinter mich!
Muss heut noch hundert Meilen
Mit dir ins Brautbett eilen.“ –
„Ach! wolltest hundert Meilen noch
Mich heut ins Brautbett tragen?
Und horch! Es brummt die Glocke noch,
Die elf schon angeschlagen.“ –
„Sieh hin, sieh her! Der Mond scheint hell.
Wir und die Toten reiten schnell.
Ich bringe dich, zur Wette,
Noch heut ins Hochzeitbette.“
„Sag an, wo ist dein Kämmerlein?
Wo? Wie dein Hochzeitbettchen?“ –
„Weit, weit von hier! – Still, kühl und klein! –
Sechs Bretter und zwei Brettchen!“ –
„Hat’s Raum für mich?“ – „Für dich und mich!
Komm, schürze, spring’ und schwinge dich!
Die Hochzeitgäste hoffen;
Die Kammer steht uns offen.“ –
Schön Liebchen schürzte, sprang und schwang
Sich auf das Ross behende;
Wohl um den trauten Reiter schlang
Sie ihre Lilienhände;
Und hurre hurre, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Dass Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.
Zur rechten und zur linken Hand,
Vorbei vor ihren Blicken,
Wie flogen Anger, Heid und Land!
Wie donnerten die Brücken! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?“ –
„Ach nein! – Doch lass die Toten!“ –
Was klang dort für Gesang und Klang?
Was flatterten die Raben? –
Horch, Glockenklang! Horch, Totensang:
„Laßt uns den Leib begraben!“
Und näher zog ein Leichenzug,
Der Sarg und Totenbahre trug.
Das Lied war zu vergleichen
Dem Unkenruf in Teichen.
„Nach Mitternacht begrabt den Leib,
Mit Klang und Sang und Klage!
Jetzt führ ich heim mein junges Weib.
Mit, mit zum Brautgelage!
Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor,
Und gurgle mir das Brautlied vor!
Komm, Pfaff, und sprich den Segen,
Eh wir zu Bett uns legen!“ –
Still Klang und Sang. – Die Bahre schwand. –
Gehorsam seinem Rufen,
Kam’s, hurre hurre! nachgerannt,
Hart hinter’s Rappen Hufen.
Und immer weiter, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Daß Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.
Wie flogen rechts, wie flogen links
Gebirge, Bäum und Hecken!
Wie flogen links, und rechts, und links
Die Dörfer, Städt und Flecken! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?“ –
„Ach! Lass sie ruhn, die Toten.“ –
Sieh da! sieh da! Am Hochgericht
Tanzt um des Rades Spindel,
Halb sichtbarlich bei Mondenlicht,
Ein luftiges Gesindel. –
„Sasa! Gesindel, hier! Komm hier!
Gesindel, komm und folge mir!
Tanz uns den Hochzeitreigen,
Wann wir zu Bette steigen!“ –
Und das Gesindel, husch husch husch!
Kam hinten nachgeprasselt,
Wie Wirbelwind am Haselbusch
Durch dürre Blätter rasselt.
Und weiter, weiter, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Daß Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.
Wie flog, was rund der Mond beschien,
Wie flog es in die Ferne!
Wie flogen oben über hin
Der Himmel und die Sterne! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten!“ –
„O weh! Lass ruhn die Toten!“ – –
„Rapp’! Rapp’! Mich dünkt der Hahn schon ruft. –
Bald wird der Sand verrinnen –
Rapp’! Rapp’! Ich wittre Morgenluft ..
Rapp’! Tummle dich von hinnen! –
Vollbracht, vollbracht ist unser Lauf!
Das Hochzeitbette tut sich auf.
Die Toten reiten schnelle!
Wir sind, wir sind zur Stelle.“ – –
Rasch auf ein eisern Gittertor
Ging’s mit verhängtem Zügel.
Mit schwanker Gert ein Schlag davor
Zersprengte Schloss und Riegel.
Die Flügel flogen klirrend auf,
Und über Gräber ging der Lauf.
Es blinkten Leichensteine
Rund um im Mondenscheine.
Ha sieh! Ha sieh! Im Augenblick,
Huhu! ein grässlich Wunder!
Des Reiters Koller, Stück für Stück,
Fiel ab wie mürber Zunder.
Zum Schädel ohne Zopf und Schopf,
Zum nackten Schädel ward sein Kopf;
Sein Körper zum Gerippe,
Mit Stundenglas und Hippe.
Hoch bäumte sich, wild schnob der Rapp’,
Und sprühte Feuerfunken;
Und hui! war’s unter ihr hinab
Verschwunden und versunken.
Geheul! Geheul aus hoher Luft,
Gewinsel kam aus tiefer Gruft.
Lenorens Herz, mit Beben,
Rang zwischen Tod und Leben.
Nun tanzten wohl bei Mondenglanz,
Rund um herum im Kreise
Die Geister einen Kettentanz,
Und heulten diese Weise:
„Geduld! Geduld! Wenn’s Herz auch bricht!
Mit Gott im Himmel hadre nicht!
Des Leibes bist du ledig;
Gott sei der Seele gnädig!“
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Als ich mich eben (in meiner Eigenschaft als Sprachwissenschaftler sowie Ex-Gatte und Vater in einer türkischen Schwiegerfamilie) wieder mal darüber geärgert habe, dass die Tagesschau (wie die meisten Massenmedien hierzulande) anscheinend nicht in der Lage, offenbar aber eher nicht willens ist, türkische Namen wie Erdoğan (*"Erdogan") und Dağdelen (*"Dagdelen") richtig zu schreiben, habe ich kurzerhand und nach alter schlechter(?) Gewohnheit flugs eine kleine Petition an ARD und ZDF aufgesetzt und diese dann bei Fratzbuch bei verschiedenen (vor allem linken, radikaldemokratischen, antifaschistischen und antirassistischen) Gruppen, in denen ich Mitglied bin, gepostet.
Die Reaktionen waren - wie so oft - ernüchternd bis erschreckend.
Einige meinten, das wäre ja wohl lächerlich und das unwichtigste Problem überhaupt; andere scherzten, dann müssten ja auch russische und chinesische Zeichen eingeführt werden; wieder andere verwiesen darauf, dass ja deutsche Umlaute im Englischen auch falsch wiedergegeben würden ("die Andern sind auch böse"); einige meinten (wohl wegen Erdoğan, dem aber immerhin meist die Ehre der korrekten Aussprache - ohne hörbares G - erwiesen wird), die Türken hätten gar keinen Respekt verdient; manche dachten, es solle darum gehen, ihnen selber Schreibfehler nachzuweisen oder Vorschriften zu machen...
Eine (ausgerechnet aus der Gruppe "Linksfraktionen") schrieb:
Meine türkischen Real-Freunde haben kein Problem damit.
(Woher weiß sie das so schnell und genau?)
Es verbietet Ihnen doch niemand, das so zu schreiben, wie Sie es möchten, oder?
So wie vor Jahrzehnten polnische Namen "eingedeutscht" wurden um einfacher zu werden, werden auch türkische Namen eingedeutscht werden. Wer aber so sehr an seiner "Ur-Schreibweise" hängt, muss wieder umziehen oder 'ne Deutsche heiraten und ihren Namen annehmen.
Eine Antirassistin meinte, ich würde damit Rassismus verharmlosen, und irgendwer behauptete, dies sei wohl ein Provokation der AfD, um die Deutschen gegen die Türken aufzubringen...
Ich versuchte dagegenzuhalten, im Prinzip mit den immer gleichen Argumenten:
Wie sich wohl die Angehörigen der NSU-Opfer Enver Şimşek und Mehmet Kubaşık fühlen mögen, wenn sie fast immer falsch als "Simsek" und "Kubasik" geschrieben (und ausgesprochen) werden, während ein Name wie François Mitterrand immer richtig geschrieben wird - Tuğçe (Albayrak) dagegen aber wieder nur *"Tugce"...?
Wenn die Tagesschau französische, spanische oder skandinavische Sonderbuchstaben korrekt wiedergeben kann, sollte das nicht auch beim Türkischen möglich sein? Und wäre alles Andere nicht Ignoranz, eine Form von Nationalchauvinismus und fast schon Rassismus?
Und dass das türkische Alphabet (genau wie das deutsche) ein lateinbasiertes mit einigen Sonderzeichen (vgl. ä, ö, ü, ß) sei und es für andere Alphabete (griechisch, kyrillisch, arabisch u.a.) und Schriftsysteme (Chinesisch u.a.) normierte Transskriptionen gebe...
Der Erfolg war und ist mehr als mäßig; die Allermeisten woll(t)en es nicht verstehen und verteidig(t)en äußerst aggressiv ihre Ignoranz. Von wegen "Internationale Solidarität"...
Erfreulich war allein, dass relativ vielen türkischen FB-"Freunden" und auch Fremden die empfohlene Petition gefiel. (Zwischenstand nach ca. zwei Stunden aber trotzdem erst 16 Unterschriften - nicht jedes "Like" ist eben eine Mitzeichnung...)
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Weil ich des Themas und der Wirkungslosigkeit meiner immer wieder vorgebrachten Argumente inzwischen einfach müde bin, will ich zum vieldiskutierten (und zur breiten Empörung über "undankbare Flüchtlinge" herhaltenden) Brand in einer Düsseldorfer Notunterkunft nur noch Folgendes anmerken:
Wo über hundert junge Burschen alleine zusammengepfercht und weitgehend sich selbst überlassen werden, kommt meistens nichts Gutes (sondern Gewalt) bei heraus - das ist im Knast, beim Militär oder im Jungeninternat nicht anders...
Selbst unser Klassenlehrer im Mathe-LK meinte damals, wenn das einzige Mädchen mal nicht da war, wäre die Stimmung deutlich aggressiver.
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Passend zum metereologischen Sommeranfang: veritables Fritz-Walter-Wetter (nicht nur) in Düsseldorf!
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Zwillinge - nach der Geburt getrennt:
Politiker Rana Sanaullah | Schauspieler Cheech Marin |
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Am 23. Juni findet das Referendum über den "Brexit" statt - also kurz nach Ende der EM-Vorrunde.
Meine Prognose: wenn es für England in Gruppe B (immerhin gegen Angstgegner* wie Russland, Slowakei und Wales) schlecht ausgegangen sein sollte, werden die frustrierten Hooligans, aus denen dieses Land doch offenbar überwiegend besteht, der EU den Stinkefinger zeigen; falls es aber wider Erwarten gut gelaufen wäre (und vielleicht sogar Deutschland in Gruppe C gegen Nordirland verkackt hätte), werden die Inseldeppen die paar Tage danach immer noch so besoffen sein, dass ihnen das Ganze (UKIP, Referendum, splendid isolation usw.) gepflegt am Arsch vorbeigeht.
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* Allerdings sind bekanntlich spätestens beim Elfmeterschießen für England so ziemlich alle Teams Angstgegner.
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frei nach Carson McCullers:
Der Arsch ist ein grausamer Kläger
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Schön, wenn sich für die eigene Minderheitenmeinung ein respektabler Vorläufer und Kronzeuge findet - so wie mir gerade der olle Oldenburger Existenzphilosoph Karl Jaspers, der schon 1931 so schön schrieb:
Es gibt nicht die eine Masse aller Menschen, sondern verschiedene sich bildende und vergehende Massen. Doch diese Massen sind wandelbar, unter sich verschieden, jeweils Erscheinung einer bestimmten Substanz menschlichen Daseins. (...) Wenn sie auch meistens dümmer und roher als jeder Einzelne aussehen, so können sie auch einmal klüger und tiefer als jeder Einzelne zu wirken scheinen.
Karl Jaspers: Die geistige Situation der Zeit, Berlin & New York 1931; S. 36
Und einen Weltkrieg später, 1966:
Demokratie heißt Selbsterziehung und Information des Volkes. Es lernt nachdenken. Es weiß, was geschieht. Es urteilt. Die Demokratie befördert ständig den Prozeß der Aufklärung.
Parteienoligarchie dagegen heißt: Verachtung des Volkes. Sie neigt dazu, dem Volke Informationen vorzuenthalten. Man will es lieber dumm sein lassen. Das Volk braucht auch die Ziele, die die Oligarchie jeweils sich setzt, wenn sie überhaupt solche hat, nicht zu kennen. Man kann ihm statt dessen erregende Phrasen, allgemeine Redensarten, pompöse Moralforderungen und dergleichen vorsetzen.
Karl Jaspers: Wohin treibt die Bundesrepublik?, in: Spiegel 17/1966
Ich vermute fast, der ehrenwerte alte Herr hätte heutzutage auch das Konzept des Permanenten Plebiszits propagiert...
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Durch Zufall bin ich auf einen modernen Fachausdruck gestoßen, der mein derzeitiges Dasein - fernab meiner einstigen innerstädtischen Wirkungsstätten - ziemlich gut beschreibt:
Als Hikikomori (jap. ひきこもり, 引き籠もり oder 引き篭り, „sich einschließen; gesellschaftlicher Rückzug“) werden in Japan Menschen bezeichnet, die sich freiwillig in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschließen und den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren.
Allerdings habe ich - im Gegensatz zu den ganz klassisch-traurigen Fällen - immerhin noch einen feinen, nach Süden in einen Garten gehenden Balkon.
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Das eigentlich Katastrophale am Merkelschen Umgang mit der sog. "Böhmermann-Affäre" ist ja weniger ihr (voraussichtlich geringer) Einfluss auf die hiesige Meinungsfreiheit, sondern auf die in der Türkei selber, wie Yasemin Ergin in einem Artikel in der FASZ (17. April 2017, S.7; nicht online) ausführt: in der türkischen Öffentlichkeit werde sich der Eindruck festsetzen, dass man auch in Deutschland für Präsidentenbeleidigung ins Gefängnis kommen könne, und das ist natürlich Wasser auf die Mühlen des äußerst klagefreudigen Präsidenten Erdoğan* und der türkischen Gerichte, welche, wie zu hören ist, im Gegensatz zu den sprichwörtlichen deutschen Justizmühlen weniger langsam, aber um so gründlicher mahlen...
* Erdoğan bedeutet übrigens "zum Soldaten geboren"
Und natürlich gilt weiterhin: Solidarität mit Böhmi!
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Jan Böhmermann (#FreeBoehmi) hat's in seiner vorerst(?) letzten Sendung schon hinreichend hinreißend klargestellt: der neue und überall wie sauer Bier beworbene Online-Shop "Barefoot Living" (wird hier nicht auch noch verlinkt), in dem Til Schweiger sich nicht entblödet, seine angeblich auch privat bevorzugten Anziehsachen, Küchenmöbel und Bettwäschen für sauteuer verticken zu wollen (z.B. ein "Brotzeitbrettl", dass anderswo keine fünf Öre kostet, für 28,90 €), ist natürlich um Längen schlechter als das überzeugende Angebot von BÖHMER WOHNEN - aus dem Sortiment:
Putzschwamm 'Pina Maria'
Aktionspreis: 60€
Hornhauthobel 'Guildo'
Aktionspreis: 120€
Schuheinlage 'Walking Dad'
Aktionspreis: 239€
und natürlich noch viele andere aufregende Lifestyle-Accessoires mehr - worauf warten wir noch?
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GESCHIEDENE LEUTE / VERLORENE EIER
Ein Abgesang auf die "Liebe"
der ist jetzt nur noch Ex-Mann;
dies Schicksal ist schon schwer.
Ich war gleich zweimal Mann;
bin beiderseits entmannt
und habe keine Lust mehr.
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Solidarität mit Böhmi!
Solange er noch auf freiem Fuß wandeln kann und bevor alle seine Beiträge der Zensur* zum Opfer fallen, empfehle ich die oft erheiternden (und manchmal auch sehr tiefsinnigen) allsonntäglichen Hörfunksendungen von Jan Böhmermann (im Verein und Gespräch mit Olli Schulz) unter dem schönen Namen Sanft & Sorgfältig - und natürlich die Unterzeichnung der Petition Freiheit für Böhmermann!
* Und hier zu Dokumentationszwecken die Abschrift des (vom Delinquenten - siehe hier - eindeutig als Beispiel für nicht statthafte und strafbare Schmähkritik angekündigten) inkriminierten und immer wieder gelöschten Gedichts:
Sackdoof, feige und verklemmt
ist Erdoğan, der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner;
selbst ein Schweinefurz riecht schöner.
Er ist der Mann, der Mädchen schlägt
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken
und Minderheiten unterdrücken,
Kurden treten, Christen hauen
und dabei Kinderpornos schauen;
und selbst abends heißt’s statt schlafen:
Fellatio mit hundert Schafen.
Ja: Erdoğan ist voll und ganz
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
Jeden Türken hört man flöten:
"Die dumme Sau hat Schrumpelklöten!"
Von Ankara bis Istanbul
weiß jeder: dieser Mann ist schwul,
pervers, verlaust und zoophil:
Recep Fritzl Priklopil.
Sein Kopf so leer wie seine Eier,
der Star auf jeder Gangbang-Feier,
bis der Schwanz beim Pinkeln brennt:
das ist Recep Erdoğan, der türkische Präsident.
Das hätte wohl auch so in der TITANIC stehen können...
Ob ich jetzt wohl auch Morddrohungen von türkischen Rechtsradikalen (Bozkurtçular bzw. "Graue Wölfe") kriege? Die benehmen sich ja schon fast genauso gemeingefährlich wie PEGIDA...
Oder man steckt mich mit Böhmi und Konsorten zusammen in so einen Horrorknast wie in Midnight Express...?
... dann doch lieber BÖHMER WOHNEN!!!
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Heute vor 45 Jahren, am 29. März 1971, wurde Charles Manson wegen der Anstiftung zu acht oder neun Morden zum Tod in der Gaskammer verurteilt; das Urteil wurde 1972, nachdem der Oberste Gerichtshof von Kalifornien die Todesstrafe für verfassungswidrig erklärt hatte (1978 widerrufen), in lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Er sitzt bis heute; die nächste Anhörung über ein Bewährungsgesuch findet frühestens 2027 statt.
Am selben Tag wurde William Calley, verantwortlicher US-Offizier für das Massaker von Mỹ Lai, dem über 500 Dorfbewohner, darunter zahlreiche Kinder, Frauen und Greise, zum Opfer fielen, der vorsätzlichen Tötung von 22 Zivilisten schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die aber schon am darauffolgenden Tag von Präsident Richard Nixon in Hausarrest umgewandelt wurde; 1974 wurde er endgültig begnadigt, arbeitete bis 2005 als Manager eines Juweliergeschäfts und schrieb eine Biographie, die auf Deutsch unter dem Titel Ich war gern in Vietnam im Fischer Verlag erschienen ist. Im August 2009 soll er sich für seine Taten entschuldigt haben.
link (2 mal senf) schon 675 x druppjeklickt senf dazu
Mt 5:43-47:
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« und deinen Feind hassen.
Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,
damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes?
(... und nicht vergessen: Jesus war Kommunist!)
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski