Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich halte Putin und sein Regime für korrupte Verbrecher.
Allerdings gilt das Gleiche für unsere westlichen Herrschaften.
Die ganze Vorgeschichte des Krieges in der Ukraine – dass diese zum großen Teil Jahrhunderte zu Russland gehört hat und erst seit 1990 ein unabhängiger Staat ist, dass der Krieg bereits seit 2014 im Donbass tobt, nachdem ein von den NATO-Staaten wohlwollend begleiteter, auch von faschistischen Gruppierungen getragener Putsch die damalige Regierung beseitigt und die daraufhin installierte Regierung die russischsprachigen Bevölkerungsteile zu diskriminieren begann usw. – soll hier nicht noch einmal ausgeführt werden; all dies ist lange bekannt, wenn es auch immer wieder gerne vergessen bzw. unterschlagen wird. Dass "der Westen" mit zweierlei Maß misst und für Putin und Konsorten jetzt Tribunale fordert, nicht aber für George W. Bush, der zwei Angriffskriege in Afghanistan und Irak geführt sowie die Konzentrations- und Folterlager in Guantanamo und anderswo installiert hat, wofür mit aller Härte nicht er und seine Komplizen, welche "Beweise für Massenvernichtungswaffen" gefälscht haben, verfolgt und bestraft werden, sondern Whistleblower wie Julian Assange, Chelsea Manning und Edward Snowden, die es gewagt haben, US-amerikanische Kriegsverbrechen publik zu machen; dass das Selbstbestimmungsrecht der Völker hierzulande gern beschworen wird, wenn es darum geht, konkurrierende Staaten wie die Sowjetunion oder Jugoslawien zu destabilisieren und zu vernichten, wohingegen aber die Katalonen, die es wagen, von Spanien (einem Verbündeten!) Unabhängigkeit erlangen zu wollen, als Hochverräter behandelt werden – all das ist nicht Neues. Und so sieht es leider aus: In diesem Krieg konkurrieren nicht "der böse Russe" und "der freie Westen", sondern zwei (gar nicht so) verschiedene militärisch-industrielle Komplexe.
Im Krieg verlieren nicht nur die ukrainischen und russischen Menschen, die dort sterben oder zu Killern werden; fast alle Menschen weltweit leiden darunter, nicht nur durch steigende Preise; und nicht nur das politische Klima wird weiterhin und schlimmer als jemals zuvor vergiftet.. Profitieren tun nur die Rüstungsindustrie durch enorm gestiegene Nachfrage sowie gewisse Energiekonzerne, die jetzt ihre alten Atommeiler und Kohlekraftwerke wieder reaktivieren können. Daher: Schluss jetzt mit dem Krieg! Keine weiteren Waffenlieferungen, sondern sofortiger Waffenstillstand und ergebnisoffene Verhandlungen! Die von Russland besetzten und annektierten Ostgebiete der Ukraine sollten zunächst (wie die Krim seit 2014) bei Russland verbleiben und ein freiwilliger Bevölkerungsaustausch (zwischen "Ukrainern" dort und "Russen" anderswo in der Ukraine) organisiert werden; die Infrastruktur (Wohngebäude u.v.m.) ist ohnehin schwer zerstört und muss erst wieder aufgebaut werden, und bald sollten ohnehin (nicht nur dort) die ansässigen Menschen selber entscheiden dürfen, zu welchem Land sie gehören und von wem sie wie regiert werden möchten – sofern sie sich nicht lieber selbst regieren wollen.
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Eigentich bin ich dieses meines Blogs, den ich vor nunmehr über 14 Jahren begonnen und teilweise mehrmals täglich mit Inhalten befüllt hatte, längst überdrüssig geworden - weil ich das Gefühl habe, mich nur noch zu wiederholen und vor allem keinerlei Einfluss auf meine Mitmenschen nehmen zu können. Nun möchte ich hier aber einmal einen ganz persönlichen Verschwörungs-Verdacht zur Diskussion stellen:
Steckt Putin womöglich mit den westlichen Eliten unter einer Decke - und spielt nur seine Rolle in einer klassischen Good-Cop-Bad-Cop Räuber-und-Gendarm-Inszenierung?
Erinnern wir uns an das Jahr 2019 - damals war das bestimmende Thema die Klimakrise und der wachsende Protest unter der Jugend unter dem Motto "Fridays for Future". Dann kam Anfang 2020 Corona - und unter anderem war einer der Effekte, dass der Lockdown die Proteste gegen die globale Erwärmung erstickte. Statt dessen begann die Bewegung der sogenannten "Querdenker" - welche vor allem den Effekt hatte, die Gesellschaft, vor allem aber die Linke, in zwei unversöhnliche Lager zu spalten. Auch aus meinem Bekanntenkreis sind einige, denen ich dies vorher nicht zugetraut hatte, ins Lager der selbsternannten "Corona-Rebellen" abgedriftet und hatten kein besonderes Problem damit, neben Reichskriegsflaggen herzumarschieren.
Als Corona dann seinen Schrecken zu verlieren begann, gab es Anfang 2022 den Ukraine-Krieg - und wieder wurde die Gesellschaft und vor allem die Linke gespalten. Tatsächlich gibt es eine Fraktion, die zu glauben scheint, Putin sei so etwas wie der Rächer der untergegangenen Sowjetunion, bloß weil er sich mit der NATO anlegt, während er für andere mindestens ein Wiedergänger Hitlers ist. Wer sich bemüht, ein wenig zu differenzieren, wird von beiden Lagern sofort niedergeschrien.
Wohlgemerkt: Ich behaupte nicht, Corona sei eine Erfindung bestimmter finsterer Kreise (wahlweise Bill Gates und der Pharmaindustrie oder auch der chinesischen Regierung); ich stelle nur fest, dass die Pandemie bestimmten Kreisen ganz gut in den Kram gepasst hat, unter anderem eben dadurch, dass es die Linken gespalten und die Klimakrise von der Agenda verdrängt hat. Ich behaupte auch nicht, dass Putin sich mit Biden in irgendeiner Form abgesprochen hat; aber dass jetzt Krieg wieder "en Vogue" ist, wovon zuerst die Rüstungskonzerne und dann auch die Betreiber von Kohle- und Atomkraftwerken profitieren, während die Klimakrise wiederum vernachlässigt wird, erscheint mir doch sehr symptomatisch.
Dass Putin kein so dufter Typ ist, wie er sich oft inszeniert hat, war bereits während des Tschetschenienkrieges ganz am Anfang seiner ersten Amtszeit klar; aber damals führte "der Westen" selbst "Krieg gegen den Terror", und da waren die Unterschiede doch eher gering. Auch ich hätte nicht damit gerechnet, dass er einen Marsch auf Kiew versuchen würde. Dass die Ukraine aber bis zur Auflösung der Sowjetunion Anfang der 1990er niemals ein eigener Staat war, dass ihr Westteil lange zu Polen-Litauen und Österreich-Ungarn gehört hatte, während der Mittel- und Ostteil jahrhundertelang zu Russland gehört hatten (ja, Russland sogar in Kiew gegründet wurde) und die Krim in den 1960ern der Ukraine aus organisatorischen Gründen zugeschlagen wurde, will hierzulande kaum noch jemand hören, ebenso wie die Tatsache, dass die NATO nach dem "Euromaidan" 2014 mit ihrem Beitrittsangebot Öl ins Feuer gegossen hat oder bestimmte regierungsnahe Kreise in Kiew (z. B. Ex-Botschafter Melnyk) offen dem Faschistenführer Bandera huldigen; statt dessen wird "bedingungslose Solidarität" und die Lieferung schwerer und immer schwererer Waffen gefordert...
Putin ist ein korrupter Oligarch und klammert sich aus Angst, er könnte nach seiner Präsidentschaft zur Rechenschaft gezogen werden, an die Macht, aber das tut z.B. ein NATO-Partner wie Erdoğan ebenfalls (von Trump ganz zu schweigen). Und mit jedem Tag, den dieser Krieg (und der Aufrüstungs-, Kohle- und Atomenergiebetrieb und überhaupt der neoliberale, globale Kapitalismus, bemäntelt von einer Scheindemokratie) weitergeht, wird unsere Chance, als Menschheit zu überleben, immer kleiner.
Ist das vielleicht ein Komplott der alten, weißen, mächtigen und vor allem reichen Männer, denen der eigene kurzfristige Vorteil allemal wichtiger ist als das Wohl und der Fortbestand ihrer Mitmenschen?!?
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Thomas Beckmann, Düsseldorfer Original, begnadeter Cellist, Philanthrop und Gründer des Vereins Gemeinsam gegen Kälte e.V. und als dessen Vorsitzender von 2016 bis 2020 mein "Cheffe" (faktisch allerdings vielmehr Kollege und Freund), ist am vorvergangenen Freitag, dem 29. Juli 2022, nach langer Krankheit aus dieser Welt geschieden. Er wurde 65 Jahre alt.
Das obige Foto zeigt ihn, wie er in der Düsseldorfer Altstadt im Sommer 2017 mit Cellospiel gegen einen AfD-Parteitag demonstrierte.
Auch wenn ihn manche (wie er selber gerne schmunzelnd anmerkte) für den "größten Egomanen der Weltgeschichte" hielten, werden sich wohl die Allermeisten mit großer Wärme und Zuneigung an ihn und seine liebenswürdige Art zurückerinnern. Ich jedenfalls werde ihn nicht vergessen.
REQUIESCAT IN PACE, alter Gauner...
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(Über die Philosophen)
(...) ὥσπερ καὶ Θαλῆν ἀστρονομοῦντα, ὦ Θεόδωρε, καὶ ἄνω βλέποντα, πεσόντα εἰς φρέαρ, Θρᾷττά τις ἐμμελὴς καὶ χαρίεσσα θεραπαινὶς ἀποσκῶψαι λέγεται ὡς τὰ μὲν ἐν οὐρανῷ προθυμοῖτο εἰδέναι, τὰ δ᾽ ἔμπροσθεν αὐτοῦ καὶ παρὰ πόδας λανθάνοι αὐτόν. ταὐτὸν δὲ ἀρκεῖ σκῶμμα ἐπὶ πάντας ὅσοι ἐν φιλοσοφίᾳ διάγουσι. τῷ γὰρ ὄντι τὸν τοιοῦτον ὁ μὲν πλησίον καὶ ὁ γείτων λέληθεν, οὐ μόνον ὅτι πράττει, ἀλλ᾽ ὀλίγου καὶ εἰ ἄνθρωπός ἐστιν ἤ τι ἄλλο θρέμμα: τί δέ ποτ᾽ ἐστὶν ἄνθρωπος καὶ τί τῇ τοιαύτῃ φύσει προσήκει διάφορον τῶν ἄλλων ποιεῖν ἢ πάσχειν, ζητεῖ τε καὶ πράγματ᾽ ἔχει διερευνώμενος. μανθάνεις γάρ που, ὦ Θεόδωρε: ἢ οὔ;
Θεόδωρος
ἔγωγε: καὶ ἀληθῆ λέγεις.
Σωκράτης
τοιγάρτοι, ὦ φίλε, ἰδίᾳ τε συγγιγνόμενος ὁ τοιοῦτος ἑκάστῳ καὶ δημοσίᾳ, ὅπερ ἀρχόμενος ἔλεγον, ὅταν ἐν δικαστηρίῳ ἤ που ἄλλοθι ἀναγκασθῇ περὶ τῶν παρὰ πόδας καὶ τῶν ἐν ὀφθαλμοῖς διαλέγεσθαι, γέλωτα παρέχει οὐ μόνον Θρᾴτταις ἀλλὰ καὶ τῷ ἄλλῳ ὄχλῳ, εἰς φρέατά τε καὶ πᾶσαν ἀπορίαν ἐμπίπτων ὑπὸ ἀπειρίας, καὶ ἡ ἀσχημοσύνη δεινή, δόξαν ἀβελτερίας παρεχομένη: ἔν τε γὰρ ταῖς λοιδορίαις ἴδιον ἔχει οὐδὲν οὐδένα λοιδορεῖν, ἅτ᾽ οὐκ εἰδὼς κακὸν οὐδὲν οὐδενὸς ἐκ τοῦ μὴ μεμελετηκέναι: ἀπορῶν οὖν γελοῖος φαίνεται. ἔν τε τοῖς ἐπαίνοις καὶ ταῖς τῶν ἄλλων μεγαλαυχίαις οὐ προσποιήτως ἀλλὰ τῷ ὄντι γελῶν ἔνδηλος γιγνόμενος ληρώδης δοκεῖ εἶναι. τύραννόν τε γὰρ ἢ βασιλέα ἐγκωμιαζόμενον, ἕνα τῶν νομέων, οἷον συβώτην ἢ ποιμένα ἤ τινα βουκόλον, ἡγεῖται ἀκούειν εὐδαιμονιζόμενον πολὺ βδάλλοντα: δυσκολώτερον δὲ ἐκείνων ζῷον καὶ ἐπιβουλότερον ποιμαίνειν τε καὶ βδάλλειν νομίζει αὐτούς, ἄγροικον δὲ καὶ ἀπαίδευτον ὑπὸ ἀσχολίας οὐδὲν ἧττον τῶν νομέων τὸν τοιοῦτον ἀναγκαῖον γίγνεσθαι, σηκὸν ἐν ὄρει τὸ τεῖχος περιβεβλημένον. γῆς δὲ ὅταν μυρία πλέθρα ἢ ἔτι πλείω ἀκούσῃ ὥς τις ἄρα κεκτημένος θαυμαστὰ πλήθει κέκτηται, πάνσμικρα δοκεῖ ἀκούειν εἰς ἅπασαν εἰωθὼς τὴν γῆν βλέπειν. τὰ δὲ δὴ γένη ὑμνούντων, ὡς γενναῖός τις ἑπτὰ πάππους πλουσίους ἔχων ἀποφῆναι, παντάπασιν ἀμβλὺ καὶ ἐπὶ σμικρὸν ὁρώντων ἡγεῖται τὸν ἔπαινον, ὑπὸ ἀπαιδευσίας οὐ δυναμένων εἰς τὸ πᾶν ἀεὶ βλέπειν οὐδὲ λογίζεσθαι ὅτι πάππων καὶ προγόνων μυριάδες ἑκάστῳ γεγόνασιν ἀναρίθμητοι, ἐν αἷς πλούσιοι καὶ πτωχοὶ καὶ βασιλῆς καὶ δοῦλοι βάρβαροί τε καὶ Ἕλληνες πολλάκις μυρίοι γεγόνασιν ὁτῳοῦν: ἀλλ᾽ ἐπὶ πέντε καὶ εἴκοσι καταλόγῳ προγόνων σεμνυνομένων καὶ ἀναφερόντων εἰς Ἡρακλέα τὸν Ἀμφιτρύωνος ἄτοπα αὐτῷ καταφαίνεται τῆς σμικρολογίας, ὅτι δὲ ὁ ἀπ᾽ Ἀμφιτρύωνος εἰς τὸ ἄνω πεντεκαιεικοστὸς τοιοῦτος ἦν οἵα συνέβαινεν αὐτῷ τύχη, καὶ ὁ πεντηκοστὸς ἀπ᾽ αὐτοῦ, γελᾷ οὐ δυναμένων λογίζεσθαί τε καὶ χαυνότητα ἀνοήτου ψυχῆς ἀπαλλάττειν. ἐν ἅπασι δὴ τούτοις ὁ τοιοῦτος ὑπὸ τῶν πολλῶν καταγελᾶται, τὰ μὲν ὑπερηφάνως ἔχων, ὡς δοκεῖ, τὰ δ᾽ ἐν ποσὶν ἀγνοῶν τε καὶ ἐν ἑκάστοις ἀπορῶν. (...)
Aus: Platon. Θεαίτητος (Theaítētos)
Übersetzung nach Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher:
(...) Wie auch den Thaies, o Theodoros, als er, um die Sterne zu beschauen, den Blick nach oben gerichtet in den Brunnen fiel, eine artige und witzige thrakische Magd soll verspottet haben, daß er, was am Himmel wäre, wohl strebte zu erfahren, was aber vor ihm läge und zu seinen Füßen, ihm unbekannt bliebe. Mit diesem nämlichen Spotte nun reicht man noch immer aus gegen Alle, welche in der Philosophie leben. Denn in der Tat, ein solcher weiß nichts von seinem Nächsten und Nachbar, nicht nur nicht was er betreibt, sondern kaum ob er ein Mensch ist oder etwa irgend ein anderes Geschöpf. Was aber der Mensch an sich sein mag, und was einer solchen Natur ziemt anders als alle anderen zu tun und zu leiden, das untersucht er, und läßt es sich Mühe kosten es zu erforschen. Du verstehst mich doch, Theodoros, oder nicht?
Theodoros:
Sehr gut; und sehr wahr ist was du sagst.
Sokrates:
Daher auch, o Freund, ein solcher, wenn er mit Jemand für sich Geschäfte zu treiben hat, oder auch in öffentlichen Angelegenheiten, wie ich anfangs sagte, wenn er etwa vor Gericht oder sonst irgendwo von dem, was vor den Füßen oder sonst vor aller Augen ist, genötiget wird zu reden: so erregt er Gelächter, nicht nur den Thrakierinnen, sondern auch dem übrigen Volk, indem er aus Unerfahrenheit in Gruben und in allerlei Verlegenheit hineinfällt, und seine gewaltige Ungeschicktheit erregt die Meinung, er sei unverbesserlich. Denn wo es darauf ankömmt, einen mit Schmähungen anzugreifen, weiß es keinen einzeln anzugreifen, indem er von Niemand irgend etwas übles weiß, weil er sich nie darum bekümmert hat. Weil er nun keinen Rat weiß, erscheint er lächerlich. Und wiederum wo gelobt und in prächtigen Worten geredet werden soll von Andern, gibt sich kund, daß er lacht, nicht nur verstellter Weise, sondern ganz ordentlich, und so erscheint er albern. Denn wo er einen Tyrannen oder König lobpreisen hört, kommt es ihm vor, als hörte er irgend einen Hirten, der Schweine oder Schafe oder einen Rinderhirten glücklich preisen, weil er viel melkt; nur glaubt er, daß jener ein unlenksameres und boshafteres Tier hütet und melkt als diese; und daß doch ungesittet und ungebildet ein solcher aus Mangel an Muße nicht minder sein muß als andre Hirten, eingezwängt in seine Mauern eben wie jene in die Hürden auf den Bergen. Hört er aber von tausend Morgen Landes oder noch mehr, als hätte wer sie besitzt ein ungeheuer großes Besitztum: so dünkt ihn, er höre einer großen Kleinigkeit erwähnen, gewohnt wie er ist über die ganze Erde zu schauen. Und wenn sie gar die Geschlechter besingen, wie irgend ein Edler sieben reiche Ahnherren habe aufzuweisen: so dünkt ihn, ein sehr kurzsichtiges Lob zu hören von solchen, die nur auf das Kleine merken, und aus Unwissenheit nicht vermögen immer auf das Ganze zu blicken, noch zu berechnen, daß Großvater und Vorfahren unzählige Tausende ein Jeder gehabt hat, worunter Reiche und Arme, Könige und Knechte, Ausländer und Hellenen oftmals zehntausend können gewesen sein bei dem ersten besten. Aber ein Verzeichnis von Fünf und zwanzig Vorfahren für etwas Großes ausgeben, die etwa auf Herakles, den Sohn des Amphitryon, zurückgehn, das gilt ihm für das ungereimteste in der Kleinlichkeit; und er lacht, daß sie, wie nun hinaufwärts vom Amphitryon der fünf und zwanzigste doch wieder einer war, wie es sich eben traf, und der fünfzigste von ihm, daß sie dies nicht einmal vermögen sich vorzurechnen, und sich dadurch das aufgeblasene Wesen einer törichten Seele zu vertreiben. Wegen alles dessen nun wird ein solcher von der Menge verlacht, indem er hier sich stolz zeigt, wie es ihnen dünkt, dort aber wieder unwissend in dem, was vor seinen Füßen liegt, und ratlos in allem einzelnen. (...)
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Kommunismus trendet bei Twitter - und da musste ich doch noch einmal meinen Senf dazu geben:
#Kommunismus bedeutet gleichberechtigtes Miteinander statt hierarchisches Gegeneinander (#Kapitalismus) und hat mit den realexistier(thab)enden und etikettenschwindlerischen Funktionärsdiktaturen in UdSSR, DDR oder Nordkorea NICHTS zu tun.
Mehr dazu hier:
Der Sozialismus, den ich meine
Alle, die der Meinung sind, dass der mörderische #Kapitalismus überwunden werden muss und wir Direkte #Demokratie (bzw. ECHTEN #Sozialismus / #Kommunismus) brauchen, sind herzlich eingeladen, diese #Petition zu unterschreiben und weiterzuverbreiten:
Weiterentwicklung > Demokratie
Wenn ich allerdings lesen muss, wie hasserfüllt und vorurteilsbeladen die Allermeisten schon auf das pure Wort abgehen, frage ich mich, ob nicht eine neue Vokabel her müsste - wie wäre es denn z.B. mit Kommunalismus...?
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Wenn es irgend etwas Gutes gibt, was an dieser ganzen Scheiße grade am Ende rauskommen könnte, dann vielleicht, dass immer mehr Leute merken werden, dass das (An-)Führerprinzip eigentlich immer in den Abgrund führt, und dass wir die jetzt noch bei einigen wenigen alten reichen Männern konzentrierte Macht möglichst gerecht unter allen Menschen aufteilen müssen, um noch eine Chance zum Überleben zu haben...
... aber auch das wird wahrscheinlich nur ein naiver Wunsch bleiben.
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Die Löwen sehen oftmals aus,
als ob sie Lea hießen;
sie gelten als dekorativ
und sind für Geld zu schießen.
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Gewissen Verlautbarungen zufolge ist die Wissenschaft kurz davor, einen alten Menschheitstraum zu verwirklichen und den biologisch bislang scheinbar notwendigen Tod zu überwinden. Es wäre wohl in absehbarer Zeit sogar möglich, das Altern unserer Zellen nicht nur zu verlangsamen oder gar gänzlich aufzuhalten, sondern sogar rückgängig zu machen - was bedeuten würde, wir könnten uns eine jugendliche Frische wie in unseren Zwanzigern erhalten, während wir bereits Hunderte oder Tausende von Jahren alt wären. Sterben wäre dann zwar noch freiwillig oder auch durch Krankheit, Unfall oder Mord möglich, aber eben nicht mehr unausweichlich.
Was würde ein solcher medizinischer Durchbruch aber für unser Zusammenleben bedeuten?
Vielleicht bin ich ein unverbesserlicher Optimist - aber ich glaube, dass Folge (und andererseits aber auch Voraussetzung) eines solchen Fortschritts die konsequente Demokratisierung unserer weltweiten Gesellschaft sein müsste.
Bisher leben allzu viele Menschen noch nach dem unseligen Motto: "Nach mir die Sintflut!" Die "Bewahrung der Schöpfung" bzw. die Bemühung, nachfolgenden Generationen einen halbwegs bewohnbaren und sogar lebenswerten Planeten zu hinterlassen, ist zwar in den letzten Jahren immer populärer geworden, aber noch weit davon entfernt, in politisch notwendige Konsequenzen zu münden. Wenn wir allerdings damit rechen müssten bzw. dürften, womöglich niemals an Altersschwäche einzugehen und somit theoretisch unsterblich zu sein, würden wir sicherlich mehr Verantwortungsbewusstsein im Hinblick auf unsere Mitmenschen und eventuellen Nachfahren und unsere gemeinsame Umwelt entwickeln - immerhin wären wir ja theoretisch für ewig aufeinander angewiesen.
Gleichzeitig wäre diese Option für die breiten Massen (also uns alle und nicht wieder exklusiv die "oberen Zehntausend") nur dann realisierbar, wenn wir unsere gemeinsamen Potentiale bündeln und genau darauf konzentrieren würden, anstatt in kurzsichtigem und selbstzerstörerischem Gegeneinander um die knapper werdenden Ressourcen zu konkurrieren.
Dies würde erfordern, einmal "reinen Tisch" zu machen, also die gesamten globalen Güter in Gemeinbesitz zu überführen und damit alle heutigen Gründe für Krieg, Vertreibung, Ausbeutung usw. zu überwinden, um ab dann alle anfallenden Entscheidungen gleichberechtigt gemeinsam zu diskutieren und immer nur vorläufig mehrheitlich zu entscheiden.
Entweder so, oder wir werden als Menschheit höchstwahrscheinlich über kurz oder lang (eher ersteres) zugrunde gehen.
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Es ist wohl keine allzu neue oder exklusive Erkenntnis, dass die materiellen Güter dieser Erde unter den Menschen höchst ungleich und ungerecht verteilt sind. Dies hat (wie alles) historische Gründe und bereitet uns allen immense, ja lebensbedrohliche Probleme.
Wie wäre es also, wenn wir als Menschheit einmal weltweit alles (an Grund- und Privatbesitz) auf den gemeinsamen Tisch legen und dann gerecht (anteilig nach Anzahl der ca. acht Milliarden Köpfe) aufteilen würden?
Es ist leicht auszurechnen, dass die überwiegende Mehrheit (99% der Weltbevölkerung) bei so einer erstmals in der Weltgeschichte Gerechtigkeit herstellenden Umverteilung materiell etwas gewinnen würde. Für jeden Menschen wäre ein Mindestlebensstandard (Zugang zu sauberer Luft und sauberem Trinkwasser, ausreichend Nahrung, Kleidung, Wohnung, Heizung, Elektrizität und Internet) auf dem Niveau des westlichen Existenzminimums möglich, und durch seinen Anteil an der (weitgehend automatisierten) Industrie hätte jeder Mensch auch ein existenzsicherndes Mindesteinkommen.
Es ist auch leicht, sich vorzustellen, wie dadurch die meisten Probleme unserer Zeit gelöst würden: Krieg, Migration, Kriminalität usw.
Viel Aufwand, der heute getrieben wird, um materielle Unterschiede zu schützen bzw. zu zementieren (durch Zäune, Mauern, Grenzen usw.) könnte eingespart werden.
Arbeit wäre nicht mehr individuell lebensnotwendig. Dadurch würden die weiterhin erforderlichen Arbeiten von Menschen übernommen, denen sie Freude macht und/oder die dafür am besten geeignet/qualifiziert wären. Unangenehme Arbeiten würden höher entlohnt als angenehme Tätigkeiten (welche sogar kostenpflichtig sein könnten - Angebot und Nachfrage).
Viele heutige Berufsbilder würden überflüssig: Verkauf, Marketing und Werbung; Kontrolle; Sicherung usw.
Menschen (und auch Staaten) haben sich seit Jahrtausenden mehr schlecht als recht in immer komplexer werdenden und gegeneinander konkurrierenden Hierarchien organisiert. Diesen ererbten, unerfreulichen und höchst ungerechten Ist-Zustand zu überwinden (dass z.B. manche buchstäblich auf einer Müllkippe geboren werden, während einige wenige mit einem Millionenerbe und allen Chancen zur Welt kommen), wäre dagegen kinderleicht: Alles auf den Tisch!
Aber auch die kleine Minderheit derjenigen, die heute mehr als der Durchschnitt besitzen, würde nicht nur etwas abgeben müssen (Zweitvilla, Privatinsel, Luxusyacht), sondern gewönne einiges immaterielles hinzu: Sicherheit etwa, Vertrauen, echte Sympathie (wie sie nur unter Gleichgestellten möglich ist).
Das anteilige Eigentum an der Erde und ihren Ressourcen (Luft, Meer, Land) ginge freilich auch mit entsprechender Verantwortung und gleichberechtigtem Mitspracherecht einher. Wir könnten die heute bestehenden Strukturen allmählich in einem permanenten Diskurs und Abstimmungsprozess weiterentwickeln hin zu einer maximal gerechten und selbstbestimmten Gesellschaftsform.
Was dann wohl nicht mehr ginge: Alles, was auf der Ausbeutung von (Umwelt und/oder) Mitmenschen basierte: Luxus, Massentourismus, "Powershopping" - aber ansonsten könnten natürlich alle weiterhin ihren Lieblingsbeschäftigungen nachgehen (was dann allerdings teilweise etwas teurer werden dürfte).
Was es leider weiterhin geben würde: Ungerechtigkeiten qua Geburt (Behinderungen), Eifersucht, Neid - letzteren allerdings in viel geringerem Umfang, da es keine großen materiellen Unterschiede zwischen Individuen oder Gruppen mehr gäbe.
Ich fände das alles sehr sinnvoll - aber vielleicht bin ich ja auch nicht ganz dicht...?
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Gestern dachte ich, die Entscheidung über eine Impfpflicht wäre ein guter Anlass für einen bundesweiten Volksentscheid - und wie es mittlerweile meine Art ist, habe ich flugs eine entsprechende Petition aufgesetzt.
Die ersten Reaktionen auf Fratzbuch, sorry: "Meta" waren leider nicht überraschend: Sowohl Befürworter als auch Gegner einer Impfpflicht äußern sich meist gegen eine solche Befragung . offenbar weil sie (wahrscheinlich eine anthropologische Konstante) jeweils meinen, selber klüger zu sein als die Mehrheit der Anderen.
Mir geht es bei meinem Vorschlag um zweierlei:
1. Die momentane Spaltung der Gesellschaft in dieser Frage ließe sich durch eine gemeinsame Abstimmung nach entsprechend eingehender Diskussion ein wenig lindern, anstatt sie noch weiter zu befeuern - denn wenn es eine deutliche Mehrheit für eine Impfpflicht geben sollte, könnten deren entschiedensten Gegner zumindest nicht mehr behaupten, sie lebten in einer Diktatur, in der Politiker, die zuvor anderes versprochen hatten, sie zu etwas zwingen würden; es wäre dann eine demokratische Entscheidung (die natürlich auch anders ausgehen könnte, falls sich nach hoffentlich eingehender breiter Diskussion diejenigen durchsetzen, die eine Impfpflicht für unvereinbar mit dem Grundgesetz halten, oder überhaupt sich ein wie auch immer gearteter Kompromiss ergibt).
2. Wir sollten uns an den Gedanken gewöhnen, dass fundamentale politische Entscheidungen lieber von uns als Allgemeinheit getroffen werden sollten als von einer kleinen Gruppe Berufspolitiker, die wir alle vier Jahre als "das kleinere Übel" auswählen dürfen und die ansonsten oft wenig Expertise haben außer darin, gewählt zu werden - denn je mehr Menschen mitentscheiden, desto mehr Information fließt in die Entscheidung ein.
Entweder wir schaffen es gemeinsam und miteinander oder eben gar nicht.
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Jedenfalls lässt das nicht viel Gutes für die Zukunft erahnen...
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(ZEIT-Magazin Nr. 48/2021 vom 25.11.2021)
Möglicherweise ist es eine persönliche Alterserscheinung oder allgemein der schlimnmen Zeit geschuldet, in der wir leben (wahrscheinlich beides) - aber es fällt mir immer schwerer, die mich umgebende (und innerlich anfüllende) Ignoranz und Stupidität mit gebührender Gelassenheit und womöglich Heiterkeit hinzunehmen.
Als relativ wahlloses Beispiel soll mir hier die aktuelle Ausgabe des ZEIT-Magazins (in Folge kurz: ZM) dienen, die ich tatsächlich nur als Kompendium menschlicher Dummheit bezeichnen kann sowie als Paradebeispiel all der Ungereimtheiten, die uns als Menschheit nach aller Wahrscheinlichkeit zum baldigen Aussterben verurteilen werden.
Ich gehe Seite für Seite vor:
01: Titelblatt
02: Konsumpropaganda (in Folge kurz KP; vulgo "Werbeanzeige") für die Firma "Rolex"
03: 2. Titelblatt (eine Eigentümlichkeit des ZM)
04: KP "Amazon"
05: Inhaltsangabe + Cartoon + 1/3 KP "ZEIT Akademie"
06-07: KP "Chanel"
08: Kolumne von Harald Martenstein: Wie jede Woche amüsiert und mokiert sich dieser alte weiße gutbetuchte und über alle Maßen selbstverliebte Mann über Gendern, Cancel-Culture, Diversität und "Wokeness".
09: KP "Blancpain"
10: "Heiter bis glücklich": Kolumne mit den "Entdeckungen der Woche" (also wieder letztlich KP)
11: KP "Vardis"
12: "SELF-PORTRAIT WITH ME"; ein Selfie...
13: KP "Marmarvis"
14-26: "Hallo, Angst" (eine ziemlich private Selbstoptimierungs-Story über Panikattacken) + 2 x ¼ KP "Naturland"
27: KP "ARD Digital"
28-43: "Schönheit und Schmerz" (15 Fotoseiten + eine Textseite über Guadeloupe; i.e. Schleichwerbung für einen Fotografen und seinen neuesten Bildband)
44-45: "Bla bla bla" (über die Herkunft der Lautmalerei "Bla bla bla" und genauso relevant)
46-48 + 50-52: "Einer fehlt"; hier wird es für mich zum ersten Mal richtig ärgerlich (und daher ausführlicher). Eine Berliner Familie (der Vater "besitzt mehrere Clubs und Cafés in Berlin und führt eine Event- und Cateringfirma") vermisst einen Hund und mobilisiert dafür via Facebook "in Kreuzberg mehrmals 20 bis 40 Unterstützer" oder auch "50 Helfer in Berlin-Mitte" (unentgeltlich natürlich); der Hund wurde wohl von einem 12jährigen, der (vermutlich aus finanziellen Gründen) selbst keinen Hund haben darf, vor einem Drogeriemarkt angebunden entdeckt, mitgenommen und freigelassen. Was der betuchte Familienvater "unheimlich" findet: "Der Kleine hat gar keine Reue gezeigt, keine Gefühlsregung."
Sorry, aber die einzige Gefühlsregung, die sich bei mir angesichts solcher Upper-Class-Probleme besserverdienender Gentrifizierer einstellt, ist ein gewaltiger Ennui.
49: KP "Singulart"
53: KP "Joe Merino"
54-55: "Na danke, Spitzenköche" - ein Klagelied darüber, dass in der Küche des Verfassers ("nicht sonderlich groß, elf Quadratmeter" - da hat mancher Bauwagenbewohner oder Knastinsasse aber weniger zum Leben) kein Platz mehr ist für all die unaufgebrauchten Spezialzutaten der nachgekochten Spitzenkochrezepte; First-World-Problems at its worst.
56-60 + 62-64: Neben zwei halben Seiten KP (ein Landhotel + "Schiller Museum"): "Deutschland hat meine Mutter nie ganz losgelassen" - ein Interview mit dem Sohn der Schriftstellerin und Illustratorin Judith Kerr, die als Kind und Jüdin mit ihrer Familie 1933 Nazi-Deutschland verlassen musste, und das in eine ziemliche (und ziemlich erstaunliche) Deutschland-Lobhudelei ausartet.
61: KP "Weingut Mayer"
65-67: KP "Garmin", "Samsung" u.a.
68-70: "Luftschlösser" - über das offenbar neuerdings verbreitete Hobby, sich in Gedanken unerschwingliche Luxuswohnungen und Häuser einzurichten.
71: KP "Cubit" (Luxusmöbel)
72-81: "Im freien Fall" - Bericht über die Artistenfamilie Traber, in der seit über 200 Jahren patriarchale Traditionen hochgehalten werden. "Eine schmale Straße führt zu ihrem 5000 Quadratmeter großen Anwesen", dem "Reich der Trabers. Um einen gepflasterten Platz gruppieren sich eine weiß getünchte Kapelle, sieben große Garagen (...) und vier Häuser" (in denen insgesamt grade mal neun Leute leben, zwei davon Kinder).
"Die Trabers unterscheiden zwei Arten von Menschen: (...) 'Bauern`(...) und Leute wie sie selbst. (...) Vater (...) steht an der Spitze der Hierarchie (...) auf dem Seil (...) muss jedes Kommando widerspruchslos befolgt werden. Das wurde ihnen von klein auf eingebläut. (...) Der Patriarch (...) ist ein ebenso feinsinniger wie redseliger Mann (...)."
Eine Tochter gesteht: "Ich habe die Arbeit auf dem Seil nicht gemacht, weil ich so gerne Artistin bin (...). Ich habe das wegen der Tradition gemacht und auch wegen dem Papa."
Und dieser unglaublich gestrige, gewalttätige Familienfaschismus wird im ZM völlig unkritisch abgefeiert...
83: KP "ZEIT Shop"
84-85: KP "kauflust"
86-87: "Nicht von dieser Welt" + "Mirko Borsche testet" - kaum verkappte KP für Luxusprodukte
88-89: "Kennenlernen" - Kontaktanzeigen für die oberste Upper Class.
90-92: diverse Rätsel + ½ KP "ZEIT Hotels"
93: "Prüfers Töchter" - ausnahmsweise mal keine KP, nicht einmal durchs Hintertürchen
94: "HILFE!" - ein Psychologe beantwortet die Fragen einer gestressten High-Performerin...
95: KP "nubert" (Nobel-Boxen)
96: KP "Rado" (Schweizer Uhren)
Mein (hoffentlich nachvollziehbares) Fazit: Dieses Hochglanz-Magazin, dessen Daseinszweck ganz offenbar v.a. darin besteht, besonders hochpreisige Produkte zu bewerben und zu diesem Behufe ein wenig möglichst harmlosen, die potentielle (also besserverdienende und mehrheitlich mutmaßlich konservative bis reaktionäre) Käuferschaft nicht verschreckenden oder verärgernden Lesestoff zwischen die Anzeigen zu streuen, ist nichts weiter als materielle wie geistige Umweltverschmutzung.
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Meine persönliche Meinung zu Corona, Impfungen und Impfpflicht
Ich selber bin zweimal geimpft (Astra Zeneca) und habe im Januar meinen "Booster"-Termin. Ich kenne aber auch einige Ungeimpfte, von denen es manche nicht an die große Glocke hängen (und sich vielleicht irgendwann doch noch impfen lassen werden), während andere sich als verfolgte Minderheit empfinden ("Juden von heute" - was für ein elender, geschichtsvergessener, faschismusverharmlosender Unfug) und dabei ihre systemkritische Seite entdecken (als hätte es dazu nicht vorher schon reichlich und auch besseren Anlass gegeben).
Ich persönlich bin also zwar geimpft und insofern schon der Meinung, es wäre eine gute Sache, wenn sich andere auch impfen ließen; allerdings kann ich auch die vielfältigen Sorgen und Bedenken verstehen und bin (zumindest bezüglich Corona) auf keinen Fall für eine Impfpflicht. Die Idee, hartnäckige Impfgegner sollten eine Patientenverfügung abgeben können, dass sie im Falle einer Coronaerkrankung ggf. auf Intensivbehandlung verzichten würden, was dann als Äquivalent zum Impf- oder Genesungsnachweis gelten könnte, halte ich zumindest für bedenkenswert; vielleicht würde sich so die aufgeheizte Lage zwischen zwei Dritteln Geimpften und einem Drittel Ungeimpften etwas entspannen. Irgendwann wird es ja wahrscheinlich ohnehin so sein, dass fast alle einmal eine Corona-Erkrankung durchgemacht haben werden - die Geimpften wahrscheinlich mit mildem Verlauf, die Ungeimpften womöglich heftiger und gelegentlich sogar tödlich.
Aber natürlich sind Impfungen auch immer mit einem Gesundheitsrisiko behaftet und enden auch manchmal tödlich. Die Frage ist natürlich, welches Risiko wir höher einschätzen, und das ist am Ende Privatsache.
Ich bin in der Vergangenheit oft auch eher lax mit den "AHA"-Regeln umgegangen, habe mir nicht immer die Hände brav gewaschen und auch manchmal am Abstand gespart. So gesehen war ich (wie es jetzt oft über die Ungeimpften heißt) "unsolidarisch" bzw. Nutznießer der Disziplin derer, die all das ernster genommen haben und damit die Ausbreitung von COVID19 vielleicht wirksamer verhindert haben. Ich glaube aber, das dies den meisten Menschen so ergangen ist, dass sie nicht immer 100%ig auf der Höhe der offiziellen Maßnahmen (Ausgangssperren, Verweilverbote und ähnliche Ungeheuerlichkeiten) waren.
Das bringt mich zu meinem eigentlichen Punkt. Die Corona-Krise zeigt wieder einmal (wie alle anderen Krisen übrigens auch), woran unser Zusammenleben so grundsätzlich krankt: An unserer total veralteten, vordemokratischen Form der politischen und wirtschaftlichen Organisation.
Technisch wären wir doch längst in der Lage, über die allgemeinen Corona-Maßnahmen täglich basisdemokratisch und gleichberechtigt mit abzustimmen. Viele Menschen verfolgen die Diskursen der (vermeintlichen?) Experten und bilden sich ihre eigene, fundierte Meinung dazu; trotzdem werden die tatsächlichen Beschlüsse von einer kleinen, nach wenigen Tausenden zählenden Gruppe von Politikern gefasst, die sich mangels eigener Expertise von hohen Verwaltungsbeamten und v.a. Lobbyisten beeinflussen lassen.
Wieso können wir nicht die Mehrheit über jede einzelne Maßnahme entscheiden lassen? Ob und wenn ja, für wen, wann und wo welche Maskenpflicht herrschen soll; welche Veranstaltungen stattfinden sollen dürfen und wenn ja "mit wieviel G"; wieviel Freiheit wir denen, die sorgloser oder sorgenvoller als wir mit Corona umgehen, zugestehen sollen; und ob es eine gute Idee wäre, die Verpflichtungen von (nicht nur Pharma-)Industrie und Berufspolitik einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und vielleicht sogar einmal den ganzen Kapitalismus als Mutter aller Krisen zu erkennen und eine Vergesellschaftung von Grundeigentum, Bodenschätzen und Produktionsmitteln zu erreichen?
Für Letzteres wird es vielleicht vorerst keine Mehrheit geben. Entscheidend aber wäre, dass wir auf unser aller "Schwarmintelligenz" vertrauen und zumindest einsehen, dass Einzelne, die in Hierarchien (seien es ererbte oder gewählte) oben stehen, noch so gut informiert und im Sinne der Allgemeinheit wohlmeinend sein könnten (was sie ja meist nicht sind), sich und uns alle trotzdem eher in eine politische, ökonomische und gesellschaftliche Sackgasse manövrieren könnten, als eine fluide, sich ständig durch mehr Information weiterentwickelnde Mehrheitsmeinung.
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➥ Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
➥ Das Prinzip Permanentes Plebiszit
We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski