Schier entsetzt, wenn nicht gar beiläufig, musste ich kürzlich feststellen, dass Seine Exkremenz, Unwürden Christian Wilhelm Walter Wulff*, fast am selben Tag Geburtstag hat wie ich - nur einen Tag später und gleichzeitig aber auch acht Jahre früher, was mich auf die Frage bringt, wieso diese zombiëske Gesichtsleiche immer wieder als besonders "junger Bundespräsident" bezeichnet wird, während ein armes abgehalftertes Schwein wie ich längst dem alten Eisen zugerechnet wird - und das mit was? Mit Recht, wie ich finde...
Hoch erfreut durfte ich dagegen soeben zur Kenntnis nehmen, dass sich (meinem Counter zufolge) heute nach über drei Jahren zum ersten Mal ein Gast aus dem schönen Jamaica auf diesen meinen Blog verirrt hat, womit hier und jetzt immerhin Besuche aus 111 (in Worten: einhundertundelf) Ländern zu Buche stehen; das muss gefeiert werden, dachte ich, und zwar mit einem leckeren Tütchen und einem feinen Video, weshalb ich mir erlaube, einen viel zu selten gezeigten Streifen zu präsentieren, Water von 1985, der eine Art virtuell-ideelles Jamaica** auf dessen Weg in die Unabhängigkeit zeigt sowie nebenbei von meinem Lieblingsbeatle George Harrison † produziert wurde, der übrigens zu Lebzeiten noch so manch anderes Filmprojekt gefördert hatte, darunter auch Das Leben des Brian, und dessen Kollege Paule übrigens genau*** am selben Tag wie ich Geburtstag hat (naja, 15 Jahre früher).
Die Mucke ist u.a. von Eddy Grant, der zwar auch nicht von (bzw. aus) Jamaica kommt, aber Scheiß drauf, man kann nicht alles haben.
Viel Vergnügen!
* Wenn der noch bis Freitagabend durchhält, dürfte er's geschafft haben, denn dann ist wieder Dschungelcamp, und andere Säue werden durchs mediale Dorf getrieben...
*** Dieses arme gebeutelte Land hat es übrigens m.E. nicht verdient, als Namensgeber für Scheißparteienbündnisse in Dütschland herhalten zu müssen.
*** "Mein Gott, ist das beziehungsreich - ich glaub, ich übergeb mich gleich" (Robert Gernhardt †)
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Wenn er sich hier so gemütlich in seiner Tonne ein Licht aufgehen lässt, scheint es fast ein wenig abwegig, dass Diogenes aus Sinope, der alte Kyniker, als veritabler "Aktionsphilosoph" angesehen wird; und doch: seine ethisch-philosophischen Grundsätze (Kosmopolitismus, Autarkie, Bedürfnislosigkeit und Freie Rede) vertrat er der Legende nach vor allem durch persönliches Beispiel, wie in zahlreichen Anekdoten beschrieben.
So soll er sich auf dessen Nachfrage vom großen Alexander gewünscht haben, dieser möge ihm ein wenig aus der Sonne gehen (was der dann auch voller Ehrfurcht getan haben soll); ebenso war er berüchtigt dafür, dass er nicht nur in Athen auf der Straße lebte, sondern auch in aller Öffentlichkeit pisste, schiss und onanierte (Sloterdijk) - auf Letzteres angesprochen, sagte er (...): „Wie schön wäre es doch, wenn man auch durch das Reiben des Bauches das Hungergefühl vertreiben könnte!“ (Εἴθε καὶ τὴν κοιλίαν ἦν παρατρίψαντα μὴ πεινῆν.)
Und machmal veräppelte er seine Mitmenschen auch einfach, etwa als er einmal auf einem Marktplatz rief (...): „Kommt herbei, Menschen!“ Die Leute aber, die auf seinen Ausruf hin kamen, verscheuchte er mit den Worten: „Menschen habe ich zu mir gerufen, nicht Abschaum!“ (Ἄνθρώπους ἐκάλεσα, οὐ καθάρματα.)
Den Schimpfnamen Kyon ("Hund"), den ihm Manche gaben, machte er sich stolz als Titel und Konzept zu eigen.
Kurzum: der Mann war ein Punkrocker* seiner Zeit und nebenbei ein echter Weltmeister, dessen Vorbild ich hiermit wärmstens zur Nachahmung weiterempfehlen möchte.
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* Oder Rapper?
Diogenes "Kyon" from Sinópē
Dioge "Dog" from Snoopie
Snoop Doggy Dogg
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Und wieder einmal erlaube ich mir, meinen ganz eigenen Reader's Digest abzusondern, meine ganz persönliche Zusammenstellung vorverdauter Lektüre also, die ich für nahrhaft (wenn auch nicht unbedingt wohlschmeckend im herkömmlichen Sinne) befunden habe:
Da wäre zunächst ein kleiner, aber feiner Artikel aus dem aktuellen SZ-Magazin, Völker in Aufruhr, eine wohltuend differenzierte Betrachtung über den sog. "Arabischen Frühling" von Jürgen Todenhöfer (oder, wie ihn Herbert Wehner selig zu titulieren pflegte, "Hodentöter"), bei dem ich mich tatsächlich frage, wieso er bei seinem glaubhaften Engagement für islamisch geprägte Länder bzw. deren Bevölkerungen und gegen die NATO-Kriege immer noch Mitglied der CDU ist...
Und dann, für all diejenigen, die über die Muße für die Langform verfügen, Die Wohlgesinnten von Jonathan Littell; ein wahrhaft monströses Buch, nicht nur wegen seines Umfangs (über 1.350 Seiten), sondern vor allem des Inhalts her: geschildert wird der Werdegang eines hochrangigen SS-Mannes zwischen 1941 (Beginn des Unternehmens Barbarossa) und 1945 (Fall von Berlin), der sowohl beim Massaker von Babyn Jar als auch in Stalingrad, in Auschwitz wie bei den Planungsstäben in Berlin dabei und aktiv beteiligt ist; wahrlich nichts für schwache Nerven (FSK: ab 21, mit einigen Bedenken), in seiner Darstellung der grotesken Bürokratie der Vernichtung aber stellenweise auch fast schon wieder witzig (naja: eher wahnwitzig); verhandelt werden u.a. auch linguistische Probleme (v.a. der Kaukasistik), Musiktheorie (u.a. sind die einzelnen Kapitel nach Tanzsätzen einer barocken Suite benannt) und eine Menge realer Personen aus den Führungskreisen des "Dritten Reiches" (am Ende beißt der fiktive Ich-Erzähler dem Führer anlässlich einer Ordensverleihung noch in die slawische oder böhmische (...) fast mongolisch-ostische Nase), aber auch seine sexuellen Obsessionen (ebenfalls harter Toback), seine fieber- und kopfschussbedingten Halluzinationen und seine durchaus interessanten existentialphilosophischen Reflexionen; das Ganze ist, soweit ich das beurteilen kann, ziemlich gut recherchiert und liest sich in der Übersetzung aus dem Französischen von Hainer Kober auch gut weg, wenn es auch (der Natur des Themas gemäß) einen sehr sehr bitteren Nachgeschmack hinterlässt.
Soweit meine heutigen Lesebefehle - wegtreten!
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Es ist tragisch, dass Deutschland in dieser schwierigen Zeit
keinen unbefangenen Bundespräsidenten hat,
der seine Stimme mit Autorität erheben kann.
Christian Wulff (Anfang 2000 über Johannes Rau)

Natürlich geht es niemanden etwas an, warum sich der immer noch amtierende Bundespräser von seiner Alten früheren Frau Christiane hat scheiden lassen; womöglich war ihm die Dame, die er der Legende nach schon seit dem Studium kannte, schlichtweg zu gleichaltrig, zu ähnlichnamig, mit ihrer komischen Brille zu sehr aus dem eigenen hässlichen Gesicht geschnitten - was wissen denn wir. Jedenfalls war ihm die deutlich jüngere Pressereferentin der im heimischen Hannover ansässigen Continental AG (Achtung: Amigos), die flotte Betti mit ihrem vieldiskutierten Tätto, irgendwann einfach lieber.
Jetzt aber drohen offenbar neue Enthüllungen aus dem Hurenhause Springer, in deren Mittelpunkt diesmal das Vorleben der kessen Bettina stehen soll, die der umtriebige Miniprä seinerzeit bei einer von der Continental gesponsorten Lustreise nach Südafrika kennen und ficken schätzen gelernt hatte und die, so wird gemunkelt, auch als treibende(!) Kraft hinter seinem seitdem deutlich glamouröseren und somit auch aufwendigeren Lebens"stil" (s.o.) stecken könnte...
Naja, und wenn schon; das ist schließlich nicht unser Niveau!
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2012, das Jahr, in dem wir untergehen - und die kollektive Psychose kommt langsam in Fahrt, besonders gut erkennbar an Mitgliedern "unserer" Regierungsparteien: CDU-Mann Wulff tapert von einem Fettnäpfchen ins nächste, FDP-Mann Döring demontiert - nein: pulverisiert - lauthals die letzten kläglichen Überreste seines Vereins, und CSU-Mann Dobrindt positioniert sich und seine Truppe mit seiner Forderung nach einem Verbot der Linkspartei dort, wo sie sowieso hingehören: ins ganz rechts außen liegende Abseits...
Bankzinsenluder Bundeskanzlerin und Konsorten schweigen hartnäckig dazu, es fällt ihnen offenbar auch nichts mehr ein.
Na, ich kann nur sagen: Immer weiter so! Das Ende ist nah...
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Achtung, Leute: Das vermeintlich so lustige, knuffige und vor allem harmlose Wölfchen kann auch anders! Das hat es schon vor Jahresfrist bewiesen, als es einen vorwitzigen Blogger verklagt hat, und seine Anrufe bei der (bis dahin) befreundeten Springer-Fresse [sic!] offenbarten ja ebenfalls ein gewisses Potential an Unbeherrschtheit und Jähzorn; wenn jetzt also weiterhin Hohn & Spott & Schabernack mit ihm getrieben wird, könnte er bald ganz neue Saiten aufziehen:

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Hieß es nicht immer, Christian Wulff sei ein Bundespräsident, der mit der Zeit geht?!?*
Jetzt wird es jedenfalls allmählich höchste Zeit, dass er geht!
(Hier - oder auch hier - wäre schon mal eine passende Abschiedshymne...)
* Twittern tut er jedenfalls wie ein Weltmeister - schon sechs(!) Knaller-Einträge in nur 18 Monaten...
Allerdings kein Vergleich zu dem Shitstorm-Tsunami, den er dort mit seinen gesammelten Peinlichkeiten entfacht hat :D
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Manchmal, so (oder doch zumindest so ähnlich) wusste es bereits der Dichter, beginnt das Jahr mit einer Schusswunde - für mich dagegen ging es diesmal wieder glimpflich ab, mit dem üblichen Kater*, einem kleinen Tinnitus und einer leichten Erkältung.
* Holzfresse; frz.: "Gueule de bois"
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So, das Jahr 2012 ist da - in Samoa zum Beispiel, wo sie heuer den 30. Dezember kurzerhand ausfallen ließen (eigentlich schade für alle Samoanerinnen und Samoaner, die da Geburtstag gehabt hätten) und auf Kiribati natürlich auch.
Bei uns ist es dann auch gleich soweit - das denkwürdige Krisenjahr 2011 geht endlich zu Ende, und im nächsten Jahr wird sowieso alles gaaanz unanders.
Wer sich den Weltuntergang zum nächsten Winteranfang herbeiwünscht (oder sich zumindest darauf einstellt), kam ja vielleicht letzte Nacht schon ein wenig auf seine Kosten, als das Maya-Untergansszenario Apocalypto im Glotzophon lief; denen und allen anderen möchte ich empfehlen, heute Abend beim Vertreiben böser Geister auf martialisches, kostspieliges und brandgefährliches Feuerwerk zu verzichten und lieber ein paar Pullen Schaumwein kräftig knallen zu lassen (lautes Trommeln oder das Absingen von Auld Lang Syne soll übrigens auch helfen).
Und von wegen "böse Geister": in Russland erwarten sie heute Nacht Дед Мороз, also "Väterchen Frost", der unserem ollen Weihnachtsmann und/oder Nikolaus verdächtig ähnlich sieht...
Also: Gute Flutschpartie allerseits, und feste dran glauben:
Et hät noch immer joot jejange!
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Opernbesuche: | 0 |
Theaterbesuche: | 0 |
Kinobesuche: | 0 |
Restaurantbesuche: | 0 |
Schwimmbadbesuche: | 0 |
Arztbesuche: | 0 |
Zahnarztbesuche: | 0 |
Friseurbesuche: | 0 |
Rasuren: | 0 |
Rohre verlegt: | 0 |
"Letzte" Abmahnungen der Hausverwaltung: | 3 |
Wer bietet mehr? | ![]() |
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Auf die Gefahr hin, mich schwer unbeliebt zu machen, bekenne ich hier und heute:
Wenn es die verknöcherten, strunzdummen und rechtsradikalen Tea-Partysanen in den USA nächstes Jahr tatsächlich schaffen sollten, Barack Obama (der sich bisher ja auch nicht gerade als der ersehnte Hoffnungsträger gezeigt hat) die zweite Amtszeit zu vermasseln, dann wünsche ich mir, dass wenigstens der zur Zeit im Vorwahlstaat Iowa nach Umfragen vorne liegende Ron Paul auf den Schild gehoben werde; denn der soll zwar ein übler Rassist, Antisemit und Neocon sein (was für die anderen Rep-Kandidaten ebenso zutreffen dürfte), aber immerhin setzt er sich für den bedingungslosen Abzug aller US-Truppen, den Austritt aus der NATO und die Freigabe von Drogen ein...
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Weihnachten als Fest der Hiebe: In Nigeria hat es einer angeblich Al Qaida nahestehenden Organisation namens Boko Haram gefallen, am 25. Dezember in verschiedenen Städten Autobomben vor vollbesetzten Kirchen zu zünden und so zahlreiche Christen zu töten und zu verstümmeln.
Boko heißt dem Vernehmen nach auf Haussa so etwas wie "Schwindel, Betrug" (aber auch "lateinisches Alphabet" und wird hier angeblich auf alles "Westliche" bezogen), während ḥarām auf Arabisch "verboten" bedeutet (uns z.B. bekannt aus dem Wort Harem für den allen Männern außer dem Hausherrn und den dort bestallten Eunuchen verbotenen Teil im Sultanspalast). Gegenbegriff ist halal (= "erlaubt"), was z.B. in Bezug auf die Speisevorschriften im Koran etwa dem jüdischen Wort "koscher" entspricht. Frei übersetzt meint "Boko Haram" also ungefähr - in Anlehnung an ein Lied der Prinzen - "Bescheißen verboten!"
Hintergrund der Anschläge ist vordergründig, dass sich Teile des mehrheitlich muslimisch geprägten Nordens vom eher christlich ausgerichteten Süden (aus dem auch der derzeitige Präsident stammt) übervorteilt fühlen.
Historisch bedeutsam in diesem Zusammenhang dürfte auch sein, dass das Christentum im Zusammenhang mit der Kolonialisierung (und somit brutalen Ausbeutung) durch die Europäer ins Land gekommen ist (dessen viele verschiedenen Völker mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Sprachen auch erst dadurch in einen gemeinsamen "Staat" gepresst wurden). Allerdings hat sich der Islam, vor allem in den Gebieten südlich der Sahara, auch nicht gerade friedlich ausgebreitet, sondern kam vor allem durch Sklavenjäger und -händler in diese Gegenden, hat aber immerhin ältere Rechte und wird daher wohl von Vielen als eher "afrikanisch" angesehen. Die wirklich autochthonen Religionen in Nigeria dürften dagegen verschiedene, herkömmlich unter dem Stichwort "Animismus" zusammengefasste Glaubenssysteme sein.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich der "christlich"-abendländische Westen und die von ihm dominierten Organisationen (UNO, NATO usw.) nun verhalten werden, wenn diese bürgerkriegsähnlichen Zustände anhalten bzw. eskalieren und eine Spaltung des Landes droht. Im muslimisch dominierten Sudan hat sich ja erst vor einigen Monaten der christliche Süden, mit dem Segen der "Weltgemeinschaft", für unabhängig erklärt. Ob "wir" das so beim momentan eher "christlich" dominierten Nigeria auch akzeptieren würden? Ich wage es zu bezweifeln...
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Und abermals ein Lesetipp* - diesmal handelt es sich um die achtseitige Dankesrede des diesjährigen Heinrich-Böll-Preisträgers Ulrich Peltzer, seines Zeichens Schriftsteller und studierter Psychologe sowie (im Nebenfach) Philosoph, von dem ich zwar bis eben auch noch keine Zeile gelesen hatte, dessen Ausführungen (von denen ich im folgenden vor allem die beiden letzten Seiten widergebe) mir aber durchaus referierenswert erscheinen:
Die eigene Konkurrenz stets im Nacken, schwirren die Gelder, die Kapitale, um den Globus auf der Suche nach Plätzen, nach Regierungen, politischen Strukturen, die ihnen das Leanste garantieren, und sich mit solchen Petitessen wie Arbeits- und Umweltschutz, Mindestlöhnen oder geregelten Arbeitszeiten erst gar nicht beschäftigen, beziehungsweise, versteht sich, unabhängige Gewerkschaften für kriminelle Organisationen halten. Oder sie kurzerhand dazu erklären.
(...)
Yang Jie, ein achtzehnjähriger Arbeiter, der in Südchina von morgens acht bis abends acht die Silberrahmen für iPhones herstellt, im Gestank einer nicht klimatisierten Fabrikhalle, gibt folgendes zu Protokoll: „Die Firma hatte versprochen, dass wir alle zwei Stunden eine zehnminütige Pause machen können. Aber das war gelogen. Wenn ich ins Wohnheim zurückkomme, zittern meine Beine vor Erschöpfung. Ich habe niemals ein iPhone gesehen, werde auch nie die Chance haben, eins zu benutzen. Ich bin nicht stolz, iPhones zu produzieren. Alles, was ich dem Vorstandschef von Apple sagen will, ist, die Arbeiter nicht länger so auszubeuten.“ Wozu die Rechnung passt, dass Apple auch dann noch 50 Prozent Gewinn bei jeden [sic!] iPhone erzielen würde, wenn das Unternehmen den chinesischen Arbeitern zehnfach höhere Löhne zahlen würde. Dass nach einer Reihe von Selbstmorden alle Beschäftigten in den Zulieferbetrieben des HighTec-Giganten sich jetzt schriftlich verpflichten müssen, keine Gewalt an sich selber zu verüben, und dass man Netze zwischen den Gebäuden aufgespannt hat, um Sprünge von den Dächern unmöglich zu machen, ist die grotesk brutale Wirklichkeit einer Welt, in der - und Apple ist nur ein Fall unter vielen vielen vergleichbaren - in der die Zukunftsvisionen der einen die unentrinnbaren Schreckenszustände der anderen sind, in der glänzende Performances auf dem Börsenparkett erkauft werden mit der Gesundheit und dem Glück von Abermillionen Menschen.
Zur weiteren Lektüre empfohlen.
* Ob das an meiner eigenen Jahresendermattung liegt, dass ich fast nur noch auf fremde Federn verweise?
Aber jedenfalls sollten in diesen Tagen die Allermeisten doch über ein bisschen Muße für - und dringendes Bedürfnis nach - etwas gehaltvollen/m Schmöker(?)stoff verfügen...
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Im Lichte der jüngsten Entwicklungen plant der Verlag Hoffmann und Campe für eine stark nachgefragte Neuauflage des Interview-Buches von Hugo Müller-Vogg und Christian Wulff eine moderate Modifikation des Titels (vorher: Besser die Wahrheit; jetzt: Besser als die Wahrheit).
Liebenswerter Lügenbold...?
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Und wiederum komme ich nicht umhin, einen Artikel aus dem SZ-Magazin (diesmal immerhin das von letztem Freitag - langsam hole ich die Rückstände auf) zu empfehlen - nämlich Ohne jede Bodenhaftung - Vom Wahnwitz unserer Konsumgesellschaft des Sozialpsychologen Harald Welzer, wo es u.a. so schön wie treffend heißt (ich zitiere - offenbar in Adventslaune - außergewöhnlich großzügig):
(...) erst mit dem massenhaften Arbeitskräftebedarf der neu entstehenden Industrien im 19. Jahrhundert wird die Loslösung aus der Vorbestimmung möglich: Die Menschen werden »frei, ihre Haut zu Markte zu tragen«, wie Karl Marx gesagt hat. (...) Heute ist nicht mehr die Verkürzung der Arbeitszeit, sondern der Besitz von Arbeit der selbstverständliche Zweck aller Anstrengung - einem Arbeiter des 19. Jahrhunderts, der das Arbeiten noch als fremdbestimmte Zumutung empfand, wäre das ziemlich pervers vorgekommen. (...) So wird das Selbst zu einer permanenten Entwicklungsaufgabe mit festgelegten Stufen und Zielen. Zeit wird zur entscheidenden Kategorie: Mache ich genug aus mir? Was kann, was muss ich herausholen aus meiner Lebenszeit? (...) Das findet sich in der Norm des »lebenslangen Lernens« und des »produktiven Alterns« ebenso wieder wie in den esoterischen Selbstfindungssuchen nach dem »wahren Ich«, dem »positiven Leben«, die systematisch genauso wenig jemals an ein Ende kommen können wie der Selbstausbeutungsfetischismus der Laptopmänner, die alle Züge, Flugzeuge und Wartelounges dieser Welt bevölkern: Alle werden niemals fertig.
Und im gleichen Zusammenhang:
So funktionieren die Abfallerfindungsmaschinen vom Typ Nespresso. Erst setzt sich die absurde Strategie am Markt durch, pro Tasse Kaffee eine aufwendige Kunststoffkapsel mitzuverkaufen und das Produkt so mit einem exorbitanten Preis und einem noch grandioseren Müllfaktor zu versehen. Folgerichtig fällt dann irgendjemandem, zum Beispiel einem ehemaligen Nespresso-Chef, auf, dass hier eine veritable Ökoschweinerei vorliegt, und er beginnt, Ökokaffeekapseln für die Kapselkaffeemaschinen herzustellen. Schwups ist ein Produkt als umweltfreundlich geadelt, das es vor Kurzem noch gar nicht gab und das aufgrund seiner Inexistenz tatsächlich umweltfreundlich war.
Unnötig zu erwähnen (es gibt eben kein richtiges Leben im falschen), dass diese eindringlichen Sentenzen eingebettet sind in dreisteste und geschmackloseste Konsumpropaganda, gemeinhin beschönigend "Werbung" genannt...
Naja. Fröhliche Weihnachten und ungehemmten Kaufrausch wünsche ich allerseits soweit.
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski