Ente am Ende
Donnerstag, 4. Februar 2016
Mit der Waffe in der Hand gegen Mehrheitsterror
Gedankenaustausch mit dem Schriftsteller Leander Sukov
Donnerstag, 4. Februar 2016, 13:06

Gestern Abend hatte ich eine längere (etwa sechsstündige) Unterhaltung mit meinem Facebook-"Freund" Leander Sukov, ausweislich seines (verdächtig umfangreichen) Wikipedia-Eintrags deutscher Schriftsteller und Autor, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und Artikelschreiber u.a. für Junge Welt und Unsere Zeit.

Auf seiner Profilseite hatte er ein selbstgedrehtes Video (eigentlich ein gefilmtes Sprach-Selfie) eingestellt, in dem er unter dem Titel "Gegen das gesunde Volksempfinden" seine Skepsis gegen "direkte Demokratie" zum Ausdruck brachte.

Das rief mich alten Direktdemokraten natürlich gleich auf den Plan, und es entspann sich ein (für mich anfänglich erschreckender, dann vielversprechender, am Ende aber dann doch wieder eher ernüchternder) Schriftwechsel, den ich hier zu Dokumentationszwecken in voller Länge unredigiert und unkommentiert wiedergeben möchte:

txxx666: Lieber Leander - was hieltest du denn vom Prinzip des Permanenten Prinzips?
Prinzip Permanentes Plebiszit

Leander Sukov: Rechtsprechung durch Volksabstimmung? Wie soll das gehen. Ich sehe in Volksabstimmungen auch das Element der Willkür und die Aufgabe von Freiheiten

txxx666: Plebiszitäre Rechtsprechung, z.B. ungefähr so:
8. Plebiszitäre Rechtsprechung

Leander Sukov: Das ist Willkür und Menschenfeindlichkeit in reiner Form. Gegen eine solche Form von Rechtsprechung, gar Regierung, bin ich, um es mit Jean Genet zu sagen, jederzeit bereit die Waffe in die Hand zu nehmen.

txxx666: ? Wenn alle Beteiligten sich zusammensetzen und für ein Vergehen eine sinnvolle Wiedergutmachung aushandeln, was ist denn daran menschenfeindlich?

txxx666: Du würdest also lieber die Waffe in die Hand nehmen, als einen Mehrheitsentscheid zu akzeptieren? Ist ja erschreckend...

Leander Sukov: Das ist nicht erschreckend. Das ist humanistisch notwendig.

txxx666: Das heißt, du erlaubst dir selber zu entscheiden, was humanistisch ist, und sprichst das aber der Mehrheit der Menschen ab?

txxx666: Und würdest dann auf Menschen schießen? Seltsame Art von Humanismus...

Leander Sukov: Nein. Warum?

txxx666: Deine Definition von Humanismus scheint mir eher etwas faschistisch zu sein: "Wer nicht meiner Meinung ist, muss sterben!"...

Leander Sukov: Nein. Ich bin aber strikt dagegen, das die Todesstrafe durch eine Mehrheit verhängt wird, die irgendwelche Strafmaße festsetzen kann. Morgen dann setzt sie fest, dass alle Braunäugigen ausgewiesen werden und übermorgen, daß auf Ehebruch Steinigung steht. DAS ist eine faschistoide Idee von Scheindemokratie.

txxx666: Du glaubst wirklich, dass die Mehrheit der Menschen so denkt? Dann hast du aber wirklich eine traurige Vorstellung von der Menschheit...
Lass dich doch bitte nicht von den 10 oder 20 Prozent rechten Arschgeigen irre machen. Ich zitiere nochmal das, was ich weiter unten noch zu deinem Video geschrieben habe, vielleicht hast du's ja noch nicht gelesen:

"Ich glaube, Verantwortungsbewusstsein kann sich erst dann einstellen, wenn die Menschen auch wirklich Verantwortung tragen.
Und ich glaube, das überkommene Modell eines parlamentarischen Deckmäntelchens, bei dem von Lobbyisten umgarnte Repräsentanten (im Bundestag ca. 0,001 % der Wahlberechtigten) letztlich die Interessen der Wirtschaft bzw. dem oberen ein Prozent der Bevölkerung exekutieren, kann nur in einen raschen Untergang führen.
Mit der heutigen Technik brauchen wir keine für Jahre gewählten Vertreter wie im Postkutschenzeitalter, sondern könnten täglich über unsere Belange gleichberechtigt mitentscheiden - im Kleinen (ob in der Nachbarschaft eine Straße gebaut oder ein Park angelegt wird) wie im Großen (ob wir als Menschheit lieber den Mars erforschen oder zuerst den Hunger besiegen wollen), welche Steuern wir erheben und welche soziale Grundversorgung wir für alle wollen - und wenn sich in komplizierten Fragen Viele enthalten und nur ein Prozent Experten einen gleichberechtigten Diskurs führen würden, so wären dabei immer noch bessere Ergebnisse zu erwarten, als wenn es (wie heute) Berufspolitiker tun, deren einzige Expertise es leider meist ist, (wieder-)gewählt zu werden.
So würde ich übrigens nicht nur echte Demokratie, sondern auch Sozialismus und Kommunismus definieren."

Leander Sukov: Das wäre ein absoluter Unrechtsstaat mit ununterbrochener Willkür.

txxx666: Woher willst du das wissen? Änderst du selbst deine Meinung so oft? Und wie definierst du denn das, was wir heute haben? Etwa eine sinnvolle Regierungsform, die die Probleme angemessen löst?

txxx666: Ich glaube, das ist eine menschliche Grundeigenschaft (nicht nur, aber auch bei Linken): zu glauben, man sei schlauer als die Mehrheit und könne daher selbst mit einer "Elite" (Partei, Regierung, Clique) die für Alle besten Entscheidungen treffen.

Leander Sukov: Es gibt immer eine Abweichung von der idealen Linie.

txxx666: Und du glaubst wirklich, eine Art platonischer Philosophenstaat, in der die arbeitende Mehrheit von einer (möglichst gutwilligen und weisen) Minderheit regiert wird, sei das Ideal?

Leander Sukov: Nein. Ich glaube, Einheiten von Menschen sollten direkt UND im Verhältniswahlrecht Repräsentanten wählen.

txxx666: Das ist doch genau der alte Hut, der nicht funktioniert - u.a. weil die Einheiten aus historischen Gründen ziemlich willkürlich und keineswegs zweckmäßig eingeteilt sind. Oder würdest du z.B. die Staatsgrenzen in Afrika, die quer zu Sprach- und Religionsgrenzen verlaufen, als sinnvolle Einheiten bezeichnen? Und ist es wirklich realistisch, innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaft jemals wirklich zuerst am Allgemeinwohl interessierte Repräsentanten zu finden? Wer sollte denn das sein?

Leander Sukov: Der Gedanke, es gäbe das Allgemeinwohl ist der Fehler. Die Entscheidungen müssen in Kompromissen ermittelt werden.

txxx666: Und genau das ist meiner Meinung nach der maximale Kompromiss: ein ständiger gleichberechtigter Diskurs, der auch politisch wirksam wird - z.B. auf einer facebook-ähnlichen Plattform. Ich bin davon überzeugt, die Leute würden auch dort gleich viel vernünftiger sprechen und "liken", wenn sie wüssten, dass auch diese (diskursiven) Handlungen Folgen haben.

Leander Sukov: Das würden nur die tun, die es auch jetzt schon tun. Es würden nur die tun, die an einer Sache interessiert sind. Und die beschließen dann mit 10 Diskutanten die Todesstrafe für den Handtaschenräuber.

txxx666: Nein, denn wenn die Leute wüssten, dass sie über alles, worüber sie in der Zeitung lesen oder im Fernsehen sehen, mitreden und vor allem mitentscheiden können, würden sie ganz bestimmt ganz schnell Alle Politik machen wollen. Das Argument, echte Demokratie würde dann fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit in irgendwelchen abseitigen rechtsradikalen Foren stattfinden, ist doch nun wirklich zu abwegig.

Leander Sukov: Sagen wir mal, es gibt in Hamburg pro Tag 1500 Abstimmungen über Strafmaße. Wie soll das gehen.
Und was ist das Berufungsgericht und die Revisionsinstanz?

txxx666: Das wären für je 1000 Hamburger ein Entscheidung pro Tag - wie erwähnt, bei Gerichtsverfahren sollten und würden sich vor allem die Betroffenen (Kläger und Beklagte sowie deren Angehörige) auseinandersetzen, was naturgemäß immer auch ein paar Unbeteiligte (die insofern relativ "objektiv" wären) interessieren wird, die dann für einen maximalen Ausgleich (nicht Vergeltung) sorgen könnten.

Leander Sukov: Von den 1000 haben aber nur 10 Lust sich zu kümmern. 8 sind Arschlöcher. Und wer ist jetzt Berufungsgericht und Revisionsinstanz?
Was Du vorschlägst ist Rechtshorror. Das ist Mehrheitsterror.

txxx666: Berufung und Revision sind jederzeit möglich, denn Mehrheiten können sich ändern. Was du beschreibst, ist der Horror. Aber wenn du nicht an das Selbstbestimmungsrecht der Menschen glaubst, weil du es ihnen nicht zutraust, dann kann ich uns wohl auch nicht helfen.

Leander Sukov: Du glaubst an das Fremdbestimmungsrecht. Du glaubst ernsthaft, dass man Willkür demokratisch legitimieren kann.

txxx666: Nein, ich glaube, Willkür ist, wenn Minderheiten (im schlimmsten Fall Einzelne) über Mehrheiten entscheiden. Das heißt dann auch Fremdbestimmung, glaube ich.

txxx666: Ich freue mich, dass du dir die Mühe machst, auf meine Argumente zu antworten, aber soweit ich das verstehe, läuft deine Gegenrede nur darauf hinaus, dass du meinst, die Mehrheit sei (a) faul (990 von 1000) und (b) dumm (acht von den zehn Übrigen) und deshalb müsse mehr oder weniger alles beim Alten bleiben...?

Leander Sukov: In Deinem Reagenzglas wäre es möglich, dass die Mehrheit entschieden kann, eine Minderheit auszuweisen oder rechtlos zu stellen.

txxx666: Noch einmal: es geht mir nicht darum, alle Jubeljahre so eine dämliche Entscheidung zur Abstimmung zu stellen, sondern um eine permanente Selbstbestimmung, und zwar auf allen Ebenen, weltweit.
Ernsthaft zu glauben, man würde in einer solchen Demokratie dann zu einer Minderheit gehören, welche die Anderen dann eliminieren wollen würden, ist schon ein bisschen paranoid.
Rein mathematisch (stochastisch) gehört jede(r) Einzelne in der Mehrheit der Fälle zur Mehrheit.

Leander Sukov: Aha. Wie in Ruanda. Oder wie die deutschen Juden.

txxx666: Ach so, das war also damals plebiszitäre Demokratie?!
Wieder was gelernt.
Und ich dachte, die hätten Anfang 1933 in Deutschland und 1994 in Ruanda parlamentarische Republiken gehabt...

Leander Sukov: Das war in Deutschland eine hohe Zustimmung zum Antisemitismus. Und da der Text ja eindeutig klar macht, dass es keine andere Regel als die Mehrheit gibt ... Ist jeder zufälligen und willkürlichen Entscheidung das Tor geöffnet.
Wer ist denn nun die Revisionsinstanz?

txxx666: Zu behaupten, die antisemitische Politik hätte in Deutschland 1933-1945 eine demokratische Mehrheit bekommen, halte ich für sehr gewagt. Soweit ich weiß, hatte ja nicht einmal die NSDAP jemals eine absolute Mehrheit, und dass sie an die Macht kam, zeigt ja auch wieder nur die Schwäche des von dir so verteidigten parlamentarischen Repräsentantensystems.
Revision, habe ich oben schon geschrieben, ist jederzeit möglich, weil sich Mehrheiten im Laufe der öffentlichen Argumentation und Meinungsbildung ändern können.

Leander Sukov: Wie jetzt? Der Delinquent wird verurteilt. Und dann, kurz vor der Hinrichtung wird nochmal abgestimmt?

txxx666: Wer redet denn außer dir dauernd von Hinrichtungen? Und ja, natürlich wird ständig abgestimmt, das ist doch das Prinzip, dass ich hier versuche begreiflich zu machen.

Leander Sukov: Das heißt, man weiß nie, wo man steht? Und der Text sagt, wenn die Mehrheit für die Todesstrafe ist, wird hingerichtet

txxx666: Noch einmal: ich glaube, dass Alle, die vielleicht heute folgenlos bei irgendwelchen Umfragen die Todesstrafe fordern, sich in dem Moment, wo sie echte (Mit-)Verantwortung tragen würden, sehr viel genauer überlegen würden, was das im Einzelfall (und in letzter Konsequenz auch für sie selber) bedeuten würde.
Und wenn es tatsächlich im Einzelfall dazu käme, dass eine Mehrheit jemanden (vielleicht Adolf Hitler, wenn er noch lebte) zum Tode verurteilen würde, dann müssten wir beide das vielleicht hinnehmen als Preis der mehrheitlich so empfundenen Gerechtigkeit - aber Moment, wie war das jetzt, du wolltest doch eben selber noch die Waffe in die Hand nehmen...?

Leander Sukov: Ja, der Widerstand gegen die, die es unternehmen Rechtssicherheit abzuschaffen, ist erstens rechtens und zweitens keine Hinrichtung

Es würde viel eher als ein Verbrecher auf dem Regierungssessel irgendein Delinquent hingerichtet, der unbekannt ist und einfach übersehen wird.

txxx666: Also war z.B. die Hinrichtung von Adolf Eichmann deiner Meinung nach ein barbarischer Akt?

txxx666: Oder der Kriegsverbrecher in Nürnberg?

txxx666: ... gegen den du mit der Waffe in der Hand vorgegangen wärst?

Leander Sukov: Nein, wieso?

txxx666: O sorry, ich hatte gerade in deinen Ausführungen offenbar fälschlicherweise eine prinzipielle Ablehnung der Todesstrafe herausgelesen.

txxx666: Du meinst also, wenn ich richtig verstehe: wenn die Herrschenden eine Todesstrafe verhängen, geht das schon in Ordnung - wenn es die Mehrheit täte, wär's ein Verbrechen...?
(Das wird die vielen Opfer der Todesstrafe ja freuen, die nicht nach demokratisch-barbarischen Abstimmungsritualen, sondern schön obrigkeitsstaatlich hingerichtet wurden.)

Leander Sukov: Ja, ich lehne sie prinzipiell ab. Aber daraus ergibt sich nicht, dass ich diese Fälle für barbarisch halte.

Leander Sukov: Demagogie hilft Dir nicht weiter

txxx666: Dann hilf mir doch mal bitte, dir zu helfen - wieso wäre dann ein Todesurteil in einer Demokratie barbarischer als in einer parlamentarischen Republik, und wieso würdest du gegen Demokratie mir der Waffe in der Hand losziehen, gegen den Kapitalismus, der täglich unnötig Menschen in Elend, Hunger und Tod treibt, aber nicht?

Leander Sukov: Demagogie hilft Dir nicht weiter.

txxx666: Ich glaube, du weißt nicht mehr weiter... schade.

Leander Sukov: Nein, ich gehe ohne wichtigen Grund nie auf Unterstellungen ein. Und hier sind es einfach Unterstellungen.

txxx666: Ich habe nur zusammengefasst, was du geschrieben hast.
Du glaubst offenbar tatsächlich, dass heute Rechtssicherheit herrscht, und meinst, Mitbestimmung würde diese zerstören. Für wen aber herrscht denn Rechtssicherheit? Und für wie viel Prozent Menschen auf der Welt? Und ist das wirklich ein höheres Gut als Gerechtigkeit?
Wobei ich zu deiner reflexhaften Ablehnung der Todesstrafe noch die Frage in den Raum stellen möchte, ob eine lebenslange Freiheitsstrafe ("mit anschließender Sicherheitsverwahrung") so viel weniger barbarisch (humanistischer) ist...?

Leander Sukov: Nein, das hast Du nicht. Du hast mir Äußerungen unterstellt. Ende.

txxx666: Was sollte ich dir denn unterstellt haben? Lies doch einfach nochmal oben nach.

Leander Sukov: ''Dann hilf mir doch mal bitte, dir zu helfen - wieso wäre dann ein Todesurteil in einer Demokratie barbarischer als in einer parlamentarischen Republik, und wieso würdest du gegen Demokratie mir der Waffe in der Hand losziehen, gegen den Kapitalismus, der täglich unnötig Menschen in Elend, Hunger und Tod treibt, aber nicht?''
Ende

txxx666: Ach so - ziehst du doch mit der Waffe gegen den Kapitalismus... dann sorry (und ich hoffe, das fliegt dann jetzt hier nicht auf)

Leander Sukov: Ende

txxx666: Na dann gute Nacht. Hat mich trotzdem gefreut.

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Donnerstag, 28. Januar 2016
Pflicht zur Selbstüberwindung
Donnerstag, 28. Januar 2016, 22:07

Ach, der Sloterdijk wieder - schon allzulang hat er sich ja von seinen Wurzeln (der Frankfurter Schule) entfernt und distanziert, um als schlechtfrisierter Fernseh-Onkel für abgebrochene Vielosaufie-Studenten und reaktionäres Enfant terrible beim Sarrazin-Publikum Karriere und Kasse zu machen...

Jetzt meldet er sich (wie originell!) "mit deutlichen Worten" gegen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin und sondert dabei unter anderem die pegida-abartige Scheißhausparole ab, der Nationalstaat (dem er ein langes Leben prophezeit) habe "keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung", womit er auch gleich den gewünschten und kalkulierten Sturm im Blätter- und Twitterwald (also mithin im medialen Wasserglas) auslöst.

Diesem (entweder einem kommerziell motivierten Alterszynismus oder übermäßiger Selbstbeweihräucherung plus Weinkonsum geschuldeten) Schwachsinn darf ich - durchaus frankfurter-schulmäßig mit Hegel, Marx und Freud - entgegenhalten, dass der Nationalstaat mitsamt seiner obsoleten Grenzen ein längst überlebtes Konzept ist, heute höchstens noch dazu geeignet, durch die Mobilisierung von Gruppenegoismus und Fremdenhass die Selbstzerstörung der Menschheit voranzutreiben, und daher dringend überwunden werden müsste.

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Donnerstag, 14. Januar 2016
Texanische Verhältnisse?!
Donnerstag, 14. Januar 2016, 13:22

Die große Hysterie, die sich zur Zeit des "deutschen Volkes" bis weit hinein in seine ehemals linken Ränder bemächtigt und von interessierten Kreisen offenbar nach Kräften geschürt wird, führt u.a. dazu, dass sich allerorten Bürgerwehren gründen und sich große Teile der Bevölkerung bewaffnen (wollen); der globale Civil War erreicht also allmählich bzw. rasant auch unsere bisher relativ beschauliche Insel der Seligen.

Den vielen selbstberufenen "Schützern des christlichen Abendlandes" möchte ich allerdings in diesem Zusammenhang ein kleines Bibel- und Jesuswort zu bedenken geben: alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. (Matthäus 26:52)
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Dienstag, 12. Januar 2016
Gutmenschen und Unmenschen
Dienstag, 12. Januar 2016, 14:10

Als Gotthilf Gutmensch eines Jahres aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Land zu einem ungeheuren Unwort erklärt.
Sein Gegenspieler, der Unmensch dagegen, hat wohl gute Aussichten, zur Person of the Year zu werden; vorgestern in Köln und gestern in Leipzig hat er schon mal gezeigt, wozu er sich in der Lage fühlt, wenn sein Mob groß genug ist.

Es könnte ein sehr ungemütliches Jahr werden, wenn jetzt wieder regelmäßig die PEGIDA HOGESA marschiert und auch zuschlägt...
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Samstag, 9. Januar 2016
Ordinärer und extraordinierter Sexismus
Samstag, 9. Januar 2016, 07:42

Zwei junge Frauen sind im nächtlichen Dunkel auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Plötzlich sehen sie sich umringt von einem Pulk junger Männer, die sich ihnen in den Weg stellen, anzügliche Bemerkungen machen, sie anfassen und küssen wollen.

Einer von den Kerlen reißt der Jüngeren plötzlich sogar das Kopftuch runter...

Die beiden Frauen heißen Fatima und Aysha, ihre Eltern kamen einst aus Marokko. Die Männer, die sie bedrängen, betatschen und nötigen, sind ein Kegelclub vom Niederrhein (oder war es ein Schützenverein aus der Eifel?) auf Junggesellenabschied; alle tragen das gleiche, mit einem kessen Spruch bedruckte T-Shirt und haben sich schon auf der Anreise mit palettenweise Schnäpsen der Marke "Schlüpferstürmer" in Stimmung gebracht.

Solche und ähnliche Szenen spielen sich jedes Wochenende zigdutzende Male z.B. in der Düsseldorfer Altstadt ab, auf der Bolkerstraße und der Rheinpromenade, und wahrscheinlich an jedem anderen Ort im Land, zu dem junge Leute gehen, um "Spaß zu haben": auf der Dorfkirmes oder vor der Großraumdisco, bei Karneval oder Oktoberfest oder auf der Fanmeile in Berlin (und vielleicht sogar beim montäglichen "Abendspaziergang" in Dresden). Manchmal sind die Täter "deutsch" und manchmal nicht, und ebenso verhält es sich mit den Opfern. Allerdings sind die Täter fast immer männlich und oft in der Überzahl, die Opfer meist (aber nicht immer) weiblich.

Ich will das überhaupt nicht verharmlosen; für Betroffene können solche Erlebnisse sicherlich traumatisch sein und enden. Manch eine wurde schon mit K.O.-Tropfen betäubt und reihenweise vergewaltigt. Was ich nur absolut erschreckend finde, ist, dass solche zugegebenermaßen widerlichen, aber doch leider traurig alltäglichen Geschehnisse in diesem Jahr, in dem auch "Mein Kampf" wieder erscheint (Zufall? Verschwörung? Weltgeisthumor?), zum Anlass genommen werden, den schon lange schwelenden Unmut über die viel zu zahlreich angekommenen und immer halbherziger begrüßten Flüchtlinge zu einem großen medialen und politischen Rechtsruck aufzubauschen, um den guten menschlichen ("gutmenschlichen") Satz des letzten Sommers – "Wir schaffen das" – in ein winterlich kaltes "Jetzt reicht’s!" umzudrehen; und im großen Taumel des heiligen Zorns, der das Land erfasst hat und in dem die belästigten Frauen instrumentalisiert (also benutzt und missbraucht) werden, lassen sich selbst Politiker von SPD und Grünen zu Sprüchen und Forderungen hinreißen, die vor kurzem nur von NPD, AfD, PEGIDA und Co. vernommen werden konnten, und die nächsten Ermächtigungsgesetze zu noch mehr Überwachung im öffentlichen Raum, härteren Strafen und schnellerer Abschiebung sind sicherlich schon auf den Weg gebracht.
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Freitag, 8. Januar 2016
Was war los am Kölner Hauptbahnhof?
Freitag, 8. Januar 2016, 19:28

Ich war selber zum Glück nicht dabei, und die wenigen Videoaufnahmen, die ich gesehen habe, zeigen eigentlich nur eine ziemlich wilde Böllerei, wie ich sie allerdings auch in Düsseldorf schon erlebt habe.

Zeugenaussagen allerdings beschreiben eine vor allem für Frauen absolut gruselige Szenerie*, und ich frage mich ernsthaft, was da los gewesen sein könnte - offenbar ein ziemlich ungute und explosive Gemengelage.

Ein FB-Bekannter schrieb mir heute folgendes:

Ich kenne ein österreichisches Paar, das mit sehr guten Arabischkenntnissen die Türkei bereiste und so letztes Jahr auch den Osten. Dort sprachen sie auf einer Busfahrt mit jungen Syrern, die unterwegs nach Deutschland waren. Sie berichteten u.a. von Mutter Merkel, die sie erwarte. Sie wolle ihnen allen ein Haus und ein Auto geben (gute deutsche Marke natürlich). Doch auch deutsche Frauen würden sich freuen... denn deutsche Männer seien langweilig und keine echten Kerle wie Araber... wer mit so einem falschen und zudem noch bis kurz vor dem Platzen aufgepumptem Ego nach Deutschland kommt, will bestimmt nach der Erkenntnis, dass die Erwartungen mit Mutter Merkel, Haus und Auto falsch waren, wenigstens den Glauben an die Beglückung der deutschen Frauen nicht verlieren, die ihr Glück gar nicht ahnen können...

Als ich diese Geschichte vor Monaten hörte, habe ich noch geschmunzelt... doch jetzt...


Vielleicht waren ja tatsächlich solche frisch Zugereiste in diesem Mob, die glaubten, mithilfe ihrer Spickzettel ein schnelles Abenteuer mit sexuell notleidenden und freizügigen deutschen Frauen klarmachen zu können. Vielleicht waren auch ein paar IS-Sympathisanten darunter, die im Schatten des Doms Frauen terrorisierten, um ihre Verachtung für das sogenannte christlich-jüdische Abendland zum Ausdruck zu bringen; und bestimmt waren jede Menge nicht-autochthone** Trickbetrüger und betrunkene Möchtegern-Gangster unterwegs, wie bei jedem "Mega-Event".

Dazwischen vereinzelt oder in kleineren Gruppen Mädels, die offenbar teilweise übel angegangen wurden - und andere, die wahrscheinlich einfach nur genervt waren von den ganzen Ausländern und mit ihrer nachträglichen Anzeige, zu der sie ja ausdrücklich aufgerufen worden waren, den braunen Affen noch ein bisschen mehr Zucker gegeben haben.

Vor allem waren aber auch über hundert Polizisten dabei, die sich offenbar irgendwann gedacht oder gesagt haben: "Wir lassen das Ganze hier mal laufen, damit die Gutmenschen mal sehen, wie das so ist mit den netten Flüchtlingen"; und falls das wirklich bei einer Mehrheit der Polizeibeamten vor Ort oder der Einsatzleitung das Kalkül gewesen sein sollte, dann wäre es voll aufgegangen, denn nun wird fast überall und von allen nach hartem Durchgreifen, Abschiebungen, Grenzsicherung, mehr Überwachung und überhaupt mehr Polizei gerufen – eben gerade auch noch von Oppermann (SPD) und Göring-Eckardt (B 90/Grüne).

Und das macht mir an meisten Sorge – denn dass Polizei und Verfassungsschutz tendenziell eher mit AfD, PEGIDA und NSU sympathisieren als mit den Vertretern einer offenen Gesellschaft, dürfte ja inzwischen allgemein bekannt sein.

Morgen (Samstag, den 8. Januar 2016) will PEGIDA um 14 Uhr mit tausend Leuten am Kölner Hauptbahnhof aufmarschieren, ab 12 Uhr treffen sich dort Antifaschisten; wie wird sich da wohl die Polizei positionieren?
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* Fühlte sich wohl an wie Oktoberfest in Bagdad
** Einer der Tatverdächtigen soll US-Bürger sein -
wenn das der Donald erfährt...

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Ode an eine unerhörte Liebe
Freitag, 8. Januar 2016, 11:09

In einer Zeit, in der ich noch die Kraft - oder Schwäche - besaß, mich zu verlieben (das muss jetzt schon über zwölf Jahre her sein), lernte ich einmal ein äußerst liebreizendes Mädchen kennen, dem ich diese zweifelhafte Ehre angedeihen ließ.
Ich schrieb ihr das folgende kleine Gedicht - aber als ich es ihr dann (mitten in der Nacht und arg angetrunken) per Telefon vortragen wollte, reagierte sie darob sehr ungehalten, und wir haben uns nie wiedergesehen.

Mittlerweile ist die Sache verjährt, die Dame hoffentlich irgendwie irgendwo glücklich und der Irak seit langem ein grausliger Kriegsschauplatz - daher erlaube ich mir, die alte Petitesse nunmehr für den wahrhaft erlesenen Kreis derer, die sich hierhin verirren, zu veröffentlichen.

Nasra Abdullah aus dem Irak -
ach, wie ich bei deinem Anblick erschrak!
Deine Augen, deine Nase, dein Haar, deine Büste...
O unbeschreibliche Tochter der Wüste!
Gepriesen die Mächte, die dies schufen:
schon hör ich mich "Allahu Akbar" rufen!
All dies soll bedeuten, wie sehr ich dich mag,
Nasra Abdullah aus dem Irak!

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Donnerstag, 7. Januar 2016
Rape-Gangster und Nazi-Hools: Jugendkulturen abgehängter Milieus
Donnerstag, 7. Januar 2016, 20:32

Es gibt Gegenden in Deutschland, meist ländlich oder kleinstädtisch geprägt (aber auch in Dresden), in denen ist es unter Jugendlichen normal und cool, auf sein Deutschsein stolz zu sein. Da gibt es nicht viele Auswärtige, aber umso mehr Vorbehalte ihnen gegenüber; da sind die Jungs im Sport- und Schützenverein, hören deutschsprachige Musik und wollen ihre Ehre und die ihrer Frauen, Mütter, Schwestern und Töchter verteidigen, zur Not bzw. auch gerne mit Gewalt.

Es gibt Gegenden in Deutschland, meist in den heruntergekommeneren Vierteln von Großstädten, in denen ist es für viele Jugendliche normal und cool, Deutsche - oder Polen, Russen, Türken, Araber, Jugos, Albaner - eben alle Anderen Scheiße zu finden. Da gibt es verschiedene Gangs, oft ethnisch definiert, die meisten Jungs rappen selber und wollen ihre Ehre und die ihrer Frauen, Mütter, Schwestern und Töchter verteidigen, zur Not bzw. auch gerne mit Gewalt.

So verschieden diese beiden Arten von Jugendkultur auf den ersten Blick wirken (und natürlich gibt es vielfältige feine Abstufungen und Mischformen), so haben sie doch etwas Wesentliches gemeinsam: ein elitistisches, sexistsches, kulturchauvinistisches, rassistisches und latent aggressives Selbst- und Fremdbild (= Weltbild). Und beide entstammen Milieus, die sich von der großstädtischen Mittel- und Oberschicht gleichermaßen abgehängt fühlen müssen.

Nazi-Hools und Rape-Gangster sind also nur zwei Seiten einer ziemlich hässlichen, vom neoliberalen Zeitgeist geprägten Medaille...

... und nur gut, dass es auch noch egalitäre Jugendkulturen (Hippies, Punks, Emos usw.) gibt.
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False Flag?
Donnerstag, 7. Januar 2016, 15:50

"Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen" - so zitiert ein Polizeibericht (der, obwohl intern, der BILD - welch Zufall - zugespielt wurde) über die Silvesterknallerei in Köln einen "mutmaßlichen Täter" und schüttet damit wahre Tsunamis auf die Mühlen der Rechten und "besorgten Eier", die den Hype um die traurigen, aber leider ziemlich alltäglichen Anmachereien und Trickdiebstähle dazu benutzen, die ohnehin schon aufgeheizte Stimmung gegen Flüchtlinge und Muslime weiter hochzukochen.

Aber: Cui bono?

Wer hat diesen Bericht verfasst und mit welcher Absicht?
Wer macht (wenn sie denn tatsächlich so gefallen sein sollte) eine solche Aussage?
Tatsächlich ein frisch angekommener Syrer, der einigen Grund hätte, sich aus solchen Szenarien herauszuhalten - oder eher jemand, der möchte, dass die (schon längst wieder erloschene) Merkelsche Aufnahmebereitschaft in Misskredit gerät? Vielleicht war es nur eine dumme Provokation, gerichtet gegen die Polizei und vielleicht Deutschland allgemein - vielleicht aber auch eine bewusste Verunglimpfung der syrischen Kriegsflüchtlinge?

"Ich bin Syrer" kann schließlich jeder sagen - vorausgesetzt, er spricht einigermaßen deutsch.

Und außerdem ist diesen Kriminellen doch angeblich sowieso alles zuzutrauen - wieso dann nicht auch vorsätzliche Irreführung durch Falschaussage?
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Dienstag, 5. Januar 2016
Silvesternachlese: In Kölle hat's geknallt
Dienstag, 5. Januar 2016, 15:24

Zu den Vorfällen in der Silvesternacht zu Köln und Hamburg, die laut Justizminister Heiko Maas eine neue Dimension organisierter Kriminalität darstellen und doch sicherlich in kleinerem Ausmaß an jedem Wochenende auch hier in der Düsseldorfer Altstadt und jedem anderen Ort mit nennenswertem „Nachtleben“ ganz ähnlich stattfinden, möchte ich nur kurz folgendes anmerken: Anmache und Klauerei durch (Möchtegern)-Banditen kenne auch ich leider schon länger und nicht nur an Silvester; (relativ) neu ist höchstens, dass PEGIDA, AfD, CSU und Konsorten da jetzt ihr extra braunes Süppchen drauf kochen - und ihre Zutaten dazu allzugern der sonst so gern gescholtenen „Lügenpresse“ entnehmen.

Auf der Suche nach den Ursachen würde ich diesmal allerdings bitte nicht schon wieder die frisch zugereisten Geflüchteten ins Visier nehmen, sondern statt dessen die sogenannte „Gangster-Rap-Kultur“, deren deutschsprachige Repräsentanten, ob nun mit (z.B. Bushido) oder ohne (z.B. Fler) „Migrationshintergrund“, aber jedenfalls hierzulande aufgewachsen, ebenso wie ihre US-amerikanischen Vorbilder eine „Philosophie“ von Machismo, Respektabilität*, Härte und Gesetzlosigkeit vermitteln und vermarkten, die offenbar eine große Zahl junger Männer (und seltsamerweise auch viele Frauen) anspricht, von denen sich viele vielleicht tatsächlich als „deutsche Nigger“ fühlen (während andere meinen, sie selber seien „Minderheit im eigenen Land“); und diese Ghetto-Attitüde liegt mit Sicherheit derart asozialem Gehabe und den meisten solcher Übergriffe und Straftaten, ob nun von „stolzen deutschen“ Fußballfans und Dorfdiscobesuchern oder „sexy Kanaken“ begangen, zugrunde. Und da wäre es vielleicht mal angebracht, darüber zu dabattieren, warum unsere Gesellschaft solche gewalttätigen Subkulturen hervorbringt...

Übrigens: wenn die meisten der Silvester-Übeltäter, wie kolportiert wird, nicht nur „arabisch-nordafrikanisch“, sondern überdies „alkoholisiert“ wirkten, dann waren es jedenfalls keine strenggläubigen Muslime.

* Soll heißen: Respekt wird stets von allen Seiten eingefordert, aber nur allzu selten selber gezeigt.
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Gutmenschen und Unmenschen
Ordinärer und extraordinierter Sexismus
Was war los am Kölner Hauptbahnhof?
Rape-Gangster und Nazi-Hools: Jugendkulturen abgehängter Milieus
False Flag?

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Dienstag, 29. Dezember 2015
Fromme Wünsche für 2016
Dienstag, 29. Dezember 2015, 13:30

Ich wünsche mir vor allem, dass nach all den Rechtsrucken der letzten Jahre jetzt endlich mal ein kräftiger weltweiter Linksruck zu verspüren sein wird; dass mehr Leute Freiheit nicht mehr so begreifen, dass alle (und vor allem die Reichen und Mächtigen) ohne Rücksicht auf Verluste tun und lassen können, was sie wollen, sondern vielmehr als Einsicht in die Notwendigkeit; und dass endlich echte Wissenschaftler mit ihren Mahnungen vor dem Raubbau an unseren sozialen und ökologischen Lebensgrundlagen wieder mehr Gehör finden als Ökonomen und BWLer, die uns mit ihrem ewigen Mantra vom angeblich notwendigen Wirtschaftswachstum um jeden Preis immer nur noch weiter ins Verderben treiben.

Vielleicht könnte ja ein entsprechender Impuls so aussehen, dass in den USA am 8. November 2016 gegen alle Prognosen nicht die "Weiter-so"-Kandidatin Hillary Clinton oder gar der (Gott bzw. Spaghettimonster bewahre uns!) Kapitalfaschist Donald Trump zum Präsidenten gewählt werden, sondern der demokratische Sozialist Bernie Sanders; immerhin haben sich ja die Menschen in Kanada erst kürzlich gegen den internationalen Trend mit Justin Trudeau einen erstaunlich linksliberalen Premierminister gewählt, der für fortschrittliche Politik (z.B. die vollständige Legalisierung von Cannabis) eintritt, wie auch Urban Priol in seinem durchweg empfehlenswerten Jahresrückblick (s.u.) lobend erwähnt. (Überhaupt ist die Tatsache, dass ausgerechnet der altrechte Löwenthal-"Lügensender" ZDF inzwischen veritabel linkes Kabarett sendet und sogar produziert, für mich eine der wenigen hoffnungmachenden Entwicklungen der letzten Zeit.)

Was mich selbst betrifft, so bin ich mit privaten Plänen mittlerweile bescheiden geworden: ich will aber immerhin versuchen, im kommenden Jahr nicht zu sterben.*
Ob das nun allerdings ein guter oder doch eher nicht so guter Vorsatz ist, mögen Andere entscheiden.

* ... und falls doch, dann bitte so plötzlich und hoffentlich schmerzlos wie gestern der grandiose Lemmy Kilmister † !!!

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Donnerstag, 24. Dezember 2015
Aus gegebenem Anlass
Donnerstag, 24. Dezember 2015, 12:58

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Mittwoch, 23. Dezember 2015
Was tun gegen rechtsradikale Literatur in öffentlichen Leihbibliotheken?
Mittwoch, 23. Dezember 2015, 17:12

In der kleinen Stadtteilbücherei gibt es gleich beim Eingang ein Regal, in dem neue oder besonders beliebte Bücher bevorzugt angeboten werden; und dort erblickte ich soeben neben einem neuen Kaminer und dem Bundestagsbesucher-Tagebuch von Willemsen, die ich beide sogleich einheimste, sowie etlich Erwartbarem von und über Helmut & Helmut auch das aktuelle (gar nicht mehr so neue) Machwerk von Nazi Sarrazin ("Der neue Tugendterror") und dazu gleich zwei Titel aus dem berüchtigten Kopp-Verlag vom Salonfaschisten Udo Ulfkotte.

Spontan stieg Ärger und Ekel in mir empor. Aber was tun? Eine Beschwerde beim Bibliothekspersonal und/oder den zuständigen Beschaffungsbeamten wäre sicher angebracht, würde den momentanen Missstand aber leider kaum beheben. Die Bücher stehlen und vernichten? Dafür wäre mir das Risiko zu groß, und außerdem könnte dies falsch (nämlich als Zustimmung zu diesen Hetzschriften) verstanden werden und womöglich zu Neuanschaffung und höherer Verkaufsauflage führen. Sie allesamt (so lange es geht) ausleihen und so aus dem Verkehr ziehen? Eine Möglichkeit, aber: will ich diesen Dreck zu Hause und zudem in meinem digitalen Benutzerprofil haben? Freilich könnte ich dann auch besonders haarsträubende Passagen entsprechend kommentieren - aber da besteht ebenfalls die Gefahr, erwischt zu werden und womöglich für Ersatz sorgen zu müssen.

Vielleicht wäre es allerdings eine gute Tat, einen aufklärenden Text zu den sicher leicht zu widerlegenden Thesen dieser Hetzautoren zu verfassen und ihn als Flyer (möglichst weit vorne) allen greifbaren Ausgaben (vielleicht auch im Buchhandel?) beizulegen; dies stelle ich mir selber als Hausaufgabe für 2016...

Vorerst habe ich mich damit begnügt, die schädliche Lektüre hinter anderen Büchern so gut es ging zu verstecken! Dies möge mir bitte nicht als Zensur ausgelegt und übelgenommen werden - ich nenne es Notwehr gegen die immer weiter um sich greifende Verdummung und Verrohung!

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Dienstag, 22. Dezember 2015
Paradise Lost
Dienstag, 22. Dezember 2015, 21:07
Of Mans First Disobedience, and the Fruit
Of that Forbidden Tree, whose mortal tast
Brought Death into the World, and all our woe,
With loss of Eden, till one greater Man
Restore us, and regain the blissful Seat,
Sing Heav'nly Muse, that on the secret top
Of Oreb, or of Sinai, didst inspire
That Shepherd, who first taught the chosen Seed,
In the Beginning how the Heav'ns and Earth
Rose out of Chaos: Or if Sion Hill
Delight thee more, and Siloa's Brook that flow'd
Fast by the Oracle of God; I thence
Invoke thy aid to my adventrous Song,
That with no middle flight intends to soar
Above th' Aonian Mount, while it pursues
Things unattempted yet in Prose or Rhime.




Die gute Nachricht: die Tage werden vorerst wieder etwas länger...

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Freitag, 18. Dezember 2015
Im Dialog mit einer "rechtstreuen Bürgerin"
Freitag, 18. Dezember 2015, 11:55

Eine feine Dame aus München - ausweislich ihrer kommerziellen Webseite "Friseurmeisterin, Visagistin (35 Jahre lang selbstständig), Hobbygärtnerin, Hobbyköchin, Hobbymalerin, Naturfreundin, Leseratte, offen, neugierig, begeisterungsfähig, spirituell mit Bodenhaftung und Freude an allem Schönen", die außerdem "mit Begeisterung das beste Wasseraufbereitungsgerät, was es – nicht nur – meiner Meinung nach gibt (...) und das revolutionärste Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt – KYÄNI" (offenbar ebenso dubios wie einträglich) vertreibt und Bücher vom Kopp-Verlag empfiehlt - schreibt mir zu meinem Artikel Wenn dem Wolf die Kreide ausgeht:

Arschlöcher, Ratten, Esel plus Gift und Galle in jeder Zeile. Welch Geistes Kind sie sind zeigen Ihre Zeilen überdeutlich und natürlich sicher "linksextrem" Darf ich raten? ANTIFA?

Meine Antwort:
In der Tat sehe ich die Typen von AfD und PEGIDA, mit denen Sie wahrscheinlich sympathisieren, als Arschlöcher und Rattenfänger(!) an, bei denen mir förmlich die Galle hochkommt, und diejenigen, welche ihnen nachlaufen, als Esel (wenn Sie eine solch deutliche Ausdrucksweise abstößt, muss ich Sie ernsthaft vor den Einlassungen Ihres mutmaßlichen Gesinnungsfreundes Akif Pirinçci warnen).
Und tatsächlich bin ich politisch für zeitgemäße Lösungen (fortschrittlich) und nicht etwa für Besitzstandswahrung (konservativ) und Rückwärtsgewandtes (reaktionär) und insofern natürlich entschieden links und gegen Faschismus in all seinen Formen - aber, und das wird Sie vielleicht wundern, ich lehne Gewalt gegen Minderheiten grundsätzlich ab, selbst wenn diese Minderheit aus Nazis bestehen sollte. (Gewalt als Widerstand gegen Bedrängung und Unterdrückung finde ich allerdings legitim.)
Ihrem FB-Profil entnehme ich, dass Sie eine "ethnische Umvolkung" befürchten (das ist übrigens "doppelt gemoppelt") und Frau Merkel wegen "Landesverrat" als "Schande Deutschlands" ansehen, die "endlich weg" müsse (wobei ich Letzteres sogar unterschreiben würde, wenn auch wahrscheinlich aus ganz anderen Gründen), und dass Sie dafür sind, dass sich "rechtstreue Bürger" bewaffnen.
Darf ich daher zurückraten: schon voller Vorfreude, demnächst alle Linken und Ausländer abzuknallen?
Oder sind Sie nur verunsichert wie so Viele in diesen Tagen und haben sich Angst vor Fremden einreden lassen? Dann möchte ich Ihnen versichern: nicht diejenigen, die aus anderen Ländern vor Krieg oder Hunger fliehen, bedrohen uns, sondern diejenigen, die von Krieg und Hunger profitieren - und die sitzen zu einem großen Teil im "eigenen Land".


Ich bin ja mal gespannt, ob da noch eine Fortsetzung folgt...?

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Dienstag, 15. Dezember 2015
Einmaleins der Ungerechtigkeit
Dienstag, 15. Dezember 2015, 20:49

Zitat aus einem schon etwas älteren Artikel auf Spiegel Online Wirtschaft (vom 22. Juli 2012):

Zwischen 21 und 32 Billionen Dollar sollen weltweit in Steueroasen liegen. Das hat jetzt die Untersuchung eines ehemaligen McKinsey-Managers ergeben.

Dazu ein kleines Rechenbeispiel:
Bei geschätzt momentan etwa 7,336 Milliarden Menschen entfielen allein von diesen gebunkerten Summen (wenn sie eben nicht von Superreichen vor Steuerbehörden versteckt, sondern gerecht verteilt würden) pro Kopf der Weltbevölkerung 2.860 bis 4.770 US-$. Das mag sich für einen durchschnittlichen Gutverdiener in der "Ersten Welt" nicht nach allzu viel anhören; aber für die 1,2 Milliarden Menschen, die von weniger als 1,25 US-$ am Tag leben müssen, würde eine solche Summe ausreichen, um ihren Lebensunterhalt für mindestens 2.290 Tage (also gut sechs Jahre) zu sichern.

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Weihnachtlicher Spendenaufruf
Dienstag, 15. Dezember 2015, 16:53

Da müssen doch einfach jedem nicht ganz herzlosen Menschen die Tränen kommen: Der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn muss um sein gesamtes Vermögen fürchten, denn perfiderweise wollen VW-Aufsichtsräte der Arbeitnehmerseite (so nennen FAZ und ihresgleichen fälschlicherweise diejenigen, die ihre Arbeitskraft herzugeben gezwungen sind) den Manager für den entstandenen Schaden durch die Diesel-Betrügereien haftbar machen.

Vorbei die schönen Zeiten, als der alerte Manager sein eigenes Jahresgehalt auf über 15 Millionen steigern konnte, derweil die Prämien für die VW-Arbeiter sanken, wie noch im vergangenen März; jetzt droht der Verlust der bürgerlichen Existenz, ohne dass ihm ein handfestes Vergehen nachgewiesen werden muss (wie gemein!), und am Ende wäre der ehemalige Automann, der sicher seit Jahrzehnten nur noch mit Chauffeur unterwegs war, sogar gezwungen, wie ein ganz gewöhnlicher Prolo (horribile dictu) Bus zu fahren (s. Bild)...?!

Das darf nicht sein! Spenden Sie also bitte reichlich für den unverschuldet (?) in Not geratenen (Noch?)-Multimillionär - es ist doch schließlich bald Weihnachten...!

(Dass jetzt aber bloß keiner auf die böse Idee kommt, dem armen Mann nur Centbeträge zukommen zu lassen, die ihn womöglich durch die entsprechenden Gebühren erst recht in die Pleite treiben würden, wie es die PARTEI für die neuerdings ja angeblich finanziell notleidende AfD empfohlen hat*...)

* Wobei dieser Schuss womöglich nach hinten losgehen könnte, denn ausweichlich der Kommentarspalten unter dem diesbezüglichen Artikel in der WELT, wo sich dieses braune Volk offenbar bevorzugt tummelt, hat eben die PARTEI selber nunmehr eine Fülle solcher ruinösen Mikro-Spenden zu befürchten.
Anzeigen wollen die rechten Prozesshuber ihre Kleinspender aber trotzdem... tu miseria germania...

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