Ente am Ende
Dienstag, 4. Oktober 2016
Mit Geduld und Spucke
Dienstag, 4. Oktober 2016, 14:26

... entsteht manch gute Mucke;
... übersteht man auch Petry und Lucke?

(Letzterer zumindest hat ja inzwischen gründlich abgewirtschaftet, was ich Ersterer und ihrem braunen Kackhaufen natürlich auch von Herzen gönne, auch wenn's momentan leider gar nicht danach aussieht.)

Der Sommer jedenfalls ist vorbei, der unsägliche Tag der doitschen Schweinheit zum Glück auch, wobei ich mich frage, welcher Depp eigentlich auf den gigantomanös blöden Einfall gekommen ist, diesen Scheißdreck ausgerechnet in der Pegida-Hauptstadt Dresden zu begehen...

Wer zur Zeit das Weltgeschehen und auch das Elend hierzulande sehenden Auges verfolgt, wird sich bestimmt auch schon gefragt haben, wohin ein friedliebender Mensch im Ernstfall (also eigentlich schon jetzt) eigentlich noch auswandern könnte; und da ist mir soeben zufällig eine mögliche Option begegnet:

In der autonomen Republik Kalmückien, im südlichen Teil des europäischen Russlands gelegen, wäre nicht nur noch eine Menge Platz (knapp 300.000 Einwohner auf 74.731 km², was einer Bevölkerungsdichte von 3,9 Einwohner pro km² entspricht; zum Vergleich: BRD 230 Einwohner pro km²), sondern es ist auch die einzige Region in Europa, in der der Buddhismus die vorherrschende Religion ist.

Auch schön: Schach ist Nationalsport und Schulfach.

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Freitag, 2. September 2016
Ein paar bio- und soziologische Tatsachen
für "völkische Deutsche"
Freitag, 2. September 2016, 12:49

Erstens: Die Vererbungslehre besagt, dass "reine Rassen" anfällig für Degeneration (Inzucht) sind, Mischlinge dagegen widerstands- und anpassungsfähiger ("lebenstüchtiger").

Zweitens (gute Nachricht): Deutsche bilden (wie fast alle Völker; Ausnahmen sind Inselpopulationen wie z.B. auf Island) keineswegs einen homogenen Genpool. Namen wie Kubitschek (sogenannter Vordenker der "Neuen Rechten") oder Kositza (dessen ebenso rechtsextrem aktive Gattin) zeigen z.B. schon den starken slawischen Eintrag (und die Lächerlichkeit von deren deutschvölkischem Konzept); und wenn wir in der Lage wären, unsere Stammbäume 800 Jahre weit komplett zurückzuverfolgen, würden wir wahrscheinlich alle (mehr oder weniger oft) Dschingis Khan in unserer Vorfahrenliste entdecken. (Binsenweisheit: Wir sind alle mehr oder weniger nah verwandt.)

Drittens (auch eine gute Nachricht): Die oben erwähnte Degeneration, die zweifelsfrei bei einigen (nicht nur) "Deutschen" schon relativ weit fortgeschritten ist, lässt sich in der nächsten Generation aufhalten und sogar wiedergutmachen, indem sich z.B. eine Biodeutsche mit einem Afrikaner oder Asiaten paart.

Also, ihr "rassebewussten Deutschen": Seid nett zu Ausländern – denn wer ficken (und sein Erbgut erfolgreich weitergeben) will, muss freundlich sein.

Heißt es tatsächlich "homogener Genpool" - oder vielleicht sogar "Homogenpool"?

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Freitag, 12. August 2016
Idee für eine Goldgrube?
Freitag, 12. August 2016, 19:06

Könnte ein Kassenschlager werden: T-Shirt für Leute, die sich noch ohne Kommunikationsprothese ("Smartphone") in der Hand in die Öffentlichkeit wagen.

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Lamento
Freitag, 12. August 2016, 12:16


Wann genau war das eigentlich, als die Maschinen,



die Bildschirme und Algorithmen die Macht übernahmen?



Es muss jedenfalls schon eine ganze Weile her sein.



Und übrigens, werte "Pokemon-Jäger":



Seid ihr nicht letztendlich die Getriebenen?


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Mittwoch, 3. August 2016
Schmalspurphilosophen
Mittwoch, 3. August 2016, 18:19

Ich weiß nicht, wie ich (passend zum wässrigen Wetter durch die Weltgeschichte surfend) ausgerechnet auf die Seite "philosophia perennis" des "islamkritischen" (soll heißen: rechtsradikalen) schwulen Theologen Dr. David Berger geraten konnte (don't try this at home) - jedenfalls reizte mich seine perfide Schmähung des Papstes (intellektuell komplett überfordert ... durch seine Einmischung in die polnische Politik unangenehm aufgefallen ... den gewalttätigen Islam schön geredet usw.) zu folgender Replik:

Dass sich der Autor dieses wirklich billigen Islamhasser-Kommentars offenbar zu den „Demokraten und überzeugte(n) Vertreter(n) einer offenen Gesellschaft“ zählt, ist für mich blanker Hohn.
Wer tatsächlich zu dieser Gruppe zählen würde, müsste sich über die kapitalismuskritischen und auf Versöhnung zielenden Äußerungen des derzeitigen Papstes freuen, anstatt geifernd die eigenen Verlustängste zu ventilieren.
Nicht der Islamismus bedroht uns, sondern die eklatante und immer weiter wachsende ökonomische Ungleichheit und Ungerechtigkeit auf dieser Welt. Terroranschläge und Amokläufe sind so gesehen nur Symptome des erzwungenen entfremdeten Daseins. Wer nichts zu verlieren hat, wirft sein Leben für ein vages Heils- oder Jenseitsversprechen weg; dagegen hülfe nur eine gerechte Umverteilung von Macht und Besitz, sprich: echte weltweite Demokratie, nicht aber Abschottung, Ausgrenzung und Hochrüstung.

(Dazu postete ich noch den Link zu meinem Artikel Mögliche Lösung für die „Flüchtlingskrise“)

Dies rief nun wiederum den PRO-NRW-Landratskandidaten Dr. Christoph Heger auf den Plan, der unter meinen Kommentar folgende fundierte Stellungnahme abgab:

So einen Schwachsinn kann man natürlich nur anonym als „txxx666“ verzapfen.

Nicht allzu weit her, das argumentative Niveau dieser Herren Doktoren und Volksvertreter; oder ist der akademische Titel eventuell einer Dissertation à la Hinz entsprossen...?

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Montag, 1. August 2016
Doping freigeben:
Legalize It!
Montag, 1. August 2016, 16:13

Vernünftige Stimmen fordern schon lange als allgemeine Drogenpolitik, die nicht durchsetzbaren und sozial schädlichen (und zudem oft willkürlichen) Verbote aufzugeben und alle Drogen zu legalisieren, damit sie in kontrollierter Qualität und zu vertretbaren Preisen (bei maximal objektiver Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen) zugänglich sind.

Das Gleiche sollte meiner Meinung nach auch für den Bereich des Dopings im Sport gelten. Die Ausgangslage ist ähnlich: wer unbedingt dopen will, tut es ohnehin, nur mit erhöhten gesundheitlichen und gesellschaftlichen Risiken und höheren finanziellen und logistischen Kosten.

Soll doch jede(r) Sportler(in) so trainieren (und dazu gehört ggf. auch dopen), wie sie oder er es für richtig hält – wobei die möglichen gesundheitlichen Folgen bekannt sein und kommuniziert und natürlich durch medizinische Forschung minimiert werden müssen. (Im Moment wird ja in der Medizin nur ein erheblicher Aufwand getrieben, Doping einerseits nachzuweisen und andererseits neue, (noch) nicht nachweisbare Dopingmethoden zu entwickeln.) Gewährleistet sollte allerdings der Fairness halber sein, dass alle gleichberechtigten Zugang zu Doping-Mitteln haben, damit nicht (wie heutzutage) die Teams mit den größten finanziellen Mitteln auch hier einen Startvorteil haben.

Für Diejenigen, die „sauber“ in den Wettkampf starten wollen und sich wenig Chancen gegen ihre hochgespritzten Konkurrenten ausrechnen, ließen sich dann eigene Wettbewerbe ausrichten, vergleichbar mit heutigen Amateur-Wettkämpfen.

Wenigstens wäre dann die heutige unbefriedigende Situation der vorläufigen und später eventuell wieder annullierten Ergebnisse und aberkannten Medaillen, undurchsichtig verhängten oder wieder aufgehobenen Sperren und dazugehörigen Gerichtsprozessen und der allgemeinen Verunsicherung, was überhaupt erlaubt oder verboten und/oder nachweisbar ist, endlich beendet. Ich (als alter Trinksportler, in dessen Disziplin Doping schon immer erlaubt bzw. selbstverständlich war) wäre jedenfalls dafür.

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Mein (ganz persönlicher?) Olympia-Boykott
Montag, 1. August 2016, 15:03

Ich war eigentlich immer ein Anhänger der olympischen Idee, dass sich die Besten aus aller Welt im friedlichen Wettstreit miteinander messen. Zwar fand ich es schon eine ganze Weile problematisch, dass diese Konkurrenz (kapitalistisches Grundprinzip: Hierarchisierung) der Nationen (Nationalismus!) natürlich schon daher ungerecht ist, dass es große und kleine Länder gibt (und dass sich reiche Länder oft Athletinnen und Athleten aus ärmeren Ländern „kaufen“ bzw. einbürgern konnten), aber um so schöner war es dann auch, wenn z.B. die Leutchen aus kleinen Karibik-Staaten den hochgepushten Sprint-Heroen aus den USA davon und in die Medaillenränge liefen. Dieses Jahr allerdings ist mir alle Vorfreude auf Olympia vergangen.

Das hat unterschiedliche Gründe. Zum ersten wäre da die unglaubliche Materialschlacht, die das IOC den Gastgeberländern zur Bereitstellung der Infrastruktur (Stadien, Unterkünfte, Zufahrtswege usw.) auferlegt und die ein armes Land wie Brasilien (und dabei natürlich vor allem immer die Allerärmsten) schwer belastet. Da ist überhaupt die allgemeine Korruption in und um dieses Olympische Komitee, die zwar lange bekannt ist, aber zunehmend absurdere Blüten treibt. Dann ist es der m.o.w. willkürliche Ausschluss mancher (v.a. russischer) Sportlerinnen und Sportler (aus vermutlich primär politischen Gründen), der den Wettbewerb verzerrt wie anno 1980 und 1984, sowie die insgesamt unsinnige Doping-Politik (dazu hier mehr). Dazu kommt die ungeheure Kommerzialisierung, die u.a. auch dazu geführt hat, dass manche Wettbewerbe, die „für die Zuschauer nicht attraktiv genug“ erschienen, gänzlich umgekrempelt oder gar ganz aus dem Programm gestrichen wurden – alles in allem erscheint mir dieses Olympia vor allem ein Symbol für unsere oberflächliche, durchgepimpte, korrupte und zutiefst ungerechte Zeit und Weltlage zu sein.

Ich nehme mir daher vor, die kommende Olympiade für mich ganz persönlich zu boykottieren, indem ich die Berichterstattung darüber nicht verfolgen werde, und somit mein ganz kleines Scherflein zu sinkenden Einschaltquoten (und Werbeeinnahmen) beizutragen.

Und weil so ein Boykott mehr Spaß und vor allem auch größere Wirkung entfaltet, wenn sich möglichst Viele daran beteiligen, habe ich nach alter Gewohnheit natürlich auch eine Fratzbuch-Veranstaltung dazu aus der Taufe gehoben: Olympia-Berichterstattung im TV boykottieren! - please join!

Citius, altius, fortius...

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Donnerstag, 21. Juli 2016
Pokémon STOP!
Donnerstag, 21. Juli 2016, 20:58

Idee für ein Drehbuch:
Jemand (z.B. ich - idealerweise aber eine maximal harmlos wirkende ältere Dame) spaziert über einen "Pokémon-Go-Hotspot" (z.B. die Girardet-Brücke über den Kö-Graben oder auch das Benrather Schloss) und haut all den Zombies Smombies Pocke-Mongos, die wie blöde auf ihre dämlichen Displays starren, ihre Scheiß-Smartphones mit Schmackes aus den Flossen, dass sie in hohem Bogen auf die Straße fliegen und dort zerschellen.
Das Ganze womöglich auch noch aus mehreren Perspektiven:
(1.) unbeteiligter Beobachter
(2.) Smartphone-Smasher
(3ff.) Opfer-Smartphones (mit spektakulären Flugkurvenbildern bis zum Tilt)

Leider verfüge ich nicht über die nötigen Mittel (Kamera(s), Smartphone(s) usw.), könnte mir aber vorstellen, dass dieses Sujet durchaus das Zeug zu einem veritablen viralen YouTube-Hit hätte.

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Mittwoch, 20. Juli 2016
Hinz und Strunz
Mittwoch, 20. Juli 2016, 14:10

Geklaut vom General Manager
____________________________________________________________

Mir fällt dazu wieder mal nur ein: "Wer hat uns verraten ?"

Und übrigens: was Hinz und Kunz können, kann ich schon lange.
gez. Prof. Dr. phil. Dr. jur. Dr. theol. Dr. rer. nat. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. med. vet. Dr. rer. oec. Dr. h. c. mult. txxx666

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Sonntag, 17. Juli 2016
Monolog mit Hitler
Sonntag, 17. Juli 2016, 14:34

Ach, Hitler! Ich sehe dich ja mittlerweile öfter als jeden Anderen, allabendlich beinahe. Gerade gestern wieder auf ZDFinfo ging es um deine Verwandten und dann um deine Beziehung zu Ludendorff, sonst auch um Hitlers Helfer, Hitlers Krieger, Hitlers Manager, Hitlers Generäle, Hitlers Frauen, Hitlers Kinder (?!), Hitlers Ärzte, Hitlers Gegenspieler, Hitlers Hunde, Hitlers Hämorrhoiden, Hitler Hitler Hitler, es ist schier zum Wahnsinnigwerden, alles natürlich gleich als mehrteilige Reihe, gerne unter der Ägide von Professor Dr. Guido Knopp („Bleiben Sie uns treu!“) und ad infinitum wiederholt. Manchmal kommst du mir schon fast vor wie ein Familienmitglied – ein sehr entferntes freilich, aber immerhin. Und du wirkst auf mich zunehmend – undämonisch.

Du gilst ja vielen als das personifizierte Böse. Aber hast du eigentlich mal jemanden eigenhändig umgebracht (oder zumindest ordentlich verprügelt)? Böse Zungen behaupteten, du seist von der österreichischen Armee sogar untauglich gemustert worden. Hast du dir denn wenigstens selber mal ein KZ angeschaut – so wie Himmler, der sich für eine persönliche Plauderei mit den Todgeweihten nicht zu schade war? Nun, soweit ich gesehen, gehört und gelesen habe, nicht.

Du warst ja offenbar eher ein musisch begabter oder zumindest ambitionierter Bursche. Schade, dass sie dich an der Akademie nicht genommen haben – deine Zeichnungen waren doch gar nicht so schlecht. Musik hast du dem Vernehmen nach auch geliebt, und stimmt es, dass du sogar eine Oper im Wagner-Stil („Wieland der Schmied“) komponiert hast? Für Architektur konntest du dich regelrecht begeistern, richtig? Die frühen Disney-Filme hast du angeblich sehr geschätzt (wie auch ich) und überhaupt zu Hause auf dem Berghof gerne exzessiv Kino gekuckt, bis mittags geschlafen und nach dem Essen stundenlang monologisiert, also alle Anwesenden gnadenlos zugetextet (mit eigentlich nicht uninteressanten Gedanken, aber oft war es wohl auch immer dasselbe), und manchmal sollst du dann selber bei deinen Salbadereien eingeschlafen sein – das klingt alles gar nicht so unsympathisch, eher ein wenig bemitleidenswert, und wer dich auf der Terrasse spontan hat tanzen sehen, kann dich doch eigentlich kaum noch für einen durch und durch schlechten Menschen halten.



Du warst ja auch irgendwie ein armes Schwein, hattest trotz deiner vegetarischen Diät – und obwohl du nie geraucht oder getrunken haben sollst – üble Magen-Darm-Probleme (von Blähungen und Mundgeruch war die Rede), musstest deswegen wohl auch massig Drogen nehmen; und was teilweise Trauriges über deine Potenz berichtet wird…

Sexuelle Ausschweifungen oder gar Übergriffigkeiten jedenfalls hat dir meines Wissens noch keiner vorgeworfen. Gut, da gab es diese Geschichte mit der Nichte, die du wohl ein bisschen an der kurzen Leine hieltest, weswegen sie dann Depressionen bekam und sich erschossen hat – aber mit Eva (wieso konnte eigentlich eine „Lichtgestalt“ wie du nicht auf so profane Liebesdinge verzichten?) hast du es dir dann ja doch (wenn auch heimlich) richtig nett gemacht, und die scheint sich (zumindest wenn du irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs warst) mit ihrer Entourage ganz gut amüsiert zu haben, gerne auch mal ein Tröpfchen getrunken und ein Kippchen geschmaucht…

Oder sind das alles nur Inszenierungen, Schein-Authentizitäten, Projektionen? Sicherlich – zum Teil wenigstens!

Ach, Hitler… Warst du nun tatsächlich das Monster in Menschengestalt , als das dich viele überhöhen, oder doch eher ein luschig-knuffiger Typ? Ich glaube ja, das Schlimme ist, dass Deutschland langfristig betrachtet eigentlich als ökonomischer Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen ist und dir die Deutschen, weil sie dir dann eben doch so viel verdanken, gar nicht richtig böse sein können und wollen. Da machen wir uns lieber ein bisschen lustig über dich – Adolf, die Nazi-Sau, die Wurst, die Witzfigur. Jedenfalls bist du auf allen Kanälen noch sehr gegenwärtig – und es gibt tatsächlich immer noch oder schon wieder eine Menge Leute, die dich regelrecht verehren. Andere sehen die Sache differenzierter, kritischer („das mit den Autobahnen hätte nun wirklich nicht sein müssen“), wünschen sich aber trotzdem eine starke Führung (oft sogar, obwohl sie für „Volksentscheide“ plädieren), strengeres Durchgreifen, schärfere Gesetze und härtere Strafen. Und Nationalismus ist sowieso weltweit wieder schwer im Kommen…

Hätten Zweiter Weltkrieg und Shoa womöglich gar nicht stattgefunden, wenn es dich nicht gegeben hätte bzw. du ein anderer (z.B. Kunstmaler) geworden wärest? Hegel sah in Napoleon die „Weltseele zu Pferde“ – warst du dann vielleicht der Weltgeist im Bunker? (Und ist Erdoğan dann womöglich das Weltgespenst im Ziegenstall, wird Trump der Weltkobold im Tower?) Findet sich für eine Idee, deren Zeit gekommen ist, am Ende immer eine Gestalt, die sie verkörpert? Oder wird Geschichte vielleicht doch weniger von Personen „gemacht“, als dass sie (wie von Marx beschrieben) nach bestimmten sozioökonomisch beschreibbaren Mechanismen geschieht?

Ach, Hitler – ich weiß das alles gar nicht so genau. Eins aber weiß ich: deine mediale Multipräsenz geht mir – obwohl oder gerade weil auch ich mich der von dir ausgehenden Faszination nur schwer entziehen kann – mittlerweile schwer auf den Zeiger, und ich finde, es wäre an der Zeit, sich mehr und intensiver mit anderen Vorbildern auseinanderzusetzen.

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Donnerstag, 14. Juli 2016
In der Umkleidekabine einer Fischfabrik
Donnerstag, 14. Juli 2016, 15:51

In Ermangelung irgendwelcher eigenen interessanten Gedanken möchte ich hier die letzten von mir gelesenen und für gut befundenen Bücher empfehlen; es waren dies

1.) GIBT ES ALLES ODER NICHTS?
Eine philosophische Detektivgeschichte
von Jim Holt;

2.) Der Tag, als meine Frau einen Mann fand von der auch hier wieder einmal unvergleichlich drastischen Sibylle Berg, die wirklich auch nur lesen sollte, wer mit extensiven Schilderungen existentiellen, zwischenmenschlichen und explizit sexuellen Elends keinerlei Berührungsängste hegt;

sowie (noch nicht zu Ende gelesen)

3.) Panikherz von Benjamin von Stuckrad-Barre, in dem es auf Seite 299 so (zumindest mich) lachenmachend heißt:

Man selbst will ja auch immer mit den Serien, in die man sich aktuell vertieft hat, andere missionieren. Und hört sich selbst also diese eine, wirklich ganz besondere Serie anpreisen, und weiß – es funktioniert so nicht. Ganz toll, spielt im Mittelalter, spielt in den 60ern, spielt in der Zukunft, im Kräutergarten des Weißen Hauses, in der Umkleidekabine einer Fischfabrik, unter der Erde, auf dem Mars, blablabla.
  Sehr gute Dialoge.
  Ach echt, ja? Muss ich wohl mal reinschauen.


Alles natürlich erhältlich in der gut sortierten Stadtbücherei und daher nicht unbedingt zur eigenen Anschaffung erforderlich.

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Donnerstag, 30. Juni 2016
Es geht doch!
Donnerstag, 30. Juni 2016, 13:45

Das Jahr 2016, dessen erste Hälfte heute zu Ende geht (Halbjahressilvester), enttäuscht mich bislang auf der ganzen Linie. Es fing schon recht beschissen an mit der ganzen Domplattenhysterie und -hetze und ging auch ebenso weiter; viele verpissten sich (David Bowie, Roger Willemsen, Manfred Deix u.v.a.) oder machten sich vom völlig verregneten Acker (die Engländer mit ihrem Brexit - erst raus aus der EU, dann aus der EM). Die Linken resignieren, die Rechten triumphieren...

Da finde ich es doch zumindest interessant, dass es vor 70 Jahren ausgerechnet in Sachsen einen Volksentscheid zur Enteignung von Kriegs- und Naziverbrechern gab (den einzigen dieser Art in allen vier Besatzungszonen), der mit 77,6 Prozent (bei einer Wahlbeteiligung von 93,7 Prozent) angenommen wurde - ein Referendum kann also auch gut ausgehen und ist eben nicht (wie heute viele Linke mutmaßen und auch törichterweise Sahra Wagenknecht vorhalten) lediglich ein Mittel für Rechtspopulisten von AfD, UKIP, FPÖ, SVP und Konsorten, um Nazi-Anliegen wie EU-Austritte, Minarett- und Burkaverbote durchzudrücken.

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Mittwoch, 29. Juni 2016
Diskursdemokratisches Manifest:
Allen ihre Stimme!
Mittwoch, 29. Juni 2016, 16:13

Die gesamte Geschichte der Menschheit – mit ihren angenommenen Ursprüngen im Urknall oder etwelchen Paradiesen, mit ihren großen Entwicklungszügen und ihren fein versponnenen, ganz individuellen Verästelungen – ist zunächst einmal ein großer Text, ein Gewebe, eine Struktur von Entwicklungslinien, Beziehungen, Verhältnissen. Wir alle sind darein verwoben und weben daran mit, haben Anteil am Textkosmos: ein ständig sich entwickelnder und wandelnder Diskurs.

Innerhalb dieses großen Diskurses sind wir jedoch in eine konkrete Zeit und einen bestimmten Raum geworfen, sind wie eine Zelle im Organismus einer bestimmten Rolle zugedacht. Unsere Nachbarschaft, unser Land und Kontinent, unsere Alterskohorte und Familienstruktur, unser Erwerbsdasein und unser Vermögen prägen unseren Status (Gesamttextanteil), unser Sprechen (Texten), unsere Begriffe. Asiaten reden von Langnasen und Europäer über Schlitzaugen, und alle schimpfen immer über die Jugend von heute.

Wenn wir Glück haben, ist unser Anteil groß: dann kennen wir viele (und vor allem die „wichtigen und richtigen“) Texte, und unser eigenes Wort hat Gewicht (unsere Texte verbreiten sich). Andere – die Meisten – dagegen haben vor allem passiv Anteil am großen Getexte, lassen sich zutexten und müssen Vieles nachplappern.

Machen wir unseren Textkosmos größer und prächtiger! Geben wir den Menschen – allen Menschen – ihre Stimmen, ihre gleichberechtigte Teilhabe am Großen Ganzen! Lassen wir die kleinen Leute, die Abgehängten und Ausgegrenzten, Ausgebeuteten und Zukurzgekommenen mitreden bei der Planung unserer gemeinsamen Zukunft, gönnen wir uns diesen niedagewesenen Luxus: echte, direkte, permanente, absolute Diskursdemokratie!

Und lassen wir uns dabei nicht von Diskursgewinnlern wie Facebook und Co. die Regeln diktieren…

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Freitag, 10. Juni 2016
ars gratia artis
Freitag, 10. Juni 2016, 14:07

Politik ist, wie mir gerade eben wieder klar und deutlich vor Augen geführt wird, ein mühseliges, frustrierendes und für einen kleinen Pimmel Mann wie mich auch absolut nutzloses Geschäft; so will ich mich nunmehr Schönerem zuwenden und mein Lieblingsgedicht präsentieren, nämlich Lenore (das auch schon Edgar Allan Poe in seinem Poem The Raven aufgegriffen hat) vom vortrefflichen, gleich mir zweimal glücklos verheirateten und schon 46jährig verstorbenen Gottfried August Bürger (1747 – 1794), dem wir auch die literarische Gestalt der Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen verdanken; hier also die komplette Ballade (256 saftige Zeilen lang, am besten laut zu lesen), die auch schon der leider bereits selige Roger Willemsen † gelegentlich begeistert zitierte:
(Auf alle, die bis zum Ende durchhalten, wartet am Schluss noch eine schmucke Illustration)

Lenore fuhr um’s Morgenrot
Empor aus schweren Träumen:
„Bist untreu, Wilhelm oder tot?
Wie lange willst du säumen?“ –
Er war mit König Friedrichs Macht
Gezogen in die Prager Schlacht,
Und hatte nicht geschrieben,
Ob er gesund geblieben.

Der König und die Kaiserin,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sinn,
Und machten endlich Friede;
Und jedes Heer, mit Sing und Sang,
Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
Geschmückt mit grünen Reisern,
Zog heim zu seinen Häusern.

Und überall all überall,
Auf Wegen und auf Stegen,
Zog Alt und Jung dem Jubelschall
Der Kommenden entgegen.
Gottlob! rief Kind und Gattin laut,
Willkommen! manche frohe Braut.
Ach! aber für Lenoren
War Gruß und Kuss verloren.

Sie frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen;
Doch keiner war, der Kundschaft gab,
Von Allen, so da kamen.
Als nun das Heer vorüber war,
Zerraufte sie ihr Rabenhaar,
Und warf sich hin zur Erde,
Mit wütiger Gebärde.

Die Mutter lief wohl hin zu ihr: –
„Ach, dass sich Gott erbarme!
Du trautes Kind, was ist mit dir?“ –
Und schloss sie in die Arme.
„O Mutter, Mutter! Hin ist hin!
Nun fahre Welt und Alles hin!
Bei Gott ist kein Erbarmen.
O weh, o weh mir Armen!“ –

„Hilf Gott, hilf! Sieh uns gnädig an!
Kind, bet’ ein Vaterunser!
Was Gott tut, das ist wohl getan.
Gott, Gott erbarmt sich unser!“ –
„O Mutter, Mutter! Eitler Wahn!
Gott hat an mir nicht wohl getan!
Was half, was half mein Beten?
Nun ist’s nicht mehr vonnöten.“ –

„Hilf Gott, hilf! Wer den Vater kennt,
Der weiß, er hilft den Kindern.
Das hochgelobte Sakrament
Wird deinen Jammer lindern.“ –
„O Mutter, Mutter! Was mich brennt,
Das lindert mir kein Sakrament!
Kein Sakrament mag Leben
Den Toten wiedergeben.“

„Hör’, Kind! wie, wenn der falsche Mann,
Im fernen Ungerlande,
Sich seines Glaubens abgetan,
Zum neuen Ehebande?
Lass fahren, Kind, sein Herz dahin!
Er hat es nimmermehr Gewinn!
Wann Seel’ und Leib sich trennen,
Wird ihn sein Meineid brennen.“ –

„O Mutter, Mutter! Hin ist hin!
Verloren ist verloren!
Der Tod, der Tod ist mein Gewinn!
O wär ich nie geboren!
Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus!
Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus!
Bei Gott ist kein Erbarmen.
O weh, o weh mir Armen!“ –

„Hilf Gott, hilf! Geh’ nicht in’s Gericht
Mit deinem armen Kinde!
Sie weiß nicht, was die Zunge spricht.
Behalt’ ihr nicht die Sünde!
Ach, Kind, vergiss dein irdisch Leid,
Und denk’ an Gott und Seligkeit!
So wird doch deiner Seelen
Der Bräutigam nicht fehlen.“ –

„O Mutter! Was ist Seligkeit?
O Mutter! Was ist Hölle?
Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit,
Und ohne Wilhelm Hölle! –
Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus!
Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus!
Ohn’ ihn mag ich auf Erden,
Mag dort nicht selig werden.“ – –

So wütete Verzweifelung
Ihr in Gehirn und Adern.
Sie fuhr mit Gottes Vorsehung
Vermessen fort zu hadern;
Zerschlug den Busen, und zerrang
Die Hand bis Sonnenuntergang,
Bis auf am Himmelsbogen
Die goldnen Sterne zogen.

Und außen, horch! ging’s trap trap trap,
Als wie von Rosseshufen;
Und klirrend stieg ein Ritter ab,
An des Geländers Stufen;
Und horch! und horch! den Pfortenring
Ganz lose, leise, klinglingling!
Dann kamen durch die Pforte
Vernehmlich diese Worte:

„Holla, Holla! Tu auf, mein Kind!
Schläfst, Liebchen, oder wachst du?
Wie bist noch gegen mich gesinnt?
Und weinest oder lachst du?“
„Ach, Wilhelm, du? – So spät bei Nacht? –
Geweinet hab’ ich und gewacht;
Ach, großes Leid erlitten!
Wo kommst du hergeritten?“ –

„Wir satteln nur um Mitternacht.
Weit ritt ich her von Böhmen.
Ich habe spät mich aufgemacht,
Und will dich mit mir nehmen.“ –
„Ach, Wilhelm, erst herein geschwind!
Den Hagedorn durchsaust der Wind,
Herein, in meinen Armen,
Herzliebster, zu erwarmen!“ –

„Lass sausen durch den Hagedorn,
Lass sausen, Kind, lass sausen!
Der Rappe scharrt; es klirrt der Sporn.
Ich darf allhier nicht hausen.
Komm, schürze, spring’ und schwinge dich
Auf meinen Rappen hinter mich!
Muss heut noch hundert Meilen
Mit dir ins Brautbett eilen.“ –

„Ach! wolltest hundert Meilen noch
Mich heut ins Brautbett tragen?
Und horch! Es brummt die Glocke noch,
Die elf schon angeschlagen.“ –
„Sieh hin, sieh her! Der Mond scheint hell.
Wir und die Toten reiten schnell.
Ich bringe dich, zur Wette,
Noch heut ins Hochzeitbette.“

„Sag an, wo ist dein Kämmerlein?
Wo? Wie dein Hochzeitbettchen?“ –
„Weit, weit von hier! – Still, kühl und klein! –
Sechs Bretter und zwei Brettchen!“ –
„Hat’s Raum für mich?“ – „Für dich und mich!
Komm, schürze, spring’ und schwinge dich!
Die Hochzeitgäste hoffen;
Die Kammer steht uns offen.“ –

Schön Liebchen schürzte, sprang und schwang
Sich auf das Ross behende;
Wohl um den trauten Reiter schlang
Sie ihre Lilienhände;
Und hurre hurre, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Dass Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.

Zur rechten und zur linken Hand,
Vorbei vor ihren Blicken,
Wie flogen Anger, Heid und Land!
Wie donnerten die Brücken! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?“ –
„Ach nein! – Doch lass die Toten!“ –

Was klang dort für Gesang und Klang?
Was flatterten die Raben? –
Horch, Glockenklang! Horch, Totensang:
„Laßt uns den Leib begraben!“
Und näher zog ein Leichenzug,
Der Sarg und Totenbahre trug.
Das Lied war zu vergleichen
Dem Unkenruf in Teichen.

„Nach Mitternacht begrabt den Leib,
Mit Klang und Sang und Klage!
Jetzt führ ich heim mein junges Weib.
Mit, mit zum Brautgelage!
Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor,
Und gurgle mir das Brautlied vor!
Komm, Pfaff, und sprich den Segen,
Eh wir zu Bett uns legen!“ –

Still Klang und Sang. – Die Bahre schwand. –
Gehorsam seinem Rufen,
Kam’s, hurre hurre! nachgerannt,
Hart hinter’s Rappen Hufen.
Und immer weiter, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Daß Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.

Wie flogen rechts, wie flogen links
Gebirge, Bäum und Hecken!
Wie flogen links, und rechts, und links
Die Dörfer, Städt und Flecken! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten?“ –
„Ach! Lass sie ruhn, die Toten.“ –

Sieh da! sieh da! Am Hochgericht
Tanzt um des Rades Spindel,
Halb sichtbarlich bei Mondenlicht,
Ein luftiges Gesindel. –
„Sasa! Gesindel, hier! Komm hier!
Gesindel, komm und folge mir!
Tanz uns den Hochzeitreigen,
Wann wir zu Bette steigen!“ –

Und das Gesindel, husch husch husch!
Kam hinten nachgeprasselt,
Wie Wirbelwind am Haselbusch
Durch dürre Blätter rasselt.
Und weiter, weiter, hopp hopp hopp!
Ging’s fort in sausendem Galopp,
Daß Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.

Wie flog, was rund der Mond beschien,
Wie flog es in die Ferne!
Wie flogen oben über hin
Der Himmel und die Sterne! –
„Graut Liebchen auch? – Der Mond scheint hell!
Hurra! Die Toten reiten schnell!
Graut Liebchen auch vor Toten!“ –
„O weh! Lass ruhn die Toten!“ – –

„Rapp’! Rapp’! Mich dünkt der Hahn schon ruft. –
Bald wird der Sand verrinnen –
Rapp’! Rapp’! Ich wittre Morgenluft ..
Rapp’! Tummle dich von hinnen! –
Vollbracht, vollbracht ist unser Lauf!
Das Hochzeitbette tut sich auf.
Die Toten reiten schnelle!
Wir sind, wir sind zur Stelle.“ – –

Rasch auf ein eisern Gittertor
Ging’s mit verhängtem Zügel.
Mit schwanker Gert ein Schlag davor
Zersprengte Schloss und Riegel.
Die Flügel flogen klirrend auf,
Und über Gräber ging der Lauf.
Es blinkten Leichensteine
Rund um im Mondenscheine.

Ha sieh! Ha sieh! Im Augenblick,
Huhu! ein grässlich Wunder!
Des Reiters Koller, Stück für Stück,
Fiel ab wie mürber Zunder.
Zum Schädel ohne Zopf und Schopf,
Zum nackten Schädel ward sein Kopf;
Sein Körper zum Gerippe,
Mit Stundenglas und Hippe.

Hoch bäumte sich, wild schnob der Rapp’,
Und sprühte Feuerfunken;
Und hui! war’s unter ihr hinab
Verschwunden und versunken.
Geheul! Geheul aus hoher Luft,
Gewinsel kam aus tiefer Gruft.
Lenorens Herz, mit Beben,
Rang zwischen Tod und Leben.

Nun tanzten wohl bei Mondenglanz,
Rund um herum im Kreise
Die Geister einen Kettentanz,
Und heulten diese Weise:
„Geduld! Geduld! Wenn’s Herz auch bricht!
Mit Gott im Himmel hadre nicht!
Des Leibes bist du ledig;
Gott sei der Seele gnädig!“

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Freitag, 10. Juni 2016
Die Mühen der Ebene
Freitag, 10. Juni 2016, 01:41

Als ich mich eben (in meiner Eigenschaft als Sprachwissenschaftler sowie Ex-Gatte und Vater in einer türkischen Schwiegerfamilie) wieder mal darüber geärgert habe, dass die Tagesschau (wie die meisten Massenmedien hierzulande) anscheinend nicht in der Lage, offenbar aber eher nicht willens ist, türkische Namen wie Erdoğan (*"Erdogan") und Dağdelen (*"Dagdelen") richtig zu schreiben, habe ich kurzerhand und nach alter schlechter(?) Gewohnheit flugs eine kleine Petition an ARD und ZDF aufgesetzt und diese dann bei Fratzbuch bei verschiedenen (vor allem linken, radikaldemokratischen, antifaschistischen und antirassistischen) Gruppen, in denen ich Mitglied bin, gepostet.

Die Reaktionen waren - wie so oft - ernüchternd bis erschreckend.

Einige meinten, das wäre ja wohl lächerlich und das unwichtigste Problem überhaupt; andere scherzten, dann müssten ja auch russische und chinesische Zeichen eingeführt werden; wieder andere verwiesen darauf, dass ja deutsche Umlaute im Englischen auch falsch wiedergegeben würden ("die Andern sind auch böse"); einige meinten (wohl wegen Erdoğan, dem aber immerhin meist die Ehre der korrekten Aussprache - ohne hörbares G - erwiesen wird), die Türken hätten gar keinen Respekt verdient; manche dachten, es solle darum gehen, ihnen selber Schreibfehler nachzuweisen oder Vorschriften zu machen...

Eine (ausgerechnet aus der Gruppe "Linksfraktionen") schrieb:
Meine türkischen Real-Freunde haben kein Problem damit.
(Woher weiß sie das so schnell und genau?)
Es verbietet Ihnen doch niemand, das so zu schreiben, wie Sie es möchten, oder?
So wie vor Jahrzehnten polnische Namen "eingedeutscht" wurden um einfacher zu werden, werden auch türkische Namen eingedeutscht werden. Wer aber so sehr an seiner "Ur-Schreibweise" hängt, muss wieder umziehen oder 'ne Deutsche heiraten und ihren Namen annehmen.


Eine Antirassistin meinte, ich würde damit Rassismus verharmlosen, und irgendwer behauptete, dies sei wohl ein Provokation der AfD, um die Deutschen gegen die Türken aufzubringen...

Ich versuchte dagegenzuhalten, im Prinzip mit den immer gleichen Argumenten:

Wie sich wohl die Angehörigen der NSU-Opfer Enver Şimşek und Mehmet Kubaşık fühlen mögen, wenn sie fast immer falsch als "Simsek" und "Kubasik" geschrieben (und ausgesprochen) werden, während ein Name wie François Mitterrand immer richtig geschrieben wird - Tuğçe (Albayrak) dagegen aber wieder nur *"Tugce"...?

Wenn die Tagesschau französische, spanische oder skandinavische Sonderbuchstaben korrekt wiedergeben kann, sollte das nicht auch beim Türkischen möglich sein? Und wäre alles Andere nicht Ignoranz, eine Form von Nationalchauvinismus und fast schon Rassismus?

Und dass das türkische Alphabet (genau wie das deutsche) ein lateinbasiertes mit einigen Sonderzeichen (vgl. ä, ö, ü, ß) sei und es für andere Alphabete (griechisch, kyrillisch, arabisch u.a.) und Schriftsysteme (Chinesisch u.a.) normierte Transskriptionen gebe...

Der Erfolg war und ist mehr als mäßig; die Allermeisten woll(t)en es nicht verstehen und verteidig(t)en äußerst aggressiv ihre Ignoranz. Von wegen "Internationale Solidarität"...

Erfreulich war allein, dass relativ vielen türkischen FB-"Freunden" und auch Fremden die empfohlene Petition gefiel. (Zwischenstand nach ca. zwei Stunden aber trotzdem erst 16 Unterschriften - nicht jedes "Like" ist eben eine Mitzeichnung...)

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Zornige junge Männer
Donnerstag, 9. Juni 2016, 18:47

Weil ich des Themas und der Wirkungslosigkeit meiner immer wieder vorgebrachten Argumente inzwischen einfach müde bin, will ich zum vieldiskutierten (und zur breiten Empörung über "undankbare Flüchtlinge" herhaltenden) Brand in einer Düsseldorfer Notunterkunft nur noch Folgendes anmerken:

Wo über hundert junge Burschen alleine zusammengepfercht und weitgehend sich selbst überlassen werden, kommt meistens nichts Gutes (sondern Gewalt) bei heraus - das ist im Knast, beim Militär oder im Jungeninternat nicht anders...

Selbst unser Klassenlehrer im Mathe-LK meinte damals, wenn das einzige Mädchen mal nicht da war, wäre die Stimmung deutlich aggressiver.

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Mittwoch, 1. Juni 2016
Die EM kann beginnen
Mittwoch, 1. Juni 2016, 18:07

Passend zum metereologischen Sommeranfang: veritables Fritz-Walter-Wetter (nicht nur) in Düsseldorf!

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Zur Petition Weiterentwicklung: Demokratie
Das Prinzip Permanentes Plebiszit

We were all just hanging around waiting to die and meanwhile doing little things to fill the space.
Charles Bukowski