Ente am Ende
Donnerstag, 10. März 2016
Excelentní:
Donnerstag, 10. März 2016, 22:52
Der Zeichner Zdeněk Burian!





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Dienstag, 8. März 2016
Reflexhafter Primitivismus
Dienstag, 8. März 2016, 17:29

Und nochmal Sloterdijk: Im Feuilleton der aktuellen ZEIT (Nr. 11 vom 3. März 2016, S. 39f; nicht online) antwortet er unter der Überschrift "Primitive Reflexe" auf die Kritik, die ihm für seine Auslassungen im Cicero vor gut einem Monat (auch meinerseits) entgegenschlug.

Darin ergeht er sich zunächst höchst akademisch (um nicht zu schreiben: langatmig) über "kontrollierte Experimente", die sich angeblich die Sozial- und Politikwissenschaften unrealistischerweise herbeiwünschten, und über "bedingte Reflexe".
Hierzu ein m.E. für seine Diktion typisches Zitat:
"Vergessen wir für einen Moment, was die meisten ohnehin nicht wussten: dass Pawlow einer der größten Tierquäler der Menschheitsgeschichte war."

Da haben wir Sloterdijk, wie ich ihn mittlerweile kennen und geringschätzen gelernt habe: Einerseits der Dünkel des Besserwissers, andererseits die Anbiederei an "Volkes Stimme": Sowjetforscher Pawlow als GröTAZ - fehlt eigentlich nur noch die Forderung "Todesstrafe für Kinderschänder Tierquäler!"...

Weiterhin beklagt er die "Enthemmung des Primitiven" (womit er v.a. seine Kritiker meint) und (sogar zu recht, wie ich finde) "das menschliche Bedürfnis, recht gehabt zu haben und zu behalten", nur um einige Zeilen später über Richard David Precht zu schreiben, dieser sei ein "kleiner Kläffer", "ein Philosophie-Journalist aus der Narren-Hochburg Köln, der offensichtlich immer noch nicht weiß, wer und wie viele er ist."

Es folgen eine (in ihrer Larmoyanz eher lachhafte) Selbstzuschreibung zum "Linkskonservativismus" (was auch immer das sein sollte) sowie die wenig glaubhafte Distanzierung von "irrwitzigen AfD-Positionen", um dann eine "Übergangsfigur wie Frau Merkel" den "profilstarken Heroen" Otto von Bismarck(!) und Napoleon(!!) gegenüberzustellen und die "Überrollung" durch "fünf Millionen Asylanten im Land" heraufzubeschwören; und wer bis dahin noch daran gezweifelt haben sollte, dass bei diesem Philosophen-Darsteller eine ganz dicke nationale Schraube locker ist, sollte spätestens jetzt eines Schlechteren belehrt worden sein.

Eine lesenswerte Rezension seiner jüngsten Torheiten findet sich - ausgerechnet - in der WELT.

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Donnerstag, 3. März 2016
AfD unterwandern?!?
Donnerstag, 3. März 2016, 01:25

Vielleicht nur eine Schnaps- oder Hanf-Idee: wäre es nicht eine schöne Vorstellung, wenn im ganzen Land Leute, die mit der Politik der AfD nicht einverstanden sind, massenhaft zu deren Ortsgruppentreffen gehen würden – nicht um zu stören und zu stänkern, sondern um in die Partei einzutreten (und sich so das einzig Progressive am AfD-Programm, das Eintreten für direkte Demokratie, zunutze zu machen), um in Diskussionen und Abstimmungen deren Politik von Grund auf zu ändern?

Und könnte eine derart basisdemokratisch übernommene Partei nicht sogar zur Avantgarde einer modernen Demokratie jenseits von Parteipolitik werden – sowas wie Podemos in Spanien...?

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Dienstag, 1. März 2016
Warum die EU nicht (mehr) funktioniert
Dienstag, 1. März 2016, 13:41

Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi magna latrocinia?
Augustinus: De Civitate Dei 4:4

Ende der 1980er Jahre hatte die EG zwölf Mitgliedsstaaten: Frankreich, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, die BRD, Italien (die sechs Gründungsmitglieder von 1951), Großbritannien, Irland, Dänemark (alle beigetreten 1973), Griechenland (seit 1981), Spanien und Portugal (beide seit 1986).

In diesem Verbund gab es vier Länder, die annähernd gleich groß waren: Frankreich, BRD, Italien und Großbritannien mit jeweils etwa 60 Millionen Einwohnern und entsprechend gleich vielen Sitzen im Europäischen Parlament.

Dieses Gleichgewicht ging 1990 verloren durch die "Wiedervereinigung" Deutschlands - übrigens gegen den Willen zumindest der meisten jener Bürgerrechtler, die mit dem (heute von Rechtsradikalen missbrauchten) Spruch "Wir sind das Volk" auf die Straße gingen, als es noch ein kaum kalkulierbares Risiko darstellte, und die eine bessere DDR, nicht aber den Anschluss an die BRD wollten - bevor all die D-Mark-Jünger dazustießen, die bereit waren, für ein paar Bananen, Sex-Shops und Neckermann-Urlaub auf Malle ihr Gemeinwesen hinzugeben, und den Spruch abwandelten zu "Wir sind ein Volk!"

Seitdem haben viele Menschen in Europa den Eindruck, die EU sei ein von Deutschen dominiertes Projekt hauptsächlich zu Deutschlands Vorteil; und ein Blick auf die Landkarte und vor allem in die Wirtschaftsstatistiken zeigt, dass dieser Verdacht offenbar alles andere als abwegig ist.

Nicht nur, aber auch aus diesem Grunde wäre es notwendig, der ökonomischen Union endlich auch die politische Einheit folgen zu lassen, wozu es einer radikalen demokratischen Reform der politischen Strukturen in der EU bedarf - auf dass "die gemeinsamen europäischen Interessen" endlich wahrgenommen und gleichberechtigt vertreten werden können, anstatt dass jede Regierung, abhängig von Wirtschaftsgrößen und getrieben von aufgehetztem Pöbel, ihr eigenes nationales Süppchen zurechtkocht.

Die europäische Einigungsbewegung entstand als Folge zweier verheerender Weltkriege - und die Befürchtung, dass ein Auseinanderbrechen der EU in einen Dritten Weltkrieg münden könnte, ist leider keineswegs unbegründet.

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Freitag, 26. Februar 2016
But Is It Art?
Freitag, 26. Februar 2016, 13:16

Aus einem Artikel der SZ:

Am Montag begann ein Prozess, der die New Yorker Kunstwelt in Atem hält. (...) Kläger ist Domenico De Sole, (...) auch der Prozessgegenstand hat einen klangvollen Namen: Mark Rothkos "Untitled, 1956".

Nur handelte es sich bei dem Bild, das De Sole 2004 für 8,3 Millionen Dollar gekauft hatte
(...), um eine wertlose Fälschung. (...) De Sole fordert 25 Millionen Dollar Schadenersatz.

Diese Meldung wirft für mich mehrere Fragen auf:

(1.) Wie sind aus 8.300.000$ Kaufpreis zwölf Jahre später 25.000.000$ Schaden geworden? Ist die Inflation in den USA tatsächlich so hoch oder ist da noch der Imageschaden des Käufers (früher Chef von Gucci, heute Chairman von Sotheby's und Tom Ford) mit eingepreist worden?

(2.) Was ist im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ein Kunstwerk überhaupt noch wert? Geübte Augen vermögen vielleicht z.B. einen echten Kupferstich von einem hochwertigen Nachdruck noch zu unterscheiden - aber ist für den Hausgebrauch ein Reprint der Mona Lisa nicht genauso gut wie (bzw., da preiswerter und ersetzbar, sogar besser als) das Original?

(3.) Wenn ein Bild (hier von einem chinesischen Hobbymaler) so gut dem Stil eines bestimmten Künstlers nachempfunden wurde, dass selbst Experten es für echt halten - hat diese "Fälschung" dann nicht ihren eigenen Wert? Was zählt letztendlich - das Kunstwerk an sich oder der Name seines Urhebers? Und ist z.B. ein echter Beuys wirklich unwiederbringlich dahin, wenn jemand z.B die Kartoffel aus der Badewanne nimmt, und lässt sich nicht durch die Wiederherstellung des Ursprungszustandes retten?
(Darüber habe ich früher schon einmal etwas geschrieben...)

(4.) Am Ende aber steht für mich wie so oft die (natürlich rhetorische) Frage: Wer sind diese Leute, die solche Unsummen für Kunst (oder "Kunst") ausgeben und damit auch die Kosten für öffentliche Museen hochtreiben, wo Kunst m.E. generell für Alle zugänglich präsentiert werden sollte? Woher haben sie die ganze Kohle, und wäre es nicht an der Zeit, sie gerecht umzuverteilen?

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Montag, 22. Februar 2016
Offener Brief
Nomen est omen
Montag, 22. Februar 2016, 20:22

Lieber Weltgeist -

der Mann heißt mit Nachnamen Hetze, ist Mitglied der AfD und war Leiter der Asylbewerberunterkunft in Clausnitz, wo kürzlich Zaungäste und Polizeibeamte ein paar Flüchtlinge außergewöhnlich(?) lautstark und tatkräftig begrüßt haben...? Echt?! Dein Ernst?!?

Also, manchmal machst Du es Dir aber auch ein bisschen zu einfach.

Etwas enttäuscht

txxx666

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Schnauze voll von #SachsenKacke
Montag, 22. Februar 2016, 19:43

Clausnitz, Bautzen - in Sachsen zeigt Dunkeldeutschland gerade wieder einmal besonders gerne seine vom Fremdenhass verzerrte Fratze. Dort zog die NPD schon 2004 mit 9,2 Prozent Stimmen in den Landtag ein, knapp hinter der SPD (9,8%). Aus der Hauptstadt Dresden stammen PEGIDA und AfD-Frontfrau Frauke Petry - heil ist die Welt dort nicht, wo die meisten Flüchtlingsunterkünfte brennen, der braunste Mob tobt und die rechts-treuesten Polizisten wirken.

Menschen aus Syrien und dem Irak, die das Pech haben, dorthin zu flüchten (bzw. hintransportiert zu werden), sehen sich unversehens einem Islamfeindlichen Sachsen (IS) gegenüber, wo Fundamentalisten sie am liebsten erschießen oder zumindest ihre Wohnungen abfackeln wollen. Anderswo in Deutschland scheinen solche Typen noch eine wenn auch immer zahlreicher und lautstärker werdende Minderheit zu sein; in Sachsen und einigen angrenzenden Gebieten scheinen sie allerdings allmählich die Oberhand zu gewinnen.

Was spräche also eigentlich noch gegen den (von PEGIDA-Propagandaprotze Tatjana Festerling schon vor Monaten geforderten) SÄXIT?!?

Die Völkischen erhielten nach einem entsprechenden Volksentscheid den (ihrem Prozentsatz an der Gesamtbevölkerung entsprechenden) Anteil der Fläche der Bundesrepublik Deutschland (nach aktuellen Umfragen etwa 10%), also z.B. den Freistaat(!) Sachsen sowie je einen angrenzenden Streifen von Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern; in diesem ihrem "Deutschen Reich" könnten sie ja gerne den Zutritt für Undeutsche, Volksverräter, Lügenpressevertreter, Perverse und linksgrün-versiffte Gutmenschen verbieten und einen großen Zaun oder eine Mauer drumherumbauen...

... und wir hätten dann hoffentlich unsere Ruhe vor denen!

Das wäre zwar bitter für all die Nicht-Nazis, die dann aus diesem Kleindoitschland wegziehen müssten; aber wenn dafür die ganzen Rechtsextremen aus Restdeutschland dahin übersiedeln würden, wäre das doch eigentlich ein ganz guter Tausch.

Aber leider: wahrscheinlich würden diese stolzen Deutschen ganz schnell merken, dass sie ohne den Rest der Welt ein ziemlich armseliges Leben hätten (nicht nur, aber auch materiell) – und dann würden sie bestimmt wieder anfangen, mehr für sich selber zu verlangen, und versuchen, uns ("Andere") zu überfallen, zu plündern, zu unterdrücken, auszubeuten und vielleicht sogar zu vernichten.

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Planbeispiel:
Beendigung des Krieges in Syrien durch direkte Demokratie
Montag, 22. Februar 2016, 13:53

1. Schritt:
Alle syrischen Wahlberechtigten im In- und Ausland stimmen frei und gleichberechtigt darüber ab, ob sie lieber in einem herkömmlichen (von Assad regierten) Staat, im Islamischen Staat, in einer autonomen Kurdenrepublik oder einer der von verschiedenen „Rebellengruppen“ dominierten Regionen leben möchten.

2. Schritt:
Je nach Anteilen (und ihren Konzentrationspunkten) wird die Staatsfläche entsprechend aufgeteilt – nach Möglichkeit in zusammenhängende Zonen.

3. Schritt:
Minderheiten in den jeweiligen Zonen werden auf eigenen Wunsch ausgetauscht.

4. Schritt:
Eine internationale Friedenstruppe mit UNO-Mandat gewährleistet ein friedliches Mit- und Nebeneinander der verschiedenen Gruppen und Gebiete.

Anmerkung:
Jaja, ich weiß: das ist alles äußerst blauäugig und kaum zu bewerkstelligen.
Allerdings frage ich mich (und alle Besserwissenden sowieso), wie sonst es denn bitteschön funktionieren soll...?

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Montag, 15. Februar 2016
Krieg > Vertreibung > Krieg...
Montag, 15. Februar 2016, 23:29

Reisefreiheit und das Recht, gutes Geld zu verdienen und für schöne Konsumgüter auszugeben – für diese Wünsche ist das Volk in der DDR und im ganzen Ostblock vor einem Vierteljahrhundert auf die Straße und über die Grenze gegangen, und der goldene Westen hat kräftig geholfen und freudig empfangen. Wieso wird das eigentlich den Menschen, die aus heutigen Diktaturen zu uns kommen, nicht zugestanden (oder höchstens dann, wenn bei ihnen zu Hause ein zünftiger Krieg stattfindet)?

Die Antwort muss wohl lauten: im damaligen Ostblock winkten neue Märkte, da diese Länder jahrzehntelang dem Zugriff des globalen Kapitalismus entzogen waren. Die Bodenschätze in Afrika (Nord und Süd) dagegen sind längst erschlossen, und wenn es dort noch etwas zu holen gibt, dann vielleicht eine dünne Oberschicht von gut ausgebildeten Ärzten, Ingenieuren und Facharbeitern. Der Rest dagegen ist unergiebig, nur ein Kostenfaktor, und soll sich mit möglichst wenig zufrieden geben, damit die Renditen nicht bedroht sind.

Als die Proletarier in den Ländern der 1. Welt – England, Frankreich, Deutschland, USA usw. – gegen katastrophal ungerechte Arbeits- und Besitzverhältnisse aufbegehrten, fanden die oberen Zehntausend einen Weg, sie mit sozialen Zugeständnissen ruhigzustellen, die sich finanzieren ließen, indem Bodenschätze und Arbeitskraft der 3. Welt ausgebeutet wurden. Heute aber ist schon fast alles herausgepresst aus der Mehrheit der Weltbevölkerung, die sich zugleich durch wachsende mediale Vernetzung ihrer prekären Lage im globalen Dorf immer stärker bewusst wird.

Daher wird jetzt wieder (leider mit ziemlichem Erfolg) die nationale/religiös-kulturelle Karte gespielt, um Leute glauben zu machen, sie könnten als "Völker" gegeneinander einen Lebensstandard gewinnen oder verteidigen – dabei sind es doch die Eliten, die Reichen und Mächtigen weltweit, für die es keine Grenzen gibt, welche ihre Interessen immer rücksichtsloser durchsetzen und längst schon wieder (oder immer noch) bereit sind, Weltkrieg mit konventionellen (Nicht-ABC-)Waffen zu führen, um überschüssige Bevölkerung auszumerzen.

Ich hoffe, wir können diesen Teufelskreis so schnell wie möglich unterbrechen, denn natürlich ist dieser Krieg auf lange Sicht nicht zu begrenzen, und es droht der Untergang der Menschheit (und sei es nur, weil wir im ständigen Hickhack gegeneinander gar nicht merken, wie uns als Art Homo sapiens die natürlichen Lebensgrundlagen abhanden kommen). Wir, das einfache Volk der ganzen Welt, müssen den Angehörigen der Eliten (dem oberen einen Prozent) glaubhaft machen, dass wir sie nicht als Personen abschaffen wollen, sondern nur als Klasse, und dass sie selber bei einer globalen gleichberechtigten Neuverteilung von Macht und Besitz nicht nur etwas abzugeben, sondern auch etwas zu gewinnen haben – und sei es auch nur eine Zukunft für die Menschheit, also auch sie selber und ihre Kinder, und das schöne Gefühl, seinen Nächsten und auch Fremden ohne Angst als Gleicher unter Gleichen ins Gesicht schauen zu können.

Also, wie wär’s: Echte Demokratie jetzt! ?!?

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Samstag, 13. Februar 2016
Ist direkte Demokratie "links" oder "rechts"?
Samstag, 13. Februar 2016, 10:37

Vor einigen Jahren wurde in diesem Blog ein kleiner Text veröffentlicht (Was ist rechts und wo ist links?), der versuchte, linke und rechte Politik zu definieren, nämlich Erstere als demokratisch und auf Konsens/Ausgleich durch Kommunikation setzend, Letztere dagegen als hierarchisch und auf Durchsetzung durch Konfrontation ausgerichtet. Diesen Artikel poste ich heute noch gelegentlich auf Facebook, wenn mir von rechter Seite Unsinnsvokabeln wie „Linksfaschisten“ u.ä. entgegenwabern.

Heute möchte ich diese Definition ergänzen: Leute, die rechte Positionen vertreten, sind meines Erachtens entweder bösartig oder dumm.

Nun sind Bösartigkeit und Dummheit natürlich keine absoluten Eigenschaften, die ein Mensch entweder hat oder nicht; es sind vielmehr Zuschreibungen, die auf jeden Menschen mehr oder weniger zutreffen, und natürlich gibt es auch relativ böse und/oder dumme „Linke“. Zudem sind beide Qualitäten kaum wissenschaftlich definiert, weshalb ich kurz erklären möchte, was ich damit meine.

„Bösartigkeit“ würde ich ungefähr so definieren wie oben beschrieben als Bereitschaft, den eigenen Willen und die eigenen (vermeintlichen) Interessen ohne Rücksicht auf Verluste und Andere durchzusetzen. „Dummheit“ dagegen ist zunächst einmal Unwissenheit; sie speist sich aus fehlender Bildung (das lässt sich, guten Willen vorausgesetzt, durch Aufklärung beheben) und mangelndem Abstraktionsvermögen (ob sich dies ab einem gewissen Alter noch beheben lässt, ist fraglich) und äußert sich (so glaube ich) in einer gewissen Unfähigkeit zu Selbstreflexion und Selbstkritik. (So meine ich beobachtet zu haben, dass Rechten meist die Gabe fehlt, über sich selbst zu lachen. Zwar ist auch mir der Humor bereits weitgehend vergangen, aber das ist eine andere Geschichte.)

Rechte neigen dazu, immer bei Anderen die Fehler zu suchen, sich und ihresgleichen als homogene Masse und als Opfer der Politik zu sehen und rücksichtslos aggressiv ihre Rechte (bzw. was sie dafür halten) einzufordern. Dies ist auch der Grund, weshalb viele Linke jetzt Angst haben vor direkter Demokratie (die neuerdings oft von rechter Seite gefordert wird, wobei dort wohl vulgärdemokratische Visionen von Minarett- und Burka-Verboten à la Schweiz und natürlich die herbeigesehnte Merkel-Abwahl eine Rolle spielen).

Nun gibt es sicherlich viele Gründe, voller Sorge in die Zukunft und auf Geschichte und Gegenwart zu schauen. Irrationale Ängste aber (und solche sind es wohl, welche die „dummen“ Rechten „besorgten Bürger“ vor allem antreiben) sind ein schlechter Ratgeber. Ich glaube (und wiederhole mich hier zwar ungerne, aber notwendigerweise), Verantwortungsbewusstsein kann nur entwickeln, wer auch Verantwortung trägt – ständig und auf allen Ebenen. Dann würde sich auch ganz schnell herausstellen, dass diese homogene Masse („das Volk“) eben nur eine Illusion ist und in Wirklichkeit aus Individuen mit jeweils ganz subjektiven Meinungen und Interessen besteht, die sich zu stets wechselnden (maximal „objektiven“) Mehrheiten zusammensetzen – wobei jede Person sich gelegentlich in der (überstimmten) Minderheit, in der Mehrzahl der Fälle aber in der Mehrheit wiederfindet.

Und genau deshalb, glaube ich, ist es allerhöchste Zeit für die Weiterentwicklung der parlamentarischen zu einer echten, plebiszitären Demokratie.

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Donnerstag, 11. Februar 2016
Echte Demokratie jetzt! ?!
Donnerstag, 11. Februar 2016, 09:45

Die repräsentative Demokratie befindet sich in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise. Viele Wahlberechtigten fühlen sich von Politikern nicht mehr angemessen vertreten und beteiligen sich gar nicht mehr an Wahlen oder geben ihre Stimme sogenannten „Protestparteien“, die für komplexe Probleme gefährlich einfache Lösungen propagieren.

Mit der heutigen Technik wäre es nicht nur möglich, allen Menschen weltweit Zugang zu Nahrung, Kleidung, Wohnung, Heizung, sauberem Wasser, medizinischer Versorgung, Elektrizität und Internet zu gewährleisten, sondern sie auch täglich über die eigenen Belange gleichberechtigt mitentscheiden zu lassen – im Kleinen (ob in der Nachbarschaft eine Straße gebaut oder ein Park angelegt wird) wie im Großen (ob lieber der Mars erforscht oder zuerst der Hunger in der Welt beseitigt werden soll), welche Steuern erhoben werden und welche soziale Grundversorgung es für alle geben muss; und wenn sich in komplizierten Fragen viele Menschen ihrer Entscheidung (vorerst) enthalten und (zunächst) nur ein Prozent Experten einen gleichberechtigten Diskurs führen würden, so wären dabei immer noch bessere Ergebnisse zu erwarten, als wenn es (wie heute) ein paar Handvoll Berufspolitiker tun, deren einzige Expertise es leider meist ist, (wieder-)gewählt zu werden.

Verantwortungsbewusstsein kann nur entwickeln, wer auch Verantwortung trägt – und in diesem Sinne ist es höchste Zeit für die Weiterentwicklung der parlamentarischen zu einer echten, plebiszitären Demokratie.

Zur Petition Echte Demokratie jetzt!
Mehr über das Prinzip Permanentes Plebiszit

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Mittwoch, 10. Februar 2016
Carpe DiEM25
Mittwoch, 10. Februar 2016, 21:17

Na, das ist doch mal was Feines: Yanis Varoufakis und Genossen haben gestern auf der Volksbühne Berlin die Bewegung für ein demokratisches Europa gegründet - und nach einem Klick auf das obige Bild sind wir hoffentlich alle dabei...

... obwohl ich persönlich es ja noch schöner und sogar machbar fände, wenn nicht nur Europa, sondern die ganze Welt demokratisch würde - und das nicht erst im Jahre 2025!

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Donnerstag, 4. Februar 2016
Mit der Waffe in der Hand gegen Mehrheitsterror
Gedankenaustausch mit dem Schriftsteller Leander Sukov
Donnerstag, 4. Februar 2016, 13:06

Gestern Abend hatte ich eine längere (etwa sechsstündige) Unterhaltung mit meinem Facebook-"Freund" Leander Sukov, ausweislich seines (verdächtig umfangreichen) Wikipedia-Eintrags deutscher Schriftsteller und Autor, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und Artikelschreiber u.a. für Junge Welt und Unsere Zeit.

Auf seiner Profilseite hatte er ein selbstgedrehtes Video (eigentlich ein gefilmtes Sprach-Selfie) eingestellt, in dem er unter dem Titel "Gegen das gesunde Volksempfinden" seine Skepsis gegen "direkte Demokratie" zum Ausdruck brachte.

Das rief mich alten Direktdemokraten natürlich gleich auf den Plan, und es entspann sich ein (für mich anfänglich erschreckender, dann vielversprechender, am Ende aber dann doch wieder eher ernüchternder) Schriftwechsel, den ich hier zu Dokumentationszwecken in voller Länge unredigiert und unkommentiert wiedergeben möchte:

txxx666: Lieber Leander - was hieltest du denn vom Prinzip des Permanenten Prinzips?
Prinzip Permanentes Plebiszit

Leander Sukov: Rechtsprechung durch Volksabstimmung? Wie soll das gehen. Ich sehe in Volksabstimmungen auch das Element der Willkür und die Aufgabe von Freiheiten

txxx666: Plebiszitäre Rechtsprechung, z.B. ungefähr so:
8. Plebiszitäre Rechtsprechung

Leander Sukov: Das ist Willkür und Menschenfeindlichkeit in reiner Form. Gegen eine solche Form von Rechtsprechung, gar Regierung, bin ich, um es mit Jean Genet zu sagen, jederzeit bereit die Waffe in die Hand zu nehmen.

txxx666: ? Wenn alle Beteiligten sich zusammensetzen und für ein Vergehen eine sinnvolle Wiedergutmachung aushandeln, was ist denn daran menschenfeindlich?

txxx666: Du würdest also lieber die Waffe in die Hand nehmen, als einen Mehrheitsentscheid zu akzeptieren? Ist ja erschreckend...

Leander Sukov: Das ist nicht erschreckend. Das ist humanistisch notwendig.

txxx666: Das heißt, du erlaubst dir selber zu entscheiden, was humanistisch ist, und sprichst das aber der Mehrheit der Menschen ab?

txxx666: Und würdest dann auf Menschen schießen? Seltsame Art von Humanismus...

Leander Sukov: Nein. Warum?

txxx666: Deine Definition von Humanismus scheint mir eher etwas faschistisch zu sein: "Wer nicht meiner Meinung ist, muss sterben!"...

Leander Sukov: Nein. Ich bin aber strikt dagegen, das die Todesstrafe durch eine Mehrheit verhängt wird, die irgendwelche Strafmaße festsetzen kann. Morgen dann setzt sie fest, dass alle Braunäugigen ausgewiesen werden und übermorgen, daß auf Ehebruch Steinigung steht. DAS ist eine faschistoide Idee von Scheindemokratie.

txxx666: Du glaubst wirklich, dass die Mehrheit der Menschen so denkt? Dann hast du aber wirklich eine traurige Vorstellung von der Menschheit...
Lass dich doch bitte nicht von den 10 oder 20 Prozent rechten Arschgeigen irre machen. Ich zitiere nochmal das, was ich weiter unten noch zu deinem Video geschrieben habe, vielleicht hast du's ja noch nicht gelesen:

"Ich glaube, Verantwortungsbewusstsein kann sich erst dann einstellen, wenn die Menschen auch wirklich Verantwortung tragen.
Und ich glaube, das überkommene Modell eines parlamentarischen Deckmäntelchens, bei dem von Lobbyisten umgarnte Repräsentanten (im Bundestag ca. 0,001 % der Wahlberechtigten) letztlich die Interessen der Wirtschaft bzw. dem oberen ein Prozent der Bevölkerung exekutieren, kann nur in einen raschen Untergang führen.
Mit der heutigen Technik brauchen wir keine für Jahre gewählten Vertreter wie im Postkutschenzeitalter, sondern könnten täglich über unsere Belange gleichberechtigt mitentscheiden - im Kleinen (ob in der Nachbarschaft eine Straße gebaut oder ein Park angelegt wird) wie im Großen (ob wir als Menschheit lieber den Mars erforschen oder zuerst den Hunger besiegen wollen), welche Steuern wir erheben und welche soziale Grundversorgung wir für alle wollen - und wenn sich in komplizierten Fragen Viele enthalten und nur ein Prozent Experten einen gleichberechtigten Diskurs führen würden, so wären dabei immer noch bessere Ergebnisse zu erwarten, als wenn es (wie heute) Berufspolitiker tun, deren einzige Expertise es leider meist ist, (wieder-)gewählt zu werden.
So würde ich übrigens nicht nur echte Demokratie, sondern auch Sozialismus und Kommunismus definieren."

Leander Sukov: Das wäre ein absoluter Unrechtsstaat mit ununterbrochener Willkür.

txxx666: Woher willst du das wissen? Änderst du selbst deine Meinung so oft? Und wie definierst du denn das, was wir heute haben? Etwa eine sinnvolle Regierungsform, die die Probleme angemessen löst?

txxx666: Ich glaube, das ist eine menschliche Grundeigenschaft (nicht nur, aber auch bei Linken): zu glauben, man sei schlauer als die Mehrheit und könne daher selbst mit einer "Elite" (Partei, Regierung, Clique) die für Alle besten Entscheidungen treffen.

Leander Sukov: Es gibt immer eine Abweichung von der idealen Linie.

txxx666: Und du glaubst wirklich, eine Art platonischer Philosophenstaat, in der die arbeitende Mehrheit von einer (möglichst gutwilligen und weisen) Minderheit regiert wird, sei das Ideal?

Leander Sukov: Nein. Ich glaube, Einheiten von Menschen sollten direkt UND im Verhältniswahlrecht Repräsentanten wählen.

txxx666: Das ist doch genau der alte Hut, der nicht funktioniert - u.a. weil die Einheiten aus historischen Gründen ziemlich willkürlich und keineswegs zweckmäßig eingeteilt sind. Oder würdest du z.B. die Staatsgrenzen in Afrika, die quer zu Sprach- und Religionsgrenzen verlaufen, als sinnvolle Einheiten bezeichnen? Und ist es wirklich realistisch, innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaft jemals wirklich zuerst am Allgemeinwohl interessierte Repräsentanten zu finden? Wer sollte denn das sein?

Leander Sukov: Der Gedanke, es gäbe das Allgemeinwohl ist der Fehler. Die Entscheidungen müssen in Kompromissen ermittelt werden.

txxx666: Und genau das ist meiner Meinung nach der maximale Kompromiss: ein ständiger gleichberechtigter Diskurs, der auch politisch wirksam wird - z.B. auf einer facebook-ähnlichen Plattform. Ich bin davon überzeugt, die Leute würden auch dort gleich viel vernünftiger sprechen und "liken", wenn sie wüssten, dass auch diese (diskursiven) Handlungen Folgen haben.

Leander Sukov: Das würden nur die tun, die es auch jetzt schon tun. Es würden nur die tun, die an einer Sache interessiert sind. Und die beschließen dann mit 10 Diskutanten die Todesstrafe für den Handtaschenräuber.

txxx666: Nein, denn wenn die Leute wüssten, dass sie über alles, worüber sie in der Zeitung lesen oder im Fernsehen sehen, mitreden und vor allem mitentscheiden können, würden sie ganz bestimmt ganz schnell Alle Politik machen wollen. Das Argument, echte Demokratie würde dann fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit in irgendwelchen abseitigen rechtsradikalen Foren stattfinden, ist doch nun wirklich zu abwegig.

Leander Sukov: Sagen wir mal, es gibt in Hamburg pro Tag 1500 Abstimmungen über Strafmaße. Wie soll das gehen.
Und was ist das Berufungsgericht und die Revisionsinstanz?

txxx666: Das wären für je 1000 Hamburger ein Entscheidung pro Tag - wie erwähnt, bei Gerichtsverfahren sollten und würden sich vor allem die Betroffenen (Kläger und Beklagte sowie deren Angehörige) auseinandersetzen, was naturgemäß immer auch ein paar Unbeteiligte (die insofern relativ "objektiv" wären) interessieren wird, die dann für einen maximalen Ausgleich (nicht Vergeltung) sorgen könnten.

Leander Sukov: Von den 1000 haben aber nur 10 Lust sich zu kümmern. 8 sind Arschlöcher. Und wer ist jetzt Berufungsgericht und Revisionsinstanz?
Was Du vorschlägst ist Rechtshorror. Das ist Mehrheitsterror.

txxx666: Berufung und Revision sind jederzeit möglich, denn Mehrheiten können sich ändern. Was du beschreibst, ist der Horror. Aber wenn du nicht an das Selbstbestimmungsrecht der Menschen glaubst, weil du es ihnen nicht zutraust, dann kann ich uns wohl auch nicht helfen.

Leander Sukov: Du glaubst an das Fremdbestimmungsrecht. Du glaubst ernsthaft, dass man Willkür demokratisch legitimieren kann.

txxx666: Nein, ich glaube, Willkür ist, wenn Minderheiten (im schlimmsten Fall Einzelne) über Mehrheiten entscheiden. Das heißt dann auch Fremdbestimmung, glaube ich.

txxx666: Ich freue mich, dass du dir die Mühe machst, auf meine Argumente zu antworten, aber soweit ich das verstehe, läuft deine Gegenrede nur darauf hinaus, dass du meinst, die Mehrheit sei (a) faul (990 von 1000) und (b) dumm (acht von den zehn Übrigen) und deshalb müsse mehr oder weniger alles beim Alten bleiben...?

Leander Sukov: In Deinem Reagenzglas wäre es möglich, dass die Mehrheit entschieden kann, eine Minderheit auszuweisen oder rechtlos zu stellen.

txxx666: Noch einmal: es geht mir nicht darum, alle Jubeljahre so eine dämliche Entscheidung zur Abstimmung zu stellen, sondern um eine permanente Selbstbestimmung, und zwar auf allen Ebenen, weltweit.
Ernsthaft zu glauben, man würde in einer solchen Demokratie dann zu einer Minderheit gehören, welche die Anderen dann eliminieren wollen würden, ist schon ein bisschen paranoid.
Rein mathematisch (stochastisch) gehört jede(r) Einzelne in der Mehrheit der Fälle zur Mehrheit.

Leander Sukov: Aha. Wie in Ruanda. Oder wie die deutschen Juden.

txxx666: Ach so, das war also damals plebiszitäre Demokratie?!
Wieder was gelernt.
Und ich dachte, die hätten Anfang 1933 in Deutschland und 1994 in Ruanda parlamentarische Republiken gehabt...

Leander Sukov: Das war in Deutschland eine hohe Zustimmung zum Antisemitismus. Und da der Text ja eindeutig klar macht, dass es keine andere Regel als die Mehrheit gibt ... Ist jeder zufälligen und willkürlichen Entscheidung das Tor geöffnet.
Wer ist denn nun die Revisionsinstanz?

txxx666: Zu behaupten, die antisemitische Politik hätte in Deutschland 1933-1945 eine demokratische Mehrheit bekommen, halte ich für sehr gewagt. Soweit ich weiß, hatte ja nicht einmal die NSDAP jemals eine absolute Mehrheit, und dass sie an die Macht kam, zeigt ja auch wieder nur die Schwäche des von dir so verteidigten parlamentarischen Repräsentantensystems.
Revision, habe ich oben schon geschrieben, ist jederzeit möglich, weil sich Mehrheiten im Laufe der öffentlichen Argumentation und Meinungsbildung ändern können.

Leander Sukov: Wie jetzt? Der Delinquent wird verurteilt. Und dann, kurz vor der Hinrichtung wird nochmal abgestimmt?

txxx666: Wer redet denn außer dir dauernd von Hinrichtungen? Und ja, natürlich wird ständig abgestimmt, das ist doch das Prinzip, dass ich hier versuche begreiflich zu machen.

Leander Sukov: Das heißt, man weiß nie, wo man steht? Und der Text sagt, wenn die Mehrheit für die Todesstrafe ist, wird hingerichtet

txxx666: Noch einmal: ich glaube, dass Alle, die vielleicht heute folgenlos bei irgendwelchen Umfragen die Todesstrafe fordern, sich in dem Moment, wo sie echte (Mit-)Verantwortung tragen würden, sehr viel genauer überlegen würden, was das im Einzelfall (und in letzter Konsequenz auch für sie selber) bedeuten würde.
Und wenn es tatsächlich im Einzelfall dazu käme, dass eine Mehrheit jemanden (vielleicht Adolf Hitler, wenn er noch lebte) zum Tode verurteilen würde, dann müssten wir beide das vielleicht hinnehmen als Preis der mehrheitlich so empfundenen Gerechtigkeit - aber Moment, wie war das jetzt, du wolltest doch eben selber noch die Waffe in die Hand nehmen...?

Leander Sukov: Ja, der Widerstand gegen die, die es unternehmen Rechtssicherheit abzuschaffen, ist erstens rechtens und zweitens keine Hinrichtung

Es würde viel eher als ein Verbrecher auf dem Regierungssessel irgendein Delinquent hingerichtet, der unbekannt ist und einfach übersehen wird.

txxx666: Also war z.B. die Hinrichtung von Adolf Eichmann deiner Meinung nach ein barbarischer Akt?

txxx666: Oder der Kriegsverbrecher in Nürnberg?

txxx666: ... gegen den du mit der Waffe in der Hand vorgegangen wärst?

Leander Sukov: Nein, wieso?

txxx666: O sorry, ich hatte gerade in deinen Ausführungen offenbar fälschlicherweise eine prinzipielle Ablehnung der Todesstrafe herausgelesen.

txxx666: Du meinst also, wenn ich richtig verstehe: wenn die Herrschenden eine Todesstrafe verhängen, geht das schon in Ordnung - wenn es die Mehrheit täte, wär's ein Verbrechen...?
(Das wird die vielen Opfer der Todesstrafe ja freuen, die nicht nach demokratisch-barbarischen Abstimmungsritualen, sondern schön obrigkeitsstaatlich hingerichtet wurden.)

Leander Sukov: Ja, ich lehne sie prinzipiell ab. Aber daraus ergibt sich nicht, dass ich diese Fälle für barbarisch halte.

Leander Sukov: Demagogie hilft Dir nicht weiter

txxx666: Dann hilf mir doch mal bitte, dir zu helfen - wieso wäre dann ein Todesurteil in einer Demokratie barbarischer als in einer parlamentarischen Republik, und wieso würdest du gegen Demokratie mir der Waffe in der Hand losziehen, gegen den Kapitalismus, der täglich unnötig Menschen in Elend, Hunger und Tod treibt, aber nicht?

Leander Sukov: Demagogie hilft Dir nicht weiter.

txxx666: Ich glaube, du weißt nicht mehr weiter... schade.

Leander Sukov: Nein, ich gehe ohne wichtigen Grund nie auf Unterstellungen ein. Und hier sind es einfach Unterstellungen.

txxx666: Ich habe nur zusammengefasst, was du geschrieben hast.
Du glaubst offenbar tatsächlich, dass heute Rechtssicherheit herrscht, und meinst, Mitbestimmung würde diese zerstören. Für wen aber herrscht denn Rechtssicherheit? Und für wie viel Prozent Menschen auf der Welt? Und ist das wirklich ein höheres Gut als Gerechtigkeit?
Wobei ich zu deiner reflexhaften Ablehnung der Todesstrafe noch die Frage in den Raum stellen möchte, ob eine lebenslange Freiheitsstrafe ("mit anschließender Sicherheitsverwahrung") so viel weniger barbarisch (humanistischer) ist...?

Leander Sukov: Nein, das hast Du nicht. Du hast mir Äußerungen unterstellt. Ende.

txxx666: Was sollte ich dir denn unterstellt haben? Lies doch einfach nochmal oben nach.

Leander Sukov: ''Dann hilf mir doch mal bitte, dir zu helfen - wieso wäre dann ein Todesurteil in einer Demokratie barbarischer als in einer parlamentarischen Republik, und wieso würdest du gegen Demokratie mir der Waffe in der Hand losziehen, gegen den Kapitalismus, der täglich unnötig Menschen in Elend, Hunger und Tod treibt, aber nicht?''
Ende

txxx666: Ach so - ziehst du doch mit der Waffe gegen den Kapitalismus... dann sorry (und ich hoffe, das fliegt dann jetzt hier nicht auf)

Leander Sukov: Ende

txxx666: Na dann gute Nacht. Hat mich trotzdem gefreut.

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Donnerstag, 28. Januar 2016
Pflicht zur Selbstüberwindung
Donnerstag, 28. Januar 2016, 22:07

Ach, der Sloterdijk wieder - schon allzulang hat er sich ja von seinen Wurzeln (der Frankfurter Schule) entfernt und distanziert, um als schlechtfrisierter Fernseh-Onkel für abgebrochene Vielosaufie-Studenten und reaktionäres Enfant terrible beim Sarrazin-Publikum Karriere und Kasse zu machen...

Jetzt meldet er sich (wie originell!) "mit deutlichen Worten" gegen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin und sondert dabei unter anderem die pegida-abartige Scheißhausparole ab, der Nationalstaat (dem er ein langes Leben prophezeit) habe "keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung", womit er auch gleich den gewünschten und kalkulierten Sturm im Blätter- und Twitterwald (also mithin im medialen Wasserglas) auslöst.

Diesem (entweder einem kommerziell motivierten Alterszynismus oder übermäßiger Selbstbeweihräucherung plus Weinkonsum geschuldeten) Schwachsinn darf ich - durchaus frankfurter-schulmäßig mit Hegel, Marx und Freud - entgegenhalten, dass der Nationalstaat mitsamt seiner obsoleten Grenzen ein längst überlebtes Konzept ist, heute höchstens noch dazu geeignet, durch die Mobilisierung von Gruppenegoismus und Fremdenhass die Selbstzerstörung der Menschheit voranzutreiben, und daher dringend überwunden werden müsste.

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Donnerstag, 14. Januar 2016
Texanische Verhältnisse?!
Donnerstag, 14. Januar 2016, 13:22

Die große Hysterie, die sich zur Zeit des "deutschen Volkes" bis weit hinein in seine ehemals linken Ränder bemächtigt und von interessierten Kreisen offenbar nach Kräften geschürt wird, führt u.a. dazu, dass sich allerorten Bürgerwehren gründen und sich große Teile der Bevölkerung bewaffnen (wollen); der globale Civil War erreicht also allmählich bzw. rasant auch unsere bisher relativ beschauliche Insel der Seligen.

Den vielen selbstberufenen "Schützern des christlichen Abendlandes" möchte ich allerdings in diesem Zusammenhang ein kleines Bibel- und Jesuswort zu bedenken geben: alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. (Matthäus 26:52)
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Dienstag, 12. Januar 2016
Gutmenschen und Unmenschen
Dienstag, 12. Januar 2016, 14:10

Als Gotthilf Gutmensch eines Jahres aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Land zu einem ungeheuren Unwort erklärt.
Sein Gegenspieler, der Unmensch dagegen, hat wohl gute Aussichten, zur Person of the Year zu werden; vorgestern in Köln und gestern in Leipzig hat er schon mal gezeigt, wozu er sich in der Lage fühlt, wenn sein Mob groß genug ist.

Es könnte ein sehr ungemütliches Jahr werden, wenn jetzt wieder regelmäßig die PEGIDA HOGESA marschiert und auch zuschlägt...
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